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Virag. Benedict 39 , Benedict
0-^") d. i.
Ungarische Poeten, die in römischem
Versmaße.geschrieben von 1340—l800
(Pesth 1804. 8".). Benedict Viräg
war, wie ein Kenner der ungarischen
Literatur, Gustav Steinacker, es aus-
spricht, nicht nur der geschickteste und
geschmackvollste Handhaber äußerer Form
unter seinen Zeitgenossen, sondern auch
zugleich der reinste Ausdruck jenes
Geistes, welchen das classische Alterthum
ein für alle Mal als Muster und Regel
aufstellt. Dann ist bei ihm die Form ein
äußerer und nothwendiger Ausdruck des
classischen Geistes, welcher bei ihm nicht
etwas erst Angeeignetes, sondern als
Keim mit ihm geboren, durch das zum
Stoicismus erziehende Mönchsleben ent-
wickelt und durch das Studium der ihm
geistesverwandten römischen Philosophen
und Dichter, insbesondere des H oraz,
genährt wurde. V i r ä. g ward der
Schöpfer der philosophischen und heroi-
fchen Ode in der ungarischen Literatur,
wer seine Gedichte heutzutage liest, nach-
dem BerzsttNyi diese Gattung auf den
höchsten Standpunkt erhoben, wird kaum
ahnen, wie dieselben seine Zeitgenossen
hinrissen als poetische, wie sie auf die
Sprache einwirkten als linguistische
Werke. Er war der Sänger der Vater«
landsliebe und Tugend; das kriegerische
und bürgerliche Verdienst, die echte
Tugend im Gegensatz zu jedem falschen
Glänze, die Freiheit mit Loyalität ge>
paart, bildeten die Hauptgegenstände
seiner Verherrlichung. Die zwei Haupt»
formen, in denen er sich bewegte, waren
die Ode und die poetische Epistel. Von
seinen Oden, in denen er ernst ist, ge«
hoben, sententiös voll lyrischen Schwun-
ges, deren Rhythmus stets klangreich,
volltönend, häusig kraftvoll dahinstür.
mend ist, in denen er aber, wie bei Be- ginn der Geschmacksentwickelung es selbst
bei den größten Geistern vorkommt,
stellenweise zur Prosa herabsinkt, durch-
zogen manche, stugblattweise abgedruckt,
weit und breit das Land und waren
bereits bekannt, ehe sie gesammelt (1799)
erschienen. Seine Episteln, namentlich
die älteren, sind gehaltvoll, launig, zu»
weilen satyrischen Charakters, zum großen
Theile aber sind es wirkliche Briefe,
welche ohne Kenntniß der Verhältnisse
zwischen Briefsteller und Empfänger,
sowie tausend kleiner Umstände und Be-
ziehungen, stellenweise völlig Unverstand»
lich bleiben. In seinem ^ l a ^ a r lant"
gab er die Psalmen aber schon mit
der Schwäche des überhandnehmenden
Alters zum Theile in der Form philoso«
phischer Oden. Was seine Uebersetzung
desHoraz betrifft, so stellte er alle seine
Vorgänger in Schatten, sowohl hin»
sichtlich der Treue, mit welcher er ihn
wiedergab, da Niemand den Horaz je
besser verstand und empfand als er, als
auch bezüglich der Schönheit; und ob»
gleich die magyarische Sprache seit
V i r ^ g unglaubliche Fortschritte ge«
macht, so ist bis zur Stunde eine bessere
Uebersetzung des Horaz, als die seinige,
noch nicht erschienen. Eine Gesammt-
ausgäbe der Originalwerke Viräg's
besorgte erst in neuerer Zeit der unga»
rische Literarhistoriker Franz T o l d y
unter dem Titel: „ I . UaF^ar LxäxÄäok.
Ö II. ?06tai
d. i. I. Un-
garische Jahrhunderte. Dritte Auflage in
fünf Banden. II . Poetische Werke in
einem Bande (Pesth 1863. Heckenast,
8".), wovon es auch eine Ausgabe auf
Velinpapier gibt. Zum Schlüsse sei noch
erwähnt, daß Viräg der Lehrer des
Dichters Ladislaus Pyrker M . XXIV,
S. 4<i5^ war.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon