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Mehle, Karl 242 Kurl
und als die Unruhen sich steigerten, mit
noch einigen Collegen im Juni dieses
Jahres nach London ging, wo er wohl
einige Zeit als Commis in einem Ge»
schäft diente, nebenbei aber Unterricht im
Pianospiel ertheilte. I n der Themsestadt,
in welcher eben Thalberg concertirte,
vertraute er demselben seine Absicht, sich
ganz der Kunst zu widmen, an. Thalberg
rieth ihm nun — da Iondon für weitere
musicalische Ausbildung der Boden nicht
sei — dieselbe in Deutschland fortzusetzen,
und gab ihm ein Empfehlungsschreiben
an Moscheles sBd. XIX, S. 116^ in
Leipzig mit. Als Wehle 1849 bei diesem
Meister erschien, zahlte er 23 Jahre; er
bildete sich nun unter ihm weiter aus,
während er bei Richter Unterricht, in
der Harmonielehre und im Contrapunkt
nahm; 1830 ging er dann nach Berlin,
wo er als Schüler Theodor Kullak's
zwei Jahre vornehmlich auf seine Aus-
bildung in der Technik des Klavierspiels
verwendete. I n diese Zeit fallen seine
ersten Versuche in der Komposition, und
so schwach dieselben sind, so zeigen sie
doch unverkennbar ein originales, wenn-
gleich noch bildungsbedürftige:' Talent.
Von Berlin kehrte er nach Paris zurück,
welches dem jungen Künstler ohnehin
nicht mehr fremd war. 1853 gab er sein
erstes Concert in der Seinestadt, und
zwar mit günstigstem Erfolge, nun war
das Eis gebrochen, auch erschienen bei
Verlegern in Frankreich und Deutschland
seine Compositionen im Druck. 1854
unternahm er seine erste Kunstreise durch
Spanien nach Portugal, wo er in 3ifsa>
bon und Oporto concertirte; 1836 sehen !
wir ihn wieder in Paris, wo er Concerte!
gab, und im Sommer 1837 ging er
nach Irland, und von da nach Paris >
zurück, um daselbst den Winter überzu!
verbringen. 1858 besuchte er seine Heimat! und rüstete sich im October dieses Jahres
,zu einer größeren Kunstreise nach Deutsch-
land und Rußland, auf welcher er in
Berlin, Königsberg, Posen, Niga, Dor-
pat, Reval, Petersburg und Moskau
Concerte gab. I n letzterer Stadt ver-
weilte er längere Zeit und kehrte im
Mai 1861 nach Prag zurück. Von da
begab er sich im October desselben
Jahres wieder nach Paris und nahm
daselbst seitdem seinen ständigen Aufent-
halt. Von der Seinestadt aus, in welcher
er auch als Compositeur eine große Thä-
tigkeit entfaltete, unternahm er von Zeit
zu Zeit Kunstreisen und in Gemeinschaft
mit dem Cellisten Kletzer eine größere,
die er über Aegypten bis nach Indien
ausdehnte, wo er längere Zeit verblieb.
Von dieser Tour kehrte der Künstler
1871 nach Paris zurück, wo er im Alter
von 38 Jahren starb. Wehle war ein
fleißiger Componist, die Zahl seiner
Opera, die meist in Paris verlegt stnd,
mag nahe an die hundert reichen. Es ist
darin das ganze Genre der Salonmusik
vom Impromptu bis zur Nocturne und
Tarantella vertreten. Wir geben unten
eine Uebersicht derselben, so weit wir von
seinen Compositionen Kenntniß erhalten
konnten. Hugo R i emann räumt
Wehle's Claviercompositionen ein, daß
sie „brillant" seien; Friedrich Bremer
charakterisirt dieselben als „voll Origina-
lität, Effect, Frische und glänzender
Technik".
Tleberficht der Compositioncn von Charles
Wehle. „I'ai-Hnwll:»«. Op. 5. — ^?0N8eo
/:ui'ka,5". <)p. 7. — „3 Vok<5inic!lucL".
in 6-m«. 0?. 11. - ,,i) OkkULou napoli-
tainu in ^/-mc»//. 2) i^a^onL <?r omdros
itt Z6-. 2) ^g. ^iHiutL. lioiuauoo in ^1s".
Op. i2. — „Ttammbuchblätter. (Annu^n--
mäi'chen in 7^ . ^Ima in Fes. Zerstörtes Glück
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon