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Veit. Wenzel Heinrich 97 Veit, Wenzel Heinrich
seinem Collegen Friedrich Wilhelm Pixis
Md. XXII , S. 378^, welcher die Treff-
lichkeit der Arbeit anerkannte und nun
auch nicht säumte, dieselbe dem großen
Publicum vorzuführen' ein Umstand,
mit dem es Pixis nicht eben leicht nahm,
da er nur Vorzügliches zur Aufführung
zu bringen pflegte. Von der ersten öffent.
lichen Aufführung dieses Quintetts datirt
Veit's Nuf als Kammermusicus. Bald
wurden auch auswärtige Künstler, vor
Anderen Robert Schumann, auf den
jungen Musiker aufmerksam. I n Am-
b'r o s' prächtigem Essay über Veit finden
wir eine getreue Schilderung der immer
sich steigernden Entwickelung unseres
Componisten und der seiner Zeit voran-
gehenden und ihn begleitenden Musikoer»
Hältnisse in Prag, insbesondere als mit
Bernhard Gutt >M. VI, S. 48) ein
neuer Geist der Kritik eingezogen war,
der durch seine geistvollen und immer
den Nagel auf den Kopf treffenden Be-
urtheilungen der Arbeiten Veit's in
nicht geringem Maße auf diesen eingewirkt
haben mochte. Im Jahre 1841 compo-
nirte Veit die nachmals im Leipziger
Gewandhause mit reichem Beifall aufge»
nommene „D-?no//-Ouvert!lre" s()p. 1?),
welcher er später das Motto gab: „Durch
Nacht zum Licht". Ebenso erfreute sich
sein „6^o^-Quintett" sOp. 20,, als es
in Prag im April 1843 zur Aufführung
gelangte, des entschiedensten Beifalls,
besonders durch sein originell roman»
tisches Scherzo und sein edles Adagio,
eines Beifalls, der sich auch in Paris
wiederholte und dort zuerst die Aufmerk»
samkeit auf den böhmischen, in der Seine-
stadt bisher unbekannten Symphoniker
richtete. Neben den zahlreichen ernsten
ganz von der Weihe erhabener Kunst er-
füllten Compositionen schrieb Veit auch
noch eine Anzahl köstlicher musikalischer!
v. Würz dach. dio.ir. Lerikon. 1 .^ sGedr. 30. Scherze — aber nur als Gelegenheit^
stücke für seinen Freund Graff —
wovon jedoch, so viel mir bekannt
ist, nur ein Violinconcert im Druck
erschien. Ueber Veit's groteske Syw'
phonie „Episode aus einem Schneider-
leben" vergleiche S. 101 die Quellen. Ein
anderes, edelernstes Werk entstand aus
Anlaß der Eröffnung der Wien<Prager
Eisenbahn, nämlich eine Kantate: „Böh-
mens Bergsegen", zu welcker Professor
Wenzel Alois Swoboda den Text ge-
schrieben. An den Ton des Oratoriums
klingend, enthält es ungemein melodiöse
und charakteristische Chöre der wohlthä-
tigen Berggeister, Gnomen des Eisens
und des Goldes, und eine, wie Ambros
sie treffend bezeichnet, „eisenkräftige Baß«
arie", das Lob des Eisens, von Stra-
katy gesungen, mackte ganz besonders
Sensation. Als er später in der Beamten»
laufbahn immer höhere Posten erstieg,
trat vor seiner rastlosen pflichttreuen
Thätigkeit seine geliebte Tonkunst zurück.
Er scbenkte dann der Welt nur noch
wenige, aber sehr bedeutende Werke,
neben etlichen interessanten Clavier-
stücken das „Quintett in .4-ckc?-", die
herrliche „Uis8a. soisnnis^ (Op. 44),
deren Aufführung am Iacobustage 183?
in der Prager Minoritenkirche stattfand,
die „N-mo//-Symphonie" ^0p. 49),
das „Trio in ^)-no^", welches nament-
lich Dreyschok, ein feiner Kenner, mit
lauter Freude als ersten Schritt auf neuer
Bahn begrüßte, und endlich sein letztes
Werk „^6 venm" zur Einweihung der
Karolinenthaler Kirche. Ein schönes reich»
begabtes Leben schloß mit Veit. „Ihn
krönt ein Nachruhm", heißt es in einem
Nekrologe, „der kein vergänglicher sein
wird; so lange man zu erkennen im
Stande sein wird, was in der Musik schön
und edel ist, so lange werden seine (5om-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon