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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Villata-Vrbna, Band 51
Seite - 150 -
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Vörösmarty 180 Vörösmartl) Europa, auf die Heimstätte der Völker beruft, vereinigt sich der specifisch ungarische Patrio- tismus mit den Interessen der Menschheit. Dieses Gedicht wurde der Nationalhymnus des sich verjüngenden Ungarn." So Gyulay. Das liest sich prächtig auf dem Papier, aber man gehe nur hinab ins Land der Theiß und lerne an Ort und Stelle, wie die Magyaren diese hochsinnigen Tendenzen verwirklichen und die Gleichberechtigung praktisch üben! — Eines der geistvollsten Urtheile über Vörös' marty fällt Sz<5kely swohl Joseph Sz6< kely, Bd.XI. i l , S. 19). Er nennt Porös« marty „eine souveräne Größe"; mit dem Edelmuthe und der Kraft des Löwen ver- einigt sich in seinem Herzen die Milde der Taube, in das sich nie die Galle ergoß. Dem Adlerschrounge seiner Phantasie, welche die reine Luft der Höhen suchte, schloß sich Herr» !ich seine wohlthuende Gemüthsinnigkeit an, die unwiderstehlich anzog und entzückte. Und hätte er sonst nichts gethan, als daß er Petüf i in die Literatur einführte, so würde dieser Schritt allein den schönen Namen, den cr trug, Dichtervater, rechtfertigen. (Und wie hat es ihm Petöf i vergolten! Und das nennt sich Poet, das wie Wolf über Hund herfallt und ihn zerfleischt!) Vörösmarty 's Lyrik besitzt gewiß kein so oolksthümliches Element als Petö f i ; dieser stolze Reiher übertrifft vielleicht den Schwan stiller Teiche, des Letzteren Lieder sind vielleicht nicht so frisch und üppig, doch durchweht auch sie der Athem ewiger Jugend. Nicht jedes Lied Petöfi 's ist ein Stern, jedes Lied Vörös marty's aber ist eine goldene Aehre. Ist Petöf i mächtiger in der Form, so ist Vörösmarty in dem Gedanken überwältigend. In jenem sprüht Feuer. Muthwille. Flattersinn, an diesem zeigt sich Tiefe. Innigkeit und Correct« heit, in jenem herrscht schrankenloser Ehrgeiz, dräuender Zorn, in diesem Mäßigung und frommer Sinn, in jenem Schönheit, in diesem Anmuth, in jenem Liebe, in diesem Zärtlich» keit. in jenem Höhe. in diesem Majestät; bei jenem bestechen glänzende Bilder, prickelnde Funken, bei diesem zieht Ruhe und Gefühls' innigkcit unwiderstehlich an; jener ist ein brennender Wald, dieser ein Hain, der in den Strahlen der Sonne badet; jener ein Nordlicht, dieser die Sonne auf ihrem Zenith. Vörö smart y's epische Ader entquoll keiner so unbedingten Quelle, als die Ar any's; er steig: nicht hinab in die niedersten Schichten des- Volkes, schöpft nicht so oft aus den! Volkssagcn, benützt keine gebrauchte Form^ besitzt keine so große Technik, die poetische Conception ist vielleicht weniger unabhängig,, beruht nicht auf so klarem psychologischen. Grunde, doch um so mächtiger und schöner ist die Sprache, die er schreibt, der Gegen« stand größer, den er besingt, der Horizont feenhafter, in dem er sich bewegt, die Men» schen markirter, das Pathos tragischer und- beredter seine Phantasie. Die Helden Arany's stehen in Eisen da, doch ist bei Vöröö. marty's Helden das Herz eisern, die Brust, von Stahl. Was jener durch seinen Humor bezwingt, das besiegt dieser in einem regel» rechten Zweir'ampfc. Vörös marty's dra» matische Poesie versenkt sich bei weitem, nicht so tief in die Nationalgeschichte, gehört auch nicht jener Schule an, der Katona gehuldigt; ist im Zeichnen nicht so prägnant, wie dieser, ist auch nicht so objectiv, doch hat er ein Verdienst, welches Katona — obwohl, er ganz Geniales und Ursprüngliches schuf — nicht besitzt. Vörös marty hat die dra> matische Sprache geschaffen. Als No- vellist ist Vorös marty vielleicht nur mit, dem einzigen Ioka i zu vergleichen. Er hat wohl das Romanschreiben weder in diesem Umfange, noch in dieser Productivität vev sucht, er besitzt sie nicht, dirse zügellose Phaw tasie, diese mystische Sprache, den rosigen. Humor, die glücklichen Gestalten; doch ist das Gemüth verwandt, Gedanke und Gefühl entströmen in diesen beiden Schriftstellern einer Quelle. I6ka i scheint alle jene Eigen» schaften, die ^arl K is fa ludy, Paul Ko> ua cs, Kuthy, Eütvüs. Kem 6 n y, Ignaz Nagy. Päl f fy . Iäsika und Anderen als, Novellisten und Nomanschreibern eigen sind. in sich zu vereinen, ohne daß er seine enorme Kraft mit immer gleichem Glück benutzen könnte, oder daß er ein so geregeltes Talent, wäre, wie Ä e m 6 n y oder Eötvö 6; V ö r ö s< marty uereint die Glanzseiten all dieser Schriftsteller in sich. und wenn er auch. wie- bereits erwähnt, von einem oder dem anderen in emer gewissen Richtung überragt wird. kann sich jedoch, was Vielseitigkeit, Sprache,, Gedankenreichthum anbetrifft, Niemand mit ihm messen. Als Prosaist ist er nur mit Bajga. der das schönste Ungarisch schreibt, und dem glänzenden Stylistikcr Csengery. zu vergleichen. Als Etymologen haben ihn nur Czuczor und Hunfa lvy erreicht. An Gelehrsamkei t wetteifert er mit. Toldy." —BaronKemeny über Vörös-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Villata-Vrbna, Band 51
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Villata-Vrbna
Band
51
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1885
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
350
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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