Seite - 148 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
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Verri Pietro 148 Verriß Pictro
die Einsamkeit", in welcher die Seele
des Denkers ihre ganze Kraft fühlt, der
Geist sich nährt und ausdehnt, und dav
Herz durch erhabene Gefühle erwärm
wird', — „Das Du, Ihr und Sie" (i
tu, voi e Ici); — „Gespräch zwischer
einem Mandarin und einem Sach
Walter"' — „Der Tempel der Unwiffen-
heit"' — „Ueber den Handel"', —
„Ueber den Luxus" und „Gedanken übe
den Geist der Literatur in Italien
Peter Verri's bedeutendere Schriften
so seine philosophischen Werke, sein
Abhandlung über Schmerz und Ver-
gnügen, sein Hauptwerk: „Betrachtungen
über die Nationalökonomie" und jene
letztgenannten im Journal ^OaM" be
findlichen Abhandlungen sind dreimal
von Eh. Mingard, von Chardin und
von Ferd. Neale, ins Französische über
setzt worden. Im Vorstehenden wurde
kaum eine nur einigermaßen bedeutendere
Arbeit Peter Verri's übersehen. In
allen spricht sich, wie dies wohl nur selten
bei Schriftstellern der Fall ist, der ganze
hochsinnige Charakter Verri's aus. Er
war unbestechlich, unermüdlich in seinem
amtlichen Berufe, reich an hauslichen
Tugenden, liebevoll, gerade und beständig
in seiner Freundschaft, ein unerschrockener
Eiferer für die Wahrheit, ein begeisterter
Bekenner derselben, und wenn auch dem
Aberglauben abhold, doch streng religiös.
Er lebte ganz dem Wohle der Menschen
und seines Vaterlandes, und wenn er
nicht immer Dank einerntete, er hatte
nicht dafür gearbeitet, im Bewußtsein,
seine Pflicht zu erfüllen, lag sein höchster
Lohn. Er trug Jenen, die ihn so lange
quälten und verfolgten, bis er, um Ruhe
vor ihnen zu haben, seine Aemter nieder»
legte, keinen Groll nach und blieb nach
wie vor der loyale Bürger. Als Kaiser
Leopold 1790 den Thron bestieg und, um die Bedürfnisse derLombardie kennen
zu lernen, Abgeordnete aus Mailand zu.
sich berief, richtete Verr i von seinem
Landgute aus, wo er sich
zur Ruhe zurück-
gezogen, an die Deputirten vor ihrer
Abreise folgende Weisungen: „Des Kai»
sers Majestät Leopold I I . ladet aus
eigenem Antriebe die Unterthanen ein,
ihre Bedürfnisse und Leiden vor ihn zu
bringen, damit mündlich die Aufklärungen
gegeben werden mögen, welche zur Ab»
Hilfe der Uebelstande dienlich sind. Wohl
konnte man kein günstigeres Ereigniß.
wünschen; seit Jahrhunderten ist dieser
Provinz kein so glückliches Loos gefallen.
Kaum duldete man öffentliche Vorstel«
lungen, und der, welcher dergleichen
wagte, mußte es sich
gefallen lassen, wenn
man ihn mit dem Namen eines Intri-
guanten, ungestümen Forderers, Fana-
tikers brandmarkte. Jetzt ladet man die
Kinder ein, ermuntert sie, vor dem Vater
zu erscheinen; die Menschen dürfen zu
ihrem Lenker, die leidenden Unterthanen
zu ihrem mitfühlenden tugendhaften
Monarchen treten. Wenn wir nicht auf»
richtig in Darlegung unseres Zustandes
sind, ist die Schuld unser; wenn wir mit
unbescheidenen belästigenden Forderungen
die öffentliche Wohlfahrt gefährden, ist die
Schuld unser; wenn wir aus armseliger
Unwissenheit der wahren Grundsatze
ieber ein unhaltbares System und das
Wiederaufleben veralteter Vorurtheile,
als die unerschütterliche Herrschaft des
Rechtes und der Vernunft suchen sollten,
ist die ganze Schuld unser. Es ist keines»
wegs wahr, daß die lange Unterdrückung
es vergangenen Geschlechtes und des
gegenwartigen, eingeschüchtert durch eine
Reihe willkürlicher Handlungen der Mi«
nistergewalt, dcn Geist so heruntergebracht
und entwürdigt hat, daß man die Tugend
sür eine Chimäre und die Vaterlands-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon