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Weber, Bcda (6) 474 Met>er, Beda (6)
— „Einige VrZllchtn drr Miener KrisiZ num
Ialire 1s75" (Leipzig i8?4, Veit und
Comp., gr. 8'^.); dieses Werk finden wir im
Kayse r'schen B üche rkatalog Beda W e-
ber zugeschrieben, doch können wir nicht
recht begreifen, wie der nahezu schon
zwei Decennien im Grabe ruhende Ver<
faffer dazu kommt, über die Wiener Krisis
1873 zu schreiben; — „Vllrmärzliche Deber
aus Cirlll" (Jena 1839). Außerdem ent-
halten die „Frankfurter katholische Kir-
chenzeitung". die von Görres begrün-
deten „Historisch-politischen Blätter" und
die „Katholischen Blatter aus Tirol"
mehrere Aufsätze seiner Feder, die aber
wohl meist in die vorgenannten Schriften
aufgenommen sind. Es ist eine ebenso
reiche als vielseitige Thätigkeit, die sich
uns in Beda Weber vorstellt, denn er
ist Poet, Geschichtsschreiber, Geo- und
Topograph, Mystiker, Homilet und Poli-
tiker. Ein Urtheil über ihn zusammen»
zufassen, ist weniger schwierig, da er sich
in Allem, was er schreibt, als Ultramon»
taner darstellt und seinen Ultramonta-
nismus auch entschieden betont, dadurch
aber seinen Schriften ein Gepräge gibt,
das nicht jedem Leser gefällt und wo es
sich wie bei Dichtungen um Kunst han>
delt, denselben nicht immer gerade zum
Vortheil gereicht. Er selbst ist, je nach
dem Standpunkte, den die Kritiker ihm
gegenüber einnehmen, sehr verschieden
beurtheilt worden. Während ihn die
Einen verhimmelten, haben ihn die An-
dern verketzert, Beides mit Unrecht, denn
Beda Weber ist ein guter Poet, ein
fleißig beobachtender Topo- und Geo-
graph, ein gründlicher Historiker, ein
begeisterter Ascet und ein gewandter Ho-
milet, der aber seine Stellung als Mönch
und katholischer Priester immer und über-
all nicht genug betonen zu können glaubt,
infolge deffen gegen anders Denkende un- duldsam heftig auftritt und so, statt zu
versöhnen, was doch Aufgabe des wahren
Christen und Priesters ist, verletzt und ver-
bittert, dabei aber sich in seinem heiligen
Eifer nicht immer consequent bleibt und
so z. B., wahrend er auf einer Seite den
bei dem Souper eines Frankfurter Kauf-
mannes zuerst aufgetauchten Ausdruck
„Volkssouveränetät" mit allem Spott
und aller Entrüstung eines Conservativen
überschüttet, mehrere Seiten später eben
diese erniedrigte Volkssouveränetat als
diejenige Macht bezeichnet, „die uns bei-
stehen wird, daß wir Alle friedlich neben-
einander leben können"! — Der Mysti-
cismus, den er in „Tirol und die Refor-
mation in historischen Fragmenten",
„Giovanna Maria dalla Croce" und
„Blüten heiliger Liebe" ganz offen zur
Schau tragt, erscheint als ein Uebel, an
dem er einige Jahre hinsiechte, von dem
er sich aber wieder befreite, als er in.den
erschütternden Wirren des Jahres 1848
auch mitzusprechen anfing und auf das
Feld der Politik gelangte, welches nie»
mals der Acker ist, auf dem der echte
Priester richtige Blüten pflücken wird.
Alles in Allem ist Beda Weber ein
streitbarer Priester des Herrn, der im
Arsenal seiner Kenntnisse allerlei Waffen
findet, mit denen er sich zu vertheidigen
vermeint, ohne zu bedenken, daß immer
er der Angreifer war und er also sich
nicht wundern durfte, wenn die Ange
griffenen gegen ihn zu Felde zogen. Ge»
wiß besaß der Priester Beda Weber
ungewöhnliche Geistesgaben, wovon er
zeitweise auch schöne Proben gegeben,
aber bei seinem Glaubenseifer verstieg er
sich manchmal so sehr, daß das bekannte
„weniger wäre besser" gerade bei ihm
hätte zur vollen Geltung kommen können.
Man wird vielleicht nach prüfendem
Ueberblick über seine zahlreichen Schriften
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon