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Meber, Karl Maria (29) 209 Weber, Karl Mana
Pfannkuchen zu machen, sechs für sie den
siebenten, einen Riesen, für ihn. Sie schreiten
zum Werk. und so wie einer in Butter ge>
schmort und gar gebacken hervorspringt. ver<
mehrt sich der Küchenspuk und das Ge«
tümmel, Die schwarze Katze, e!ne Neben«
bublerin der romantischen Eule, schießt feurige
Strahlen aus ihren Augen. Die Bratpfanne
kocht feurigen Schaum über. die Schüsseln
tlatschen und schwatzen, als wäre Leben in
ihnen; an der Wand hin treibt ein wildes
Heer von skeletirten Ratton und Mäusen,
bis am Ende das ganze kupferne und irdene
Äüchenaeschirr zu erglüden und zu tanzen an«
fängt, Raketen und Sprühteufcl losprasseln,
die ganze Küche in Feuer und Flammen steht
und die Feuercompagnie mit 3^'cheimern,
Feuerspritzen und Zubringern hereinstürzen.
Und der köstliche Spaß verfehlte seine Wir»
kung nicht. —> Weber's Lied er bei d en
Negern. In den Dreißiger»Iabren berichtete
ein Bremer Kaufmann, der in Geschäften
Brasilien bereiste, daß in diesem Lande so»
wohl, als in Westindien, die Zuckerkisten und
Kaffeesäcke von den Negern nach der Melodie
des „Iungfernkranzes" und des „Iägerchors"
in die Schiffe gewunden werden. Die Neger
haben natürlich diese Gesänge von den
deutschen Matrosen gehört, und die volks«
thümliche Weise hat selbst bei den Schwarzen
Anklang gefunden. — Der Dichter des
Textbuches zum „Freischütz". Friedrich
Kind hat dasselbe geschrieben. Es ist das
erreichte Ideal eines Textbuches; nahe kommt
ihm jenes zu Boieldieu's Oper „Die weiße
Frau". Ki.nd erhielt für seine Arbeit eine
dürftige Entlohnung und war damit — ein
für alle Male abgefertigt. Indessen erlebte
die Oper tausend und tausend Aufführungen,
trug den Directoren Hunderttausende von
Gulden ein. doch keiner ließ dem Dichter
auch nur die geringste Tantiöine zukommen,
die, wenn sie noch so klein gewesen wäre,
denselben zum wohlhabenden Manne gemacht
haben würde. Um nun einigermaßen für seine
Arbeit eine Entschädigung zu erhalten, fand
sich Kind im hohen Alter genöthigt, sein
Tertbuch herauszugeben, und um durch den
Verkauf desselben einen kleinen Gewinn zu
erlangen, versah er diese — 1844 bewerkstel«
ligte — Ausgabe mit einigen Briefen We»
ber's, einer Novelle und etlichen Gedichten.
Das ist doch echte Poetenmisöre. — K. M.
von Weber's Geburtsdatum. Die An«
gaben bezüglich desselben schwankten, daher
o. Wurzbach, biogr. Lerikon. I^III. ^Geor. 3. ist auf der Gedächtnißtafel an Weber's Ge»
burtshause in Eutin nur der Tauf« (nicht
Geburts«) und Sterbetag angegeben. Der Ton-
künstler selbst hatte immer den 19. November
als seinen Geburtstag gefeiert. Erst 1830
fand sich unter alten Familienpapirrcn ein
Notizblatt von dem Vater Weber's eigen«
händig geschrieben, welches die Geburtstage
seiner Kinder enthielt, und nach welchem der
18. December als K. M. von Weber's Ge«
burtsdatum ausdrücklich angeführt ist. ^Die
Glocke. 18N0. Nr. 5:i: „Das Datum an
Karl Maria von Weber's Geburtstag".) —
Honorare, welche Neber für seine
Opern erhielt. §ür d en „ F eisch ütz"
empfing er ein Honorar von 40 Friedrichsd'or,
doch wurden ihm bei dem glänzenden Er<
folge dieser Oper Nachschüsse bewilligt. Für
d:e „Euryanche" bezahlte ihm die General»
Musikoirection im Vertrauen auf sein Talent
ein Honorar von 809 Thalern. Aber diese
Oper erwarb sich so wmig die Gunst des
Publicums. daß in den acht Vorstellungen,
welche sie erlebte, die Einnahme von
1400 Thalern allmälig bis auf 600 Thaler
herabsank, woran zunächst der ganz verun«
glückte Tert der Helmine von Chezy Schuld
trug. Für den „Oberon" bot aber Spon»
t in i , Generaldirektor der Berliner könig«
lichen Theater 800 Thaler, welche in zwei
Raten, die erste mit 500, die zweite mit
300 Thalern, bezahlt werden sollten. Die
W eb er'schen E.ben gingen darauf nicht ein.
und so erstand die Directiun des König-
städter Theaters das Werk mn das unbe«
dingte Honorar von 8(»l) Thalern. — K a r l
M a r i a von W e b e r ein ('eche.
Der Nationalitätendünkel treibt absonderliche
Blüten. Die ^Xäroäni liZt?", ein 6echisches
Volksblatt, stellten im Jahre 186i die Behaup«
tung auf. daß Kar l Mar ia von Weber
ein öechischcr Componist sei, und traten, als
deutsche Blätter gegen diese Absurdität ihr
Veto einlegten, in Nr. 262 desselben Jahres
den Beweis für ihre Behauptung an. Die
einzige Thatsache, auf welche oie „Xäroäni
Ii3t>'" dieselbe stützen, ist. daß Weber, der
während seines mehrjährigen Wirkens in
Prag Gelegenheit hatte, einige äechische Volks«
lieder zu hören, die. wie alle Volkslieder,
somit auch die slavischm. einer gewissen Eigen«
thümlichkeit und eines besonderen Reizes
nicht entbehren, ein paar Motive üechischer
Weisen, so jene zum Triuinphmarsche des
Schützenkönigs, einen 6ech!schen Jahrmarkt-
April 1886.) ^
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon