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Maidele. Domimk 150 Domiuik
rigen und rühmlichen Dienste erhielt
Waidele l802 die an dem k. k. Lyceum
zu Olmütz in Erledigung gekommene
Lehrkanzel der theoretisch - praktischen
Wundarzeneikunde nebst der Supplentur
der Geburtshilf- und Thierarzeneilehre,
welche Lehrfächer er mit Auszeichnung
bis 18l2 docirte. Das denkwürdige
Jahr 1809 bot ihm Gelegenheit dar,
seine werkthatige Vaterlandsliebe zum
Wohle des Staates an den Tag zu legen.
Das nahe an Olmütz gelegene Haupt»
Feldspital hatte durch die Schlachten bei
Aspern und Wagram einen so bedeuten-
den Zuwachs von verwundeten Kriegern
erhalten, daß die Zahl derselben auf
4000 stieg, während der Mangel an
Aerzten, die der Typhus hinwegraffte,
immer empfindlicher wurde. I n dieser
Gefahr übernahm Waidele neben seinen
Berufsgeschaften eine große Abtheilung
des Spitals und forderte zu ähnlichem
Entschlüsse achtzehn seiner fähigen Schüler
auf, welche auch dem Beispiele ihres
Lehrers folgten. Auch 1814 und 1813
wirkte er, neben seiner Professur und
dem Rectorate des Olmützer Lyceums,
im Militär Feldspitale mit vielem Eifer.
I n beiden Fällen wurden dem Menschen»
freunde Beweise der Anerkennung. Wai-
dele hielt in der Literatur seines Faches
stets mit dem Fortschreiten der medicini»
schen Wissenschaften gleichen Schritt und
war durch seine vieljährige Praxis ebenso
ein sehr geschickter und glücklicher Opera-
teur, als ein ausgezeichneter Theoretiker
und Lehrer. Ob seines humanen Sinnes
ward er durch das Vertrauen der Gesell»
schaftsglieder des Olmützer Witwen» und
Waisenversorgungsinftitutes zum Präses
des Ausschusses gewählt, und sein Wirken
für die Beförderung des guten Zweckes,
das sich jenes Institut zur Pflicht machte,
war von ebenso ersprießlichen als wohl» thätigen Folgen. Am Krankenbette nicht
blos der thätigste Arzt, sondern auch der
theilnehmendste Freund, hatte er na»
mentlich in der Heilung chronischer
Nebel jeder Art Glück und verlegte sich
mit ausnehmendem Fleiße auch auf das-
Studium der Geisteskrankheiten. Beson-
ders glänzende Erfolge hatte er auf dem
Felde der operativen Chirurgie, und
vor Allem war es der Blasenschnitt,
in welchem seine sichere und geübte Hand-
Ausgezeichnetes leistete; von l13 Fällen,
die er in Olmütz ausführte, nahmen
nur 3 (2 Kinder und 3 Greise) in Folge
der Entzündung, welche nach der Opera-
tion eintrat, einen unglücklichen Aus-
gang. Er hatte sich die Methode, die er
bei diesen Operationen befolgte, durch
eigene Forschungen gebildet. I n einem
Stücke kam sie mit der Methode deö
italienischen Arztes Pajola überein,
vermied jedoch die Nachtheile derselben.
Der Gelehrte wurde an der Ausführung,
seiner Absicht, das von ihm befolgte
Verfahren in einer Schrift darzustellen,
durch seinen plötzlichen Tod verhindert;
jedoch befand sich unter seinen Schriften
eine kleine Skizze über den Steinschnitt,
welche' zu einer Abhandlung über diese
wichtige Materie einige Winke gibt. Die
anhaltenden Anstrengungen in der Er«
füllung seiner Berufspflichten hatten
ein Gichtleiden, welches er sich im Alter
von 46 Jahren auf einer Winterreise
zugezogen, so gesteigert, daß es einen
tödtlichen Ausgang nahm und ihn im
Alter von 39 Jahren dahinraffte. Ueber
seinen Sohn Ernst siehe die folgende
Biographie.
Innsbrucker medicinisch » chirurgische
Zeitung. 1831. Nr. 86, S. 61. — Oester«
reichs Pantheon. Galerie alles Guten
und Nützlichen im Vatcrlande... ^Wien
1831. M. Chr. Adolph, 8".) Vd. III, S. 147.
— Neuer Nekrolog der Deutschen (Il>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon