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Traun. Otto Ferdinand "
Hälfte der ganzen Infanterie ausmachten
und es also von seiner Seite völlig ge-
rechtfertigt gewesen sei, mit so unverläß-
lichen Truppen keine offene Schlacht zu
wagen. Dieses Vorgehen Traun 's
wurde in Wien sehr übel vermerkt. Der
Ministerrath, welcher aus Gundakar
Grafen S ta rhemberg , Hofkanzler
Grafen U l f e l d , Kriegspräsidenten
Grafen H a r r ach, dem böhmischen
Kanzler Philipp Grafen Kinsky, dem
geheimen Rathe Rudolph Grafen (5 ollo-
redo und dem Referenten Baron Bar-
ten stein bestand, beschloß, dem Feld-
marschall nochmals zu befehlen, den
Panaro zu überschreiten und in den
Kirchenstaat einzurücken, erwog überdies
wieder, ernstlich die Abberufung Traun's
und nahm als dessen Ersatzmann neuer»,
dings den Prinzen von Sachsen-Hildbura/ !
hausen in Aussicht. Ulfeld und Gar» l
tenstein waren Trann's entschiedenste 5
Gegner, und ihnen schloffen die Uebrigen!
sich an, außer dem greisen Gundakar
Starhemberg, der des Feldherrn
Rechtfertigung und Entschuldigungs-
gründe hervorhob. Indeß die Kaiserin,
gewohnt selbständig zu handeln, willigte
nicht in die Abberufung des immer als
treu erprobten Traun, wohl aber war
sie mit der Forderung ihres Ministerrathes
einverstanden, daß der Feldmarschall über
den Panaro gehe. Traun jedoch, in seiner
alten Erfahrung die Verhältnisse, mit
denen er zu rechnen hatte, genau kennend,
wagte es auf eigene Gefahr, seiner besseren
Ueberzeugung zu folgen, und schrieb, alle
Umstände klar darlegend, nach Wien, daß
er auf seiner Meinung beharren müsse.
Und so sah er resignirt seiner Enthebung
entgegen, die indeß trotz alledem unter,
blieb. Inzwischen wurde auch der spani-
sche Feldherr Gi af Gages von seinem
Hofe gedrängt, zum Angriffe gegen die Traun. Otto Ferdinand
Oesterreicher zu schreiten, und er richtete
nun auch seine Bewegungen danach ein.
Am 4. Februar überschritt er den Panaro,
ohne einem Widerstände zu begegnen, und
nahm feste Stellung bei Campo Santo,
einem eilf Stunden von Bologna ent»
fernten Orte. Graf Traun aber war
nun zum Angriffe entschlossen. Am 8. Fe»
bruar Früh begann der Kampf, es fand
die Schlacht von Campo Santo, eine der
blutigsten, statt. Den Sieg schrieben sich
beide Theile zu, die Spanier sangen ihr
.,IV'ä6mn" zu San Giovanni, die ver-
bündeten Oesterreicher und Sardinier —
wie Graf Thürheim bemerkt — „mit
größerem Rechte" zu San Felice. Von
vier Generalen der verbündeten Armee
erlagen zwei, ihren Wunden, der Ge-
sammtverlust der Oesterreicher betrug
1103 Mann, jener der Piemontesen
600 Mann, der Gesammtverluft der
Spanier wurde mit' 1733 Todten,
1397 Verwundeten, 824 Gefangenen,
also im Ganzen mit 3976 Mann beziffert.
Graf Traun sendete die Botschaft des
Sieges nach Wien, der spanische Feldherr
nach Madrid, und so wurde der Sieg bei
Campo Santo in beiden Städten ge-
feiert. Interessantes über diese Schlacht,
in welcher dem Feldmarscball zwei Pferde
unterm Leibe erschossen wurden, da er sich
immer dort befand, wo die Gefahr am
drohendsten, enthält das Zeoler'sche
„Utüversal-Lerikon", ^I.V. Bd., Sp. 229
biö 236, in einem Artikel, der noch zu
Traun's Lebzeiten erschien. Nun, nach-
dem durch die Schlacht bei Campo Santo
die Feindseligkeiten eröffnet waren, stand
die Weiterführung des Feldzuges zu er-
warten. Allein das spanische Heer hatte
durch die Scblacht sehr gelitten, und mit
den Resten desselben konnte Graf Gag es
nichts Entscheidendes beginnen. Graf
Traun aber sah sich nicht nnr dnrch die
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon