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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52
Seite - 12 -
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Seite - 12 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52

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Vucetich 12 Vucetich hütete sie in der Kindheit barfuß Schafe und junge Ziegenböcke auf den Felsen ihrer Heimat. Unter den einfachsten, wenn nicht dürftigsten Verhältnissen, trat sie in den sechzehnten Lenz, als ihre Eltern das Zeitliche segneten. Die kleine Heerde, welche dieselben hinterließen, wurde zwischen Stane und ihren beiden Brüdern getheilt, welch' Letztere in der Regel das etwas gefährliche Gewerbe von Schmugglern, wozu die dortige Ge« gend mit der nahen unwegbaren Grenze die beste Gelegenheit bot, nebenbei aber, wenn sich gerade Anlaß fand, das edlere von „Helden" betrieben. Mit den Brü- dern konnte die Schwester nicht ziehen, sie packte also ihre Siebensachen in ein Bündel und marschirte mit ihrem Spinn- rocken im Gürtel in die zwei Stunden entfernte Stadt Budua, in welcher sie einen passenden Dienst suchte und an> stellig und verläßlich, wie sie war, auch bald einen solchen fand. Als Lohn er» hielt sie monatlich einen Gulden, eine für die dortigen Lohnverhaltnisse glanzende Bezahlung; dazu bekam sie jährlich ein neues rothes Kappchen, welches sie, wie alle Madchen jener Gegend, über ihren prachtvollen braunen Haarstechten trug. Bereits hatte sie acht Jahre gedient und ebenso viele Ducaten erspart, als der Zufall einen Matrosen, Namens Mirko Vucetich nach Budua führte. Diesem Manne gefiel die schöne Stane, und als er von ihren ersparten acht Ducaten hörte, gefiel sie ihm noch mehr. Die Ein- leitungen zu einer Werbung durch eine alte Freundin der Stane waren bald getroffen; die Sache ging ihren gere- gelten Gang, und da das Madchen „ja" sagte, so fand in drei Wochen die Hoch- zeit statt. Volle vier Tage nach derselben hielten die Ducaten an, dann waren sie verputzt. Nun fuhr Mirko nach Trieft, um „Geld zu verdienen"; er schiffte sich aber nach Odeffa ein und soll dort vom Schiffe desertirt sein, denn man hat von ihm seit jener Zeit nichts mehr gehört. Und so war Stane Vucetich mit ihrer bunt bemalten Truhe, welche ihr ganzes Hab und Gut — nunmehr ohne Du» caten — barg, und in der Anwartschaft auf einen Leibeserben, allein zurück« geblieben. Sie brachte einen Knaben zur Welt, mit welchem sie bei einer gut' herzigen alten Verwandten nothdürftig Unterkunft fand. Um aber für sich und ihr Kind Brod zu verdienen, wurde sie Botengängerin. Sie versah ihren Dienst zwischen Budua und Cattaro zu einer Zeit, als die PostVerbindung zwischen beiden Orten noch höchst mangelhaft war, in musterhafter Weise und erfreute sich bald allgemein großen Vertrauens. Da brach im September 1869 die Schild- erhebung der Bocchesen aus, welche, um nicht Soldaten werden zu muffen, sich lieber mit der österreichischen Armee' schlugen. Die Communicationen zu Lande waren gesperrt, die Dampfer verkehrten nicht, und Stane Vucetich, die Boten» gängerin, wurde nun plötzlich eine äußerst gesuchte und wichtige Person. Von Seite der Armeeleitung sollten Be> fehle in dieses oder jenes detachirte Fort gesendet werden. Die Forts selbst waren von den Insurgenten cernirt, die Wege dahin, alle Fußpfade in den Felsen» gebirgen der Bocca, kaum für Ziegen zu erklimmen, von Insurgenten besetzt. Da hieß es, entweder bedeutende Truppen» theile aufbieten und noch dazu viele Menschenleben opfern oder zur List und Heimlichkeit die Zuflucht nehmen, um ein Schreiben in ein Fort gelangen zu lassen und die Verbindung mit den abgeschnit» tenen Truppentheilen aufrecht zu er« halten. Es blieb also nichts übrig, als
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Vrčevic-Wallner, Band 52
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Vrčevic-Wallner
Band
52
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1885
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
342
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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