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Tschabuschnigg Tschabuschnigg
an einen Freund erfahren wir, wie innig
verbrüdert Beide waren, und welch edler
Charakter der Verblichene gewesen. „Ich
habe", lautet darin eine Stelle, „selten
ein Wesen gesehen, das seine unsterbliche
Aufgabe auf Erden so rein gelöst hat.
Sein Tagebuch aus Bleiberg ist eine
schöne Idylle, nicht dieser, sondern einer
ewigen Welt. Es ist ein Kunstwerk und
noch dazu ein erlebtes". Einen Ersatz,
so weit ein solcher möglich ist, fand unser
Dichter ein Jahr nach dem Tode seines
Bruders in seiner Gattin, denn am
3 t. October 4841 vermalte er sich mit
Julie, derTochterdesAppellations-Vice-
Präfidenten von Heufler auf Rasen
und Perdon egg, einer Schwester des
bekannten Botanikers L u d w i g von
Heufler M . VII I , S. 430^. Er hatte
Jul ie schon im Jahre 1830 kennen
gelernt, sich aber bald von ihr trennen
müssen und eine lange Neihe von Jahren
weder persönlichen, noch schriftlichen Ver»
kehr mit ihr unterhalten, bis ein gün-
stigeres Geschick zur Vereinigung Beider
führte. Ihr, der endlich gewonnenen,
hatte er auch sein nächstes größeres Werk,
den zweibändigen Roman „Der moderne
Eulenspiegel" gewidmet. Kehren wir nun
zu seinem eigentlichen Lebensgange zurück.
1844 war Tschabuschnigg zum Rathe
beim k. k. Stadt- und Landrechte in
Klagenfurt ernannt worden. Noch be»
fand er sich auf diesem Posten, als die
Bewegung des Jahres 1848 über Oester»
reich hereinbrach und auch unseren
Poeten, wenngleich unvorbereitet, so
doch nicht ganz unerwartet überraschte.
Denn schon während seines Aufenthaltes
in Trieft, wo er die Erfolge Stadion's,
der energisch in die Verhältnisse eingriff
und, wie sehr der Wind in Wien rück-
wärts blies, dennoch vorwärts steuerte,
zu beobachten Gelegenheit hatte, war ihm die Unhaltbarkeit des alten Systems
klar geworden und ein Wechsel desselben,
ob im Umsturz oder im gesetzlichen Wege,
nur mehr als eine Frage der Zeit er-
schienen. Auch hatte er während seines
Aufenthaltes in Karlsbad, in den Jahren
1839 und 1843, Einblick gewonnen in
die Bestrebungen der ständischen
Opposi-
tion Böhmens und sich dem Kreise ge-
nähert, in welchem die bekannten „drei
Denkschriften" ihre Entstehung fanden.
Deshalb begrüßte auch er den Um-
schwung, den die Märztage einleiteten,
mit der Freude des wahren österreichi-
schen Patrioten, dem die Sedlnitzky'sche
Polizeiwirthschaft längst ein Grauet ge-
wesen. Und nun, als sich auf den Trüm-
mern der alten Einrichtungen der Neubau
erhob, legte auch er Hand ans Werk
und war einer der thätigsten Mitarbeiter
an den Reformen der Neuzeit. I n die
rasch organisirte Nationalgarde trat er
sofort als Rottenführer ein, dann drang
er auf Beiziehung von Vertretern des
Bürger- und Bauernstandes zu den land-
ständischen Sitzungen, in welchen er per»
sönlich eine vielseitige Wirksamkeit ent-
faltete. Er fühlte sich dazu umsomehr
berufen, als ja sein Vater, der bald nach
Anbruch der besseren Zeit im Kaiserstaate
aus dem Leben schied, viele Jahre hin»
durch die Stelle eines landstänoischen
Secretärs bekleidet hatte und er selbst
durch das Vertrauen seiner Mitbürger in
die Zahl jener Abgeordneten aufgenom-
men wurde, welche im April nach Wien
gingen, um über den Verfafsungsentwurf,
die Ablösungsfrage, die neue Gemeinde-
ordnung, die Reform der Provinzial-
stände und des Iustizwesens, sowie über
andere wichtige, durch den Umschwung
der Zeit nothwendige Reformen zu be»
rathen. Nach seiner Rückkehr aus der
Reichshauptstadt fand er freilich stark
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon