Seite - 251 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
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Meichs 231
Weichs immer ein Dorn im Auge ge-
wesen, beeinflußte Gemeindevertreter von
Vöklamarkt eines Tages im Gasthause
zusammen, um den Baron des ihm vor
mehreren Jahren verliehenen Ehren»
bürgerrechtes verlustig zu erklären. Als
dies die übrigen Gemeindevertreter
hörten, richteten sie anläßlich dieses Vor»
ganges einen energischen Protest an den
Landtag, und der formell völlig ungiltige
Beschluß der Gegner des Freiherrn erhielt
die ihm gebührende Erledigung, indem
er behördlich einfach als unstatthaft und
geradezu unausführbar abgewiesen wurde.
Noch mehr aber machte der Freiherr von
sich reden, als er am 16. Juni 1871 im
Namen zahlreicher Gesinnungsgenossen
in Oberösterreich aus Linz an Kaiser
Wilhelm das Glückwunsch'Telegramm
abschickte: „ I n tiefster Ehrerbietung
senden wir dem Hort der Deutschen, dem
Wiederherstelle des deutschen Reiches,
und seinem unvergleichlichen heldenhaften
Heere unseren begeisterten deutschen
Gruß", worauf der Kaiser mit einem
eigenhändig gefertigten Antwortschreiben
aus Berlin vom 27. Juni desselben Jahres
dankte. Anläßlich dieses Glückwunsch-
Telegramms bemerkte man, daß es fast
erst nach einem Monate in den Berliner
Zeitungen abgedruckt werden durfte,
wahrend andere ähnliche Telegramme
aus Wien und Gratz damals gleich ver>
öffentlicht wurden. Man suchte die Nr-
sache m diplomatischen in Berlin auf-
getauchten Bedenken, die mit ganz be-
sonderem Nachdrucke hervorgehobene pa>
triotische Begeisterung der österreichi-
schen Deutschen, welche umwundene
Gefühlsäußerung auch in österreichisch-
patriotischen Kreisen nicht geringe Ver-
wunderung erregte, sofort brühwarm zu
publiciren. Freiherr Friedrich vermalte
sich am 20. Februar 1834 mit Mar ia geborenen Gräfin Sermäge v. S.zom<
sz^ddär und MeowHdgräd sgeb. am
6. December 1830), welche Ehe kinder-
los blieb. Freiherr Friedrich starb in
der Vollkraft des Mannesalters, erst
41 Jahre alt, eines plötzlichen Todes,
also ohne Empfang der Sterbesakramente.
Aus diesem Grunde verweigerte Bischof
Rudi gier die priesterliche Einsegnung,
ließ aber ziemlich deutlich durchblicken:
daß derselben nichts entgegenstehe, wenn
die Familie des Verstorbenen darum
bitten und die Versicherung abgeben
werde, daß Baron Weichs, wenn er in
zurechnungsfähigem Zustande gewesen
wäre, im letzten Momente gewiß einen
Priester verlangt haben würde. Die
Witwe jedoch lehnte es entschieden ab,
das Andenken ihres Gatten durch eine
solche Demüthigung zu verunglimpfen.
Es blieb demnach bei dem Civil»
begräbniß, welches sich aber durch die
großartige Theilnahme des Publicums,
da der Verblichene Reichsrath, Land»
tagsabgeordneter und überdies Obmann
des liberalen politischen Vereines für
Oberösterreich war, zu einer ganz gewal<
tigen Demonstration gegen den Ultra-
montanismus gestaltete. Die Reichs«
rathsabgeordneten Dr. Ad. D ü r r n -
berger und Gö l le r i ch hielten die
Grabrede.
Neue Freie Presse. 1870. Nr. 206 l und
Nr. 2472; l87Z. Abendblatt. Nr. 33Ü3.
- S. 1; Nr. 333?. S. l ; Nr. 3339. S. 1. ^-
Al lgemeine Zeitung. 4873. Nr. 344.
2. 3273 a. — Neue I l lust r i r te Zei-
tung (Wien. Zamarski, kl. Fol) 1873.
Nr. 30 in der Todtenliste. — (KraHnigg.)
Aquarellen aus den beiden Reichs stuben
(Wien 18tt8. Waldheim. 12".) Bd. I, S. 33;
Vd I I , 2>. 41. — Neues Wiener Tag«
blatt . 1871. Nr. 190. — Fremden«
Blat t . Von Gustav Heine (Wien. 4".)
1873, Nr. 337. — KaT-Hael?/ s^tuä^. Hn^-
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Band 53
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Band
- 53
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 332
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon