Seite - 50 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Auch der Sohn mochte sich mit diesem
Geschäfte um so weniger befreunden, als
ihn der Verkehr des Vaters, der sich viel
in der Pesther vornehmen Welt bewegte
und Mitglied des Schachclubs war, wo
er häufig mit den Ersten des ungarischen
Adels und mit anderen Notabilitäten,
wie mit Sändor, Szöchöny, Maler
Neck, Dichter Levitschnigg, dem be-
rühmten ungarischen Charakterdarsteller
Egressy, mit Lendvay, Rot t ,
Heckenast, sozusagen mit dem gangen
jungen Ungarn in Berührung kam, für
eine solche Hantierung nichtsweniger
als begeisterte. Als dann Willi Beck
seine I^aei Iconvliä.^ deren typogra-
phische Herstellung in der Druckerei von
August Walzet besorgt wurde, grün-
dete, wagte Camil lo seine ersten litera-
rischen Scherze. Da er überdies Anlagen
zum Zeichnen besaß, schickte ihn der
Vater 184? auf die k. k. Akademie der
bildenden Künste in Wien. Daselbst traf
er mit M. Rott ^Bd. XXVII, S. 149 j^
und Karl Treu mann sBd. Xl^VIl,
S. 1?2^j, welche er von Pesth aus
kannte, zusammen, und diese zogen ihn
in ihre Kreise. Das Interesse für die
Bühne und Alles, was mit ihr zu-
sammenhing, schon in Pesth geweckt,
fand in Wien nur noch mehr Nahrung,
und Camillo trat in einem Dilettanten'
Theater auf, in welchem er den Juden
im „Viehhändler aus Oberöfterreich"
spielte. Bei seinem unverkennbaren Ta-
lente für die Bühne ließ er sich von Rott
überreden, hinter dem Rücken seiner An-
gehörigen als Gast in Wiener-Neuftadt
aufzutreten. Am 44. März 1848 hätte
diese Proberolle vor sich gehen sollen, da
kam der 13. März und mit ihm hatte die
Theaterspielerei vorderhand ein Ende.
Camillo. dem Zuge der begeisterten
Menge folgend, ließ sich in dle akade- mische Legion, in diese Elitetruppe der
Wiener Nationalgarde, einreihen, stand
Wache, lief mit dem Gewehre herum,
kurz, machte Alles mit, was in jenen
Tagen des ersten freiheitlichen Rausches
an der Tagesordnung war. Den Wiener
Märztagen folgte die italienische Rebel-
lion, und in Massen zogen die Frei-
willigen aus Wien, um gegen die Wäl-
schen zu kämpfen. Auch Camil lo trat
in eine Tiroler Schühencompagnie und
zog mit derselben nach Südtirol, wo die
Garibaldiner Miene machten, sich fest-
zusetzen. Er kämpfte bei Lodrone und
Rocca d'Ampo und kehrte mit Medaille
und Tapferkeitszeugniß zurück, im Oc°
tober, als gerade der Aufstand im vollen
Zuge war. Robert Blum befand sich
damals in Wien. Den noch aus Leipzigs
Tagen in seiner Erinnerung Lebenden
suchte Walzel auf, und Blum war es,
der dem Jünglinge rieth, Soldat zu
werden. Wenige Tage danach ließ sich
Camillo beim 10. Jäger-Bataillon äffen-
tiren und marschirte mit demselben nach
Italien. Dort machte er den kurzen pie»
montestschen Feldzug vollständig mit,
wurde zum Officker befördert und mit
der Bestimmung nach Ungarn in ein pol»
nisches Regiment eingetheilt. Er ließ es
nicht an Bemühungen fehlen, um sein
Verbleiben bei der Iägertruppe zu er»
möglichen. Es war Alles umsonst, und
er mußte nach Erlau in Ungarn abrücken.
Indessen brach auch über seinen Vater
das Verhängniß der ungarischen Revolte
herein. Kossuth, mit demselben noch
aus den Tagen seiner Advocatur bekannt,
übertrug ihm die Direction der Bank»
notendruckerei. Man führte Alles nach
Debreczin, druckte daselbst ungarische
Noten nach Millionen, und Walzel, mit
diesem Gelde bezahlt, wurde ruinirt.
Bisher in glänzenden Verhältnissen, war
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon