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Volmar, Johann 268 ^ Joseph
den Ansichten ein nicht gewöhnliches
pädagogisches Lehrbuch voll eingehender
tiefer Ideen und Maximen über diesen
wichtigen Gegenstand geschaffen haben.
Es war eine auf die traurigen Verhält-
nisse seiner Jugend zurückzuführende
Verirrung seines Geistes, daß er Alles,
was er dachte, in die engeren Formen
der Poesie preßte, mochte es passen oder
nicht', aber für das Weh seiner mit dem
Makel der Illegitimität behafteten Ge
burt, für die bitteren, seinen Stolz und
Ehrgeiz verletzenden Empfindungen und
die daraus entspringenden Qualen mochte
er in den weicheren Lauten der Poesie
das gefunden haben, was ihm die strenge
ernste Prosa versagte. Er fand in der
himmlischen Weihe der Dichtung, was
ihm das wirkliche Leben nicht bot: Er-
leichterung und Trost. Außer dieser
schriftstellerischen und poetischen Thätigkeit
übte er mit Vorliebe und nicht ohne Ta
lent den Grabstichel. Er erlernte die Be
Handlung desselben bei dem Venetianer
Kupferstecher Rosaspina, und er würde
es dann zu einer nicht gewöhnlichen
Fertigkeit gebracht haben, wenn nicht
sein hartnäckiges Augenleiden ihn daran
gehindert hätte. Rosaspina, der sich
bei verschiedenen in seinem Verlage her»
ausgegebenen Blättern des Grabstichels
Volmar's bediente, hielt große Stücke
auf dessen Kunstfertigkeit. Von den
eigenen Stichen unseres Kupferstechers
ist nur ein einziger, das Bildniß Bos»
suet's bekannt, ein heute schon ziemlich
seltenes Blatt. Volmar war unver-
malt geblieben, sein bescheidenes Einkorn-
men licß es ihm bedenklich erscheinen, die
mit jeder Ehe verbundenen Sorgen auf
sich zu nehmen. I n Folge eines unheil-
baren Leidens, das ihn seit früher
Jugend gequält, erlag er endlich einem
schmerzhaften Tode. I n seinem Verkehr, wenn ihn nicht Melancholie gefangen
hielt, anregend, mittheilsam, eine Fülle
des Wissens nach jeder Richtung bekun»
dend, besaß er wenige, ihm aber sehr
ergebene Freunde. Von seinem geringen
Einkommen gab er gern dem Armen,
was er entbehren konnte, und hinterließ
bei den Wenigen, die ihn kannten, ein
edles, ihn ehrendes Andenken.
T^a^Ho 5Nnl7w cis). VioFraüa äsFii Ita.lia.ni
i!1U2tri neUs Lcienxe, lottere eä a.i'U äei
secolo XVIII o äe' co^teinpoi'Änoi (Veuesia
1884, tipozxr. cli ^.Ivisopoli, Fr. 8".) Vol. I I I ,
I>. 216: „XeoroloFO äi, Volmar". Loritta,
6.5?. Oeoodstti.
Noch sind anzuführen: i. Franz Vo l lmar
(geb. zu Mirowitz bei Klattnu in Böhmen
1772, gest. zu Prag am 18. März 1833).
In der Knabenerziehungsanstalt des Infan-
terie-Regiments Nr. 23. damals Brechainville,
erzogen, machte er in demselben die unteren
Chargen bis zum Feldwebel durch. Nach etwa
zehnjähriger Dienstzeit kam er als Unter»
lieutenant zur böhmischen Legion Erzherzog
Karl, trat aber schon nach uier Monaten in
sein früheres Regiment zurück, in welchem er
nun stufenweise zum Major vorrückte. Mit
diesem Negüuente focht er in den Kriegen
gegen Frankreich und Neapel, überall durch
seine Tapferkeit vor dem Feinde sich aus»
zeichnend; aker auch eine gefahrliche Wunde,
einen Bajonnetstich in den Leid, trug er
davon. Nach 47jähriger ununterbrochener
Dienstleistung kam er als Oberstlieutenant
zum Plahcommando in Prag und ging
nach dreizehnjähriger Verwendung daselbst
als Oberst in Pension, In der Folge wurde
er Mitglied der Elisabeth TheresieN'Stiftung,
welche nur für Militärs bestimmt ist, die sich
durch ihr Verhalten vor dem Feinde aus»
gezeichnet haben und durch Verwundung im
Felde untauglich geworden sind. sMil i tä-
rischc Zei tung (Wien. 4".) 1833. Nr. 39.
S. 237.) — 2. Joseph Vo l lmar ist ein
zeitgenössischer Componist. der in Wien lebt,
und von dem bisher nachstehende Tonstücke
herauskamen: 1863: „VeteraneN'Polka»FraN'
?aise" (Wien, Haslinger). wovon im folgen»
den Jahre im nämlichen Verlage eine Bear»
beitung im leichten Style und eine für
Orchester und Stimmen erschien; — 1863:
„Gruß an Wien. Die Jäger. Zwei Polka-Fran«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Band 51
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Villata-Vrbna
- Band
- 51
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon