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zeichnet, von desM Genie, als er
zum Deputirten gewählt wurde, man
viel sprach. 4848 gelangte er als Ver-
treter des Temeser Comitates in den
Preßburger Landtag, in welchem er sich
sofort der Bewegungspartei anschloß und
man ihn seiner hellklingenden Stimme
wegen die „Neichstagsglocke" nannte. Als
der gräßliche Racenkampf in dem Bäcser
Comitate ausbrach, ward er als königlicher
Commifsär in dasselbe entsendet, und
nachdem er die dortigen Zustände kennen
gelernt hatte, kehrte er nach Pesth zurück,
um die sBatthyäNyi'sche) Regierung
zu strengen Maßregeln zu veranlassen.
Von da ab merkte man in der Leitung der
serbischen Angelegenheit eine feste Hand,
und nicht mit Unrecht schreiben die
Serben dieselbe dem Renegaten Vuko-
vics zu. Als dann in der National-
versammlung zu Debreczin am 14. April
184!) Kossuth die Maske fallen ließ
und die Unabhängigkeitserklärnng Nn-
garns, sich selbst aber zum Gouverneur
des Landes proclamirte, erfolgte am
17. April 1849 die Bildung eines neuen,
des eigentlichen Rebellen-Ministeriums,
in welchem Szemere die Präsident-
schaft zugleich mit dem Portefeuille des
Innern, Horv^ th das des Cultus,
Csliny das der ssommunicationen, Du-
schek das der Finanzen, Vukovicä
aber das der Justiz übernahm. Was
K o s s u t h bewog, V ukov i c s zum
Iustizminister auszuwählen, ist nicht er-
gründet. Wollte er den Croaten ein Zu-
geständniß machen, indem derselbe croa»
tischer Abstammung war? Kurz. der neue
Iustizminister erwarb sich — von seiner
revolutionären Rolle abgesehen — all'
gemeine Achtung, Mar Schlesinger
in dem seinerzeit vielgelesenen Buche
„Aus Ungarn" (Berlin 1850, Duncker)
nennt Vukovi^s „einen der ehren» ^ haftesten Männer, fern von persönlichem
! Ehrgeize, von kleinlichem Neide, unver-
^ drossen auf das große Endziel der Bewe-
! gung hinarbeitend, entschieden im Prin-
j cip, vermittelnd seinen Collegen gegen-
über, einen antiken Charakter, dem es
^ eine Wollust gewesen wäre, Glied für
! Glied dem Heile seines Vaterlandes zu
! opfern". Was nun Vukovics's Thä-
tigkeit als Iustizminister während der
, Rebellion betrifft, so übte er sie mit
Energie und Klugheit, er führte das
standrechtliche Verfahren (Közlöny 1849,
Nr. 32) in gewissen Fällen em, verfügte
». ä. Debreczin 17. Mai 1849 die Se-
questrirung der Güter des Fürsten Primas
Johann H am ^derselbe hatte die Primas-
würde nicht angenommen und blieb
Bischof von Szathmär, der er bis dahin
war^ und des Fünfkirchener Bischofs Io»
hann S c i t o v s z k y , organistrte die
obersten Gerichtsstühle und contrasignirte
bei Gelegenheit der Bildung der neuen
Septemviraltafel die Ernennung des
Barons Siegmund Per^nyi ^Bd. XXI,
S. 473^ zum Prasidenten-Landesrichter.
Nach Niederwerfung der Erhebung flüch-
tete sich auch Vukovics. Lange Zeit
blieb er im Lande versteckt, aber endlich
gelang es ihm, und zwar nicht ohne
Schwierigkeiten, nach London zu ent-
kommen, während er in der Heimat nach
kriegsgerichtlicher Verurtheilung in ot'ü-
g'ie hingerichtet wurde. I n London lebte
er 18 Jahre, einen Mittelpunkt für die ge>
bildeteren Kreise der ungarischen Flücht«
linge bildend. In Folge verwandtschaft-
licher Verhältnisse kam er 1866, viel
später als die meisten seiner Genossen,
nach Ungarn zurück. Die Bäcüka, einst
Gegenstand ernstester, eben durch ihn
getroffener Maßregelungen, war nun-
mehr besser gesinnt und schickte ihren ehe>
maligen Zuchtmeister in den Reichstag.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon