Seite - 118 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
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Verhovac)
in der Bildungsanstalt für junge Welt-
geistliche. Dann erhielt er noch die Pro-
fefsur der Rhetorik am Seminar zu Agram
und zugleich die Supplentur der Theo-
logie an der Akademie daselbst. Alö
Kaiser Joseph bald nach seinem Regie«
rungscmtritte alle Bildungsanstalten für
junge Geistliche in den einzelnen Diöcesen
auflöste und in den Hauptstädten Gene-
ral-Seminarien zur Heranbildung der
jungen Cleriker errichtete, ward auch in
Agram 1784 ein solches ins Leben ge-
rufen und Verhoväcz vom Kaiser zum
Recior desselben bestellt. Im Jahre
1786 wurden dann alle Zöglinge der
Seminarien von Erlau, Agram, Fünf-
kirchen und aus Siebenbürgen in das
Haupt seminar, welches für sämmtliche
Diöcesen Ungarns, Croaiiens, Slavo-
niens und Siebenbürgens in Pesth er-
richtet worden war, übersetzt, und Ver>
hoväcz trat an die Spitze der neuen
Anstalt. Scdon vorher zum Domherrn
an der Collegiatkirche zu Agram und
zum Notar am bischöflichen Consistorium
ernannt, erhielt er nun noch das Direc-
torat der theologischen Facultat an der
Pesther Hochscbule. Nur ein Jahr versah
er diese Stelle, denn schon am 21. August
1787 erhob ihn Kaiser Joseph zum
Bischof von Agram. Erst 33 Jahre war
VerhovZ.cz alt, als er diese hohe
Kirchenwürde übernahm, und 40 Jahre,
bis zu seinem Tode, bekleidete er dieselbe
zur Zufriedenheit dreier Monarchen und
des Landes, dessen Magnaten ihn auf
den Landtagen der Jahre 1790 und
1792 den Spiegel aller Bischöfe nannten
Er trug Sorge für die wissenschaftliche
und sittliche Bildung seines Clerus, ver-
sammelte, um die kirchliche Disciplin zu
ordnen, denselben (1803) um sich, be-
reiste, um das Wort Gottes zu verkün-
den, um die Glaubigen seiner Diöcese in jenen Tagen voller Drangsale selbst auf-
zurichten und zu ermuntern, seinen aus-
gedehnten, bis in den Banat sich er.
streckenden Sprengel. Im Pfarrhofe an»
gekommen, begab er sich sofort in die
Kirche und verweilte, seines geistlichen
Amtes waltend, den Tag über in der»
selben. Er trug das Wort Gottes in den
Landessprachen, deren ihm jede geläufig
war, mit hinreißender Beredtsamkeit vor
und erzielte oft wunderbare Wirkungen.
Bei der Visitation entging nichts seinen
Augen- er half, wo und wie er konnte,
den Mangeln des Gottesdienstes und
Schulunterrichtes ab; erbaute auf seine
Kosten Kirchen, Schulen, errichtete nieh>
rere Pfarren, verschönerte die Domkirche zu
Agram und stellte daselbst das Seminar
zur Bildung des jungen Clerus neu her.
Er vermehrte in ansehnlicher Weise und
mit kostspieligen Wecken die Diöcesan-
bibliothek. Was die von ihm gespendeten
Wohlthaten betrifft, so entziehen sich die»
selben zum größten Theile der öffent«
lichen Kenntniß, weil er Unsummen
im Geheimen spendete. Er gründete ein
Waisenhaus für 24 elternlose Knaben,
welcke fähig waren, sich den Studien zu
widmen. I n seinem Testamente noch be»
dachte er, um die Fortdauer dieser Anstalt
zu sichern, dieselbe mit dem ansehnlichen
Capital von 33.000 ft. Für die in der
Seelsorge ergrauten und gebrechlich gewor»
denen Priester baute er auf eigene Kosten
ein Versorgungshaus, in welchem sie
den Rest ihrer Lebenstage in gemächlicher
Ruhe sorgenlos zubringen konnten, und
legirte letztwillig für diese Anstalt, sowie
für das von ihm erbaute Seminar
33.000 fi. 1804 führte er den Orden der
barmherzigen Brüder in Agram ein, und
4819 machte er eine Stiftung von
10.000 fi. für das Hospital desselben.
Den Kriegen seiner Zeit welche die Kräfte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon