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Joseph Ernst
flössen sein, der sich dabei der Chiffre I'.
bedient hätte. Und dieses Lob blieb nicht
ohne Einfluß auf Tunner's spätere
Lebensstellung. Es war nämlich um
jene Zeit der Director der Bildergalerie
und Zeichenakademie in Graz Joseph
August Stark M . XXXVII , S. 2i7^
gestorben, und es galt, seinen Posten neu
zu besetzen. Daß der Localpatriotismus
des edlen steirischen Dichters Gottfried
Ritter von Leitner M . XIV, S. 344^
bei dieser Gelegenheit erwachte und auf
biese Stelle gern einen Steiermärker be»
rufen gesehen hätte, begreift sich um so
leichter, als dieser Poet Karajan's
Bericht über das Altargemälde in der
Triester Antoniuäkirche gelesen, welcher
mit den Worten schließt: „daß die Ver»
ehrung dieses Werkes mit den Jahren
steigen und mit Freuden namentlich der
Steiermärker in späten Zeiten davor aus»
rufen wird: das hat mein Landsmann
gemacht". Obwohl nun Leitner von
dem Künstler selbst nichts Näheres wußte,
als daß derselbe ein Steiermärker sei und
gewöhnlich in Rom lebe, so richtete er
doch an denselben ein Schreiben, worin
er ihm bekannt gab, daß die durch Todes«
fall erledigte Stelle zu besetzen sei, und
zwar schrieb er, ohne sich zu nennen, um
nicht in seiner Eigenschaft als ständischer
Secretär in Tunner Hoffnungen zu er-
wecken, die sich am Ende vielleicht nicht
erfüllen mochten, zu denen aber der
Anlaß gegeben war, weil das Schreiben
von dem Künstler als eine indirecte Auf»
forderung der Stände selbst hätte aw
gesehen werden können. Tunner, der,
um sich über die Verhältnisse genauer zu
unterrichten, von Trieft, wo er damals
weilte, eigens nach Gratz reiste, zeigte,
obwohl er sich mit dem Landeshaupt-
mann Ignaz Grafen Attems, seinem
einstigen Schulgenofsen, mit dem stän> ', Joseph Ernst
dischen Verordneten von Thinnfeld
sBd. XI.IV, S. 234 j^ und dem steier^
märkischen Gouverneur Grafen Wicken-
bürg über diese Angelegenheit berieth,
doch nichts weniger als Lust, sich um den
Posten zu bewerben. Erst als Graf
Wicken bürg bald danach, auf einer
Reise begriffen, nach Rom kam und ihm
das Versprechen gab, mit allen Kräften
dahin zu trachten, daß der gänzliche
Mangel an Kunstsinn in Steiermark nach
und nach gehoben und so einem von
edelstem Streben durchdrungenen Künstler
der Boden behufs weiteren Wirkens
möglichst geebnet werde, erst da entschloß
er sich in Bewerbung zu treten. Seine
Eingabe in Form eines Briefes, datirt
von Rom 28. November 4833, gelangte
mit einem k. k. Präsidialsckreiben vom
48. December 1838 an die steirischen
Stände. Er bewarb sich aber nicht ein»
fach hin um den Posten, sondern stellte
seine Bedingungen, und zwar verlangte
er entsprechende Räumlichkeiten, eine
vollständige Einrichtung der Akademie,
mit allen für den Elementarunterricht
wie für höhere Zeichenkunst nöthigen Vor-
lagen und einer hinreichenden Auswahl
an guten und tüchtigen Originalen in
der Blumen«, Landschafts» und Figuren-
zeichnung; ferner, da er für seine Person
sich doch nur auf die höhere Ausbildung
schon vorgeschrittener Zöglinge beschränken
könne, die Anstellung eines eigenen
Unterlehrers, über dessen Fähigkeit und
Verwendung er sich die Entscheidung vor»
behalten müsse; endlich, uni mit den Fort-
schritten der Kunst auf gleicher Hohe zu
bleiben, wozu sich ihm aber in Gratz bei
den bestehenden Verhältnissen keine Aus-
sicht darbiete, die Bewilligung und die
Mittel zu Kunstreisen in den jährlichen
Ferien. Dagegen verpflichtete er sich, die
Anleitung der höheren Elasse selbst zu
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon