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Tschabuschnigg Tschabuschnigg
ftirt wie seinerzeit in Laibach, wie dies
schon in der Biographie von Vinc. Rizzi
sBd. XXVI, S. 203^ bemerkt wurde,
schloß sich eine Schaar junger Dichter
zu einem Bunde zusammen, um sich
wechselseitig zu poetischen Arbeiten anzu»
spornen. So wurden um die Wette Verse
gemacht und jene, welche bei der Vor«
lesung den Preis errangen, in ein Buch
eingetragen. Zwei dieser Poeten haben
sich über das Niveau des Gewöhnlichen
emporgearbeitet, einer derselben ist Paul
Renn M . XXV, S. 291^ der andere
Tschabu s chnigg. der seinem ihm lange
vorausgeschiedenen Freunde Renn auf
dessen Familienbegrabnißstätte in Klagen
fürt ein Denkmal setzen ließ. Von den
übrigen weiß wenigstens die Literatur
geschichte nichts zu melden. Diese Ver
bindung währte, bis durch die Wahl der
Berufsstudien die einzelnen Mitglieder
getrennt wurden. Tschabuschnigg be-
gab sicb, um die Rechte zu studiren, l826,
nach Wien. (5r war zu dieser Zeit erst
l7 Jahre alt, aber durch gymnastische
Uebungen, die er aus eigenem Antriebe
unternahm, körperlich vollkommen aus-
gebildet; nun sollte durch den Aufenthalt
in der Neichshauptstadt auch der Geist
gekräftigt und sein Gesichtskreis erweitert
werden. Da aber trat ein bemerkend
werther Umstand ein, der bisherige Ele-
giker, wenigstens waren seine Dichtungen
mehr oder minder vom elegischen Hauche
der Wehmuth durchweht, fühlte unter
den neuen Eindrücken, die auf ihn ein-
stürmten, eine Wandlung in sich vor-
gehen, die mit seinem bisherigen Fühlen
und Denken in ziemlich starkem Gegen-
satze stand; von einem Skepticismus be»
fallen, der aller Wehmuth und elegischen
Stimmung den Garaus machte, sing er
an, die Dinge nicht mehr durch den ver-
klarenden Schimmer einer Alles ver- söhnenden Schwärmerei zu betrachten,
sondern, indem er die Kehrseite jedes
Dinges aufschlug, trübte alsbald Zweifel
über das Geschaute seinen bisher reinen
Genuß, es war mit einem Worte der
Geist der Verneinung über ihn gekommen,
die bisherige unbewußte elegische, trau-
merische Stimmung einer bewußten kriti-
schen gewichen, die Lyrik seines Wesens-
von der Ironie angekränkelt worden, und
dieser Skepticismus ist ihm treu ge-
blieben und findet sich mehr oder minder
in allen seinen späteren Arbeiten aus-
gesprochen. Die Vorbereitungen für seinen
Beruf, die in den juridischen Studien
gipfelten, ließen ihm übrigens nur wenig
Zeit zu poetischen Arbeiten, und nur ab
und zu erschienen in den damaligen
besseren schöngeistigen Blättern Deutsch«
lands, so in Theodor Hell 's „Abend-
blatt" und in verschiedenen Taschen-
büchern und Almanachen, wie in den
„Cyanen", in „Gedenke Mein", im
„Orpheus" u. a. Beiträge lyrischen und
novellistischen Inhalts aus seiner Feder.
Da schlug in das Stillleben seiner poeti-
schen und sorgenfreien Studentenwirth-
schaft wie ein Blitz aus heiterem Himmel
die Iuli'Revolution nieder, und von
diesen Ereignissen angeregt, schrieb er
einen kleinen Roman, betitelt: „Das
Haus des Grafen Owinski" , dem die
polnische Revolution zum Hintergrunde
diente, und welcher 1832 im Buchhandel
erschien. (Eine vollständige Uebersicht
seiner Schriften, sowohl der selbständig
herausgegebenen, wie der in Taschen-
büchern und Zeitschriften zerstreuten,
folgt auf Seite w u. f.). Diesem Roman
folgte schon im nächsten Jahre die erste
Ausgabe seiner Gedichte. Ich erinnere
mich noch genau des Eindrucks, den die-
selben in jenen Kreisen hervorriefen,
welche überhaupt Gedichte lesen. Es
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon