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Vetter, Anton 232 Vetter, An toll
in die Reihen der ungarischen Rebellen»
armoe und commandirte als Oberstlieute»
nant am 2. September 1848 die Infan»
terie bei Erstürmung des Raitzer Lagers
zu Perlasz, wo er sich durch Muth
und Tapferkeit besonders auszeichnete.
Nun folgte seine Beförderung von Rang
zu Rang mit jener Raschheit, wie es auf
jeder steil abwärtsgehenden revolutio-
nären Laufbahn der Fall zu sein pflegt,
insbesondere wenn man mit gründlichen
militärischen Kenntnissen Entschlossenheit
und persönliche Tapferkeit verbindet,
weiche Eigenschaften Vetter nicht ab-
gesprochen werden können. Gegen Mitte
November 1848 bereirs Oberst, über-
nahm er an Stelle des Generals Kiss
sBd. XI. S. 231^, mit dem er über-
haupt im Commando der Südarmee oft
abzuwechseln pflegte, den Oberbefehl in
den südlichen Gegenden und schlug sein
Hauptquartier in Becskerek auf. Unter
ihm diente der berüchtigte R6zsa Sän»
dor M . XXVII. S. 188^j, der früher
als Räuderhauptmann in der Umgebung
von Szegedin sein Unwesen getrieben
und nach erhaltenem Pardon als Guerilla-
führer den Rebellen treffliche Dienste
leistete. Die Leute desselben waren außer
den Feuerwaffen noch mit dem Fokos
bewehrt, mit welchem ste besser umzu-
gehen verstanden, als mit dem Säbel.
Diese Fokos, eine in den Händen des
ungarischen Bergbewohners ebenso furcht-
bare Waffe wie die Sense in jenen der
polnischen Sensenmänner, versetzten wie
die Bleiknopfpeitschen der CsikosHusza-
ren den Gegnern manche gefahrliche
Wunde. Unter Vetter's Commando
erfocht Damianich Md. I I I . S. 14^
seinen Sieg bei Lagerdorf, das er, nach-
dem der Feind nach mannhaftem Wider-
stände daraus vertrieben worden, mit
seinen Truppen besetzte. Rözsa Sändor tödtete bei dieser Affaire allein an ein
Dutzend seiner Gegner. Mitte December
begab sich Vetter nach Arad, um die
Erstürmung der Festung persönlich zu
leiten, da sie schon einmal trotz M ä.-
riässy's Kühnheit mißglückt war. Als
dann im nämlichen Monate noch der
damalige ungarische Kriegsminister Läzar
M6szä.ros M . XVI, S. 46^ gegen
den aus Galizien in Nordungarn ein-
gedrungenen Feldmarschall > Lieutenant
Grafen S ch l i k aufbrach, übernahm
Ve t te r provisorisch die Leitung des
Kriegsministeriums, und damals schon
zeigte sich der zwischen Görgey und
Ko ssuth herrschende, aber nur von den
Eingeweihten erkannte Antagonismus,
da Ersterer in seinem Armeebefehle ä<1c».
Hauptquartier Promontorium 2. Jänner
1849 erklärte: „daß er nur von
Vetter als gesetzlichem Stellvertreter
des von Sr. Majestät König Ferdi-
nand V. ernannten verantwortlichen
ungarischen Kriegsministers Befehle an-
nehmen werde". Nach dem Mißgeschicke
Dembinski's bei Käpolna kurz vor
Beginn des Monats März 1849 trat
Vetter aufs Neue in Activität und
wurde zum Obercommandanten der ge-
sammten ungarischen Armee mit Aus-
nahme weniger Abtheilungen ernannt.
Nun stehen sich die Ansichten über seine
Operationen bei Szolnok diametral gegen»
über. Während die Anhänger Görgey's
behaupten: Vetter's Plan, bei Szolnok
zu debouchiren, sei gänzlich mißglückt,
behaupten Andere: der mittlerweile zum
Feldmarschall-Lieutenant avancirte Vet-
ter habe die ganze April-Campagne, von
dem Marsche auf Hatvan, der Umgehung
von Iäszbereny, dem Abmarsch aus der
rechten Flanke und der Forcirung der
Heerstraße bis zum Entsatze von Komorn
entworfen. Wie dem auch sei, Görgey
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon