Seite - 237 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vrčevic-Wallner, Band 52
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N) Johann Friedrich 237 Maldftern, Johann Friedrich
geheimen Rathe die Verwaltung des Bis-
thums von Leoben. Stets lag es ihm am
Herzen, die schweren Pflichten seines
Amtes genau zu erfüllen und mit ihnen
seinen Patriotismus, seinen Drang nach
Menschenueredlung zu bethätigen. Als
Mitglied der Stände Steiermarks leistete
er in den Kriegen von 1803 bis 1809
durch seine Reifen nach Holitsch, Ofen
und Wien dem Staate die wichtigsten
Dienste, denn seine thätige Sorge ver-
schaffte dem bedrängten Lande Lebens-
mittel und Geld. Durch diesen edlen
Eifer gefährdete er jedoch im letzten Kriege
seine persönliche Freiheit, denn als ein
Zahlungstermin der feindlichen Förde-
rungen nicht zugehalten werden konnte,
wurde Graf Wald stein als Geisel auf
dem Schloßberge zu Gratz verhaftet.
Aber seine Standhaftigkeit und Treue
gegen, seinen Monarchen erwarben ihm
die Achtung des Feindes dergestalt, daß
er nach vierzehntägiger Haft die Freiheit
erhielt, und er bezog nun mit derselben
ruhigen Würde, mit welcher er das Ge>
fängniß betrat, seinen bischöflichen Palast.
Jetzt konnte er sich wieder seinen hohen
Amtspflichten widmen. Eine zweckmäßige ^
Bildung des jungen Clerus war seine
vorzüglichste Sorge. Er setzte das Prie- i
sterhaus der Diöcese, welches als Pflanz.!
schule angehender Geistlichen einer Er« ^
Weiterung norhwendig bedürfte, im Jahre !
1804 derart in Stand, daß es seiner!
Bestimmung vollkommen entsprach. Dann ^
gab er diesem Bildungsinstitute eine treff»!
liche Verfassung, welche er unausgesetzt!
durch persönliche Einwirkung aufrecht zu!
erhalten suchte, und diese schöne Grün«'
düng hatte auch die wohlthätigsten Fol-,
gen für das Land. Das Nächste, worauf;
er sein Augenmerk richtete, war eine zweck- >
mäßige Eintheilung seines großen Spren- >
gels, welche er im Jahre 1803 ausführte. ^ Auf seinen öfteren Reisen durch die
Diöcese entging seinem Forscherblicke
nichts, dabei achtete er weder Beschwer«
den noch Gefahren, nahm keine Rücksicht
auf seine schwankende Gesundheit, setzte
jede Gemächlichkeit hintan, drang in das
Innerste der Thäler, erstieg die hohen
Gebirge der Steiermark, um seine heiligen
Pflichten, gleich dem jüngsten seiner Amts»
brüder, gewissenhaft zu erfüllen. Sechs-
mal stürzte er mit seiner Kutsche. Er
bereiste sämmtliche Kreise Steiermarks
nach allen Richtungen, kein Gotteshaus
wurde von ihm unbesucht gelassen, jedem
Priester und Seelsorger schenkte er seine
Aufmerksamkeit. Dabei ertheilte er den
ärmeren Landeseinwohnern das Sacra-
ment der Firmung, um ihnen die mühsame
und kostspielige Reise nach dem Haupt»
sitze des Bisthums zu ersparen, und eine
angestellte Berechnung gibt über 230,000
Seelen an, denen er dieses Sacrament
! auf sieben verschiedenen Bereisungen per-
! sönlich spendete, so wie er 326 Alumnen
! die Priesterweihe ertheilte. Um sich allen
Menschen des Sprengels verständlich zu
machen und ihnen in der Muttersprache
das Evangelium zu predigen, lernte er die
windische Sprache und erreichte hiedurch
den Vortheil, mit den Bedürfnissen Aller
genauer bekannt zu werden, die seiner
väterlichen Leitung anvertraut waren.
Eine gleiche Sorgfalt verwendete er auf
die Beförderung der Schulen. Alle Jahre
unternahm er Schulbereisungen, wohnte
den Prüfungen bei, prüfte selbst und er«
weiterte und befestigte hiedurch nicht bloß
Religionsbegriffe, sondern eine Vernunft-
gemäße Bildung der Jugend überhaupt.
Beweise seines Scharfblickes in Oberlei-
tung aller .geistlichen Geschäfte finden sich
in seinem zu Gratz gedruckten Hirtenbriefe
an seine Diöcesangeistlichkeit vom 8. Juli
1803, uad in dem Schreiben an die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Band 52
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vrčevic-Wallner
- Band
- 52
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 342
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon