Seite - 153 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Watteroth 133 Mattmann-Mael.camp-Keaul.ieu
waren, offenbar zu weit; er kehrte den
,Voltairianer" so ostentativ heraus, daß
er den Unwillen der Geistlichkeit erregte
und den damaligen Erzbischof von Wien,
den Cardinal Grafen Migazzi , zu Be-
schwerden veranlaßte, welche dieser vor
den Kaiser brachte. Der Cardinal brachte
in seiner Beschwerdeschrift gegen Wat»
teroth die Anschuldigung vor, die
katholische Kirche rücksichtslos angegriffen
zu haben. Wohl bemerkte der Cardinal
dazu, die Wahrheit dessen, was ihm
hinterbracht worden, nicht verbürgen zu
können; Watteroth selbst aber ge-
stand, in seinen Vorlesungen Ausdrücke,
wie Kalifen, Dalailama. Dairi auf die
Päpste angewendet zu haben, freilich nur
aufdieanmaßungsvollenBonifaze und
Gregore. Die Sache kam auch vor den
Staatsrath, und Watte roth's im Geiste
des Villaume'schen Buches „Philo-
thea", das in dem damaligen General-
seminar allgemein verbreitet war, gehal-
tene Vorlesungen bildeten den Gegen»
stand eingehender Discussion im Staats«
rathe; das Buch „Philothea" wurde am
19. Mai 1789 seiner antikatholischen
Tendenz wegen vom Kaiser verboten,
und über Watteroth sollte die Entlas-
sung aus dem Staatsdienste verhangt
werden, wenn die gegen ihn vorgebrachten
Beschuldigungen als wahr sich erwiesen.
Doch muß es mit dieser Androhung
sein Bewenden gefunden haben, denn
er blieb in seiner Stelle. Nur ward ihm
nach des Kaisers Joseph 1790 er-
folgtem Tode das Lehramt der Geschichte
abgenommen, ihm jenes der Statistik im
Sinne des Martini'schen Lehrplanes
übertragen und damit, wie schon er»
wähnt, im Jahre 1791 auch die Politik
verbunden, bei deren Vortrage er blieb,
bis de Luca zum ordentlichen Professor
der Statistik ernannt wurde. Als Kaiser L e o p o l d I I . , als Nachfolger Io»
sephs I I . die Regierung angetreten,
scheint mit Watteroth eine ganz ent-
schiedene Wandlung vorgegangen zu sein.
Er hatte dem Liberalismus, dessen Ban-
ner er bis dahin hoch geschwungen, Valet
gesagt und sich, wie der Verfasser des
Werkes: „Der Iacobiner in Wien"
schreibt, mit Leopold Alois Hoffmann
M . IX, S. 16l), einem durchaus an-
rüchigen, der Spionage und Denunciation
beinzichtigten Menschen, in Verbindung
gesetzt, unter die Zahl der Gutgesinnten
aufnehmen lassen und der Aufklarung
ewige Fehde geschworen. Gegen den um
Oesterreich hochverdienten Hofrath von
S o n n e n f e l s veröffentlichte er in
der „Wiener Zeitschrift" einen Aufsatz,
welcher im Publicum solcher Miß-
billigung begegnete, daß man den
Verfasser in einigen vornehmen Hausern,
in denen er vorher Zutritt hatte, nicht
mehr vorließ. Doch wurde er vom Kaiser
zum Schreiben der Handbillete verwen«
det. Ueber Watte roth's späteres Ver>
halten schweigt die Geschickte. Im
Kanonendonner der französischen Revo>
lutionskriege vergaß man die Jämmer-
lichkeit des Einzelnen.
O esterreichisch e Nati on al« Encyklopä«
die von Oraff er und (5zikann (Wien
i8^l2. 8".) Bd. VI, 2. 37. — Der Untcr«
richt in der Statistik an den osterrei«
chischen Universitäten und Lyceen. Von
Dr. A. § ick er (Wien, Separat'bdruct üus
der „Statistischen Monatschrift", gr. 8".).
S. 3 und 9. — K iück(Nudolph). Geschichte
der kaiserlichen Universität zu Wien. . . .
(Wien ts-i4. gr. 8".) Bd. I, Theil 2. S. 37
u. f.. S. 2i)7 u. f.
Wattmlltm ' Maelcamp - Beaulieu,
Joseph, Freiherr (Arzt und Fach.
schriftsteller, geb. zu Oberlang,
bath bei Ebenste im Salzkammergut
6. März l789, gest. in Wien 14. Sep-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon