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Nnger. Johann Karl
VI. Anger's katholische Potanik. Von dieseni
Specificum wurde viel nach Unger's Tode
gefabelt. Es hieß. daß der Gelehrte einen
Vortrag, der obigen Titel führe, habe halten
wollen, und daß das Manuscript, nach welchem
man in seinem Nachlasse gesucht, „ver<
schwunden sei", üs handelt sich in diesem
Vortrage wohl um eine Darstellung jener
Pflanzen, deren sich der katholische Cultus
zur Symoolifirunss seiner Ceremonien und
Bräuche vorzugsweise bedient. Eine gewisse
Partei fürchtete nun eine Profanirung heiliger
Vräucke. wa5 aber gar nicht in Nnger's
Absicht lag, der vielmehr, wie er dies bei
anderen Pflanzen gethan, z. V. bei den
Pflanzen des alten Aegyvten, bei den Pflanzen
als Zaubermittel, beim Rosmarin u. dgl.,
nur einen culturhistorischen Essay über ver-
schiedene beim kirchlichen Cultus der Katho.
liken verwendete Pflanzen zu geben vorhatte.
Die Sache aber wurde anders gedeutet, kam
ins Publicum, worauf Nnge r's Sohn
Theodor die Erklärung veröffentlichte, daß
bei der Durchsicht der hinterlassenen Manu«
scripte seines Vaters thatsächlich für diesen
Vortrag wohl Material, sonst aber auch
keine Spur einer Verarbeitung desselben sich
vorgefunden habe. Der Vortrag sei also nicht
verschwunden, sondern übrrdaupt nicht vor-
handen gewesen.
VI I . Nr. /ranz Anger's Denkmal. Bald nach
dem geheimnißvollen Tode Nnger's wurde
von Gelehrten und Freunden der Wissen-
schaft der Gedanke angeregt, dem Ver<
ewigten im Weichbilde 5er Stadt Gratz, in
welcher er so viele Jahre gelebt und gewirkt,
ein Denkmal zu sehen. Die Ausführung des
Monuments ward dem Wiener Bildhauer
Kundtmann übertragen. Von dem ur<
sprünglichen Gedanken, dasselbe im botanischen
Garten, wo es nur wenig gesehen würde, zu
errichten, ging man bald zu dem Plane über.
die Aufstellung an einem geeigneten Platze
des Stadtparkes vorzunehmen. Die Marmor«
büste, von Kundtmann bereits 5872 in
1^2 natürlicher Grüße beendet, wurde bis zu
definitiver Entscheidung provisorisch in einem
Saale des Ioanneums aufgestellt.
Unger, Johann Karl (Schrift-
steller, geb. zu Rißdorf in der Zips
in Ungarn am 13. April 1771, TodeS-
jähr unbekannt). Seine Vorfahren waren 1 Anger, Johann Karl
protestantisch, seine Eltern aber katholisch.
Von seinem Vater, welcher in Ungarn
als Lehrer wirkte, als unter der Regie-
rung der Kaiserin Maria Theresia
daselbst die verbesserte öehrart eingeführt
wurde, genoß er den Unterricht in den
Elementargegenstanden. Hierauf kam er
nach Käsmark, wo er das damalige
Gymnasium der Pauliner besuchte, und
dann nach Pudlein, wo er im Collegium
der Piaristen seine Studien fortsetzte. 3)a
seine Fortschritte in denselben nichts zu
wünschen übrig ließen, so wurde er zur
weiteren Ausbildung nach Kaschau ge»
schickt. Kaum aber hatte er daselbst die
philosophischen Jahrgänge beendet, als
durch unglückliche Verhältnisse der Vater
sein ganzes Vermögen verlor. Als sich
zu diesem Mißgeschick noch schwere Krank-
heit im Elternhause gesellte, sah sich der
Sohn in seinem Fortkommen auf sich
allein angewiesen. Unter solcben Um»
ständen bedachte er sich nicht lange und
trat, auf den Antrag der Piaristen, 1788,
17 Jahre alt, in den Orden der frommen
Schulen ein, in welchem er, da seine
Fähigkeiten erkannt waren, sogleich ein
Lehramt erhielt. Er trug zunächst Gram-
matik am Gymnasium zu Pudlein vor
und kam dann auf die Vorbereitungs-
schule in Neutra. Wahrend seines drei»
jährigen Klosterlebens betrieb er mit
großein Eifer und von seinen Ordens-
brüdern auf das wirksamste unterstützt,
das Studium der lateinischen Classiker.
Sein Entschluß, Theologie zu studiren,
wurde durch das Wohlwollen gezeitigt,
welches der Bischof von Neutra, nach-
maliger Erzbischof von Erlau, Franz von
Fuchs dem jungen Piariften erwies, und
so widmete er sich zuerst im Seminar zu
Neutra, dann in jenem zu Wien, in
welches ihn der Cardinal Migazzi
aufnahm, den theologischen Wissen-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Band 49
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Ullik-Vassimon
- Band
- 49
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon