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Magilewic) Wügiiewic)
1839 beendete er die theologischen Stu>
dien. Geschichte und Geographie zogen
ihn bereits, als er noch die Schulen be»
suchte, vor anderen Gegenständen an,
und obwohl Theolog, blieb er doch für
die Schönheiten "der Poesie nicht un-
empfänglich, ja versuchte sich selbst darin,
wie ein paar Proben im „O^i6nni1<
N<5d par^ i^ck" , d. i. Tagblatt der
Pariser Moden, bezeugen. Aber wenn
er auch einige Zeit in Reimereien sich
versenkte, er kam bald zur Erkenntniß,
daß die Technik der Dichtkunst noch
lange nicht den Poeten mache, und so
gab er es denn auf, Gedichte zu
schreiben, es vorziehend, schon fertige zu
sammeln Gs war eben der Zeitpunkt
gekommen, daß man für Volkslieder sick
erwärmte, als nämlich W. Za lesk i
unter dem Pseudonym W a c l a w z
O leska seine berühmte, heute schon
höchst seltene, freilich nun auch durch
O. Kolberg's Arbeiten auf diesem
Gebiete überbotene Sammlung „pis^in
1u<In Fi>.1ic!)'5!8li.ieAn" herausgegeben
(1833). Mit dem Erscheinen derselben
hebt so zu sagen der Aufschwung der
nationalen Literatur in Galizien und den
Nachbarländern an. Die jungen Lite»
raten begannen neue Volkslieder zu
suchen und zu sammeln. Woycicki,
Glowacki, Zegota Paul i und unser
Wagi lewicz wanderten mit dem Stäbe
in der Hand von Dorf zu Dorf, um aus
dem Munde des Volkes dessen Lieder
aufzunehmen und niederzuschreiben. Aber
es war keine günstige Zeit für dergleichen
Beschäftigung. Der Polizeidirector Sa>
cher.Masoch und sein Intimus Kaw
kofer in Lemberg hielten scharfe Wacht
auf solche unbefugte geistige Lumpen«
sammler, und es war eine sehr üble
Empfehlung, Schriftsteller oder gar Poet
zu sein. Schreiber dieser Skizze hatte es
v. Wu rzbach. biogr. Lnikon. I.l. ^Gedr. 2: auch erfahren. Wohl machte Zaleski, der
mit seinem Sammlergeiste noch andere,
und zwar zunächst administrative Talente
verband, trotz alledem sein Glück, aber
nicht Gleiches war seinem Genossen W a-
gilewicz beschieden, dem man das
Sammeln von Volksliedern gar übel
vermerkte. Die Bande, welche Letzteren
mit den damaligen literarischen Kreisen
verknüpften, bildeten für ihn die Schranke
in seinem Fortkommen. Man strich ihn
zunächst von der Liste der Candidaten
für ein Lehramt. Und der Lemberger
Bischof in partidu8 Gregor Iachimo-
wicz war es zuerst, der ihm die Theil'
nähme an der Herausgabe der Lieder'
welche 1837 und noch dazu mit cyrilli-
schen Lettern erschienen war, als Ver-
gehen ansah und in einem schriftlichen
Verweise vorhielt. I n diesem Büchlein
hatte Johann Wagilewicz der Erste
die Volkslieder der galizischen Ru»
thenen gesammelt und die slavischen
Handschriften beschrieben, welche in der
Bibliothek der Vasilianer in Lemberg
aufbewahrt werden. Auch wurde ihm
sein literarischer Verkehr mit ausländi»
schen slavischen Gelehrten, wie mit 8 a-
far lk und Anderen, übel angerechnet.
Einen weiteren Vorwurf machte man
ihm daraus, daß er sich in anerkennender
Weise über den Lemberger Bischof Ge>
deon Balaban äußerte, der, obwohl
ein Gegner der Union, doch ein Freund
der Wissenschaft war, Bücher sammelte,
Druckereien anlegte, aus welchen mancher
weiße Rabe (gute Bücher) herausgeflat^
tert kam. Ja. es war eine schlimme, sehr
schlimme Zeit. Endlick, auf wiederholte
Bitten fand Wagilewicz Aufnahme,
und l843 ausgeweiht, vermalte er sich
mit Amalie Piekarska. Im October
1846 erhielt er oann die germg ärmliche
Juni 1885.) l>'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon