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Mensel, Andreas 12 Andreas
dalischen Verwüstung anheimfielen, und
ähnliches Geschick erlitten die Pfarreien
des Stiftes zu Hobesbrunn, Martins»
dorf, Brekenlee, Stammersdorf, Pulkau
u. a. Der Abt wirkte in dieser ver>
hängnißvollen Periode mit der ganzen
Macht und dem Ansehen seines heiligen
Amtes, um Unglück und Schädigung zu
verhüten und die erlittenen Schäden zu
heilen. Er war Mitglied des verstärkten
ständischen Ausschusses zur Berathung
und Besorgung dcr ^andesangelegen»
heiten, dann der Deputation, welche von
dem siegreichen Kaiser Napoleon in
Schönbrunn uin Schutz für Wien bat.
Durch sein Verbalten in dieser traurigen
Zeit hatte er sich so sehr das allgemeine
Vertrauen erworben, daß ihm die Stande ^
die erste erledigte Stelle eines Ausschuß»
rarhes verliehen und ihm spater der Prä-
latenstand das Amt eines Abgeordneten
übertrug. Als von Seite der kaiserlichen!
Negierung an die Stifte die dringende!
Aufforderung erging, dafür zu sorgen, !
daß es unter den Ordensmitgliedern
nicht an gediegenen Vertretern der Wis-
senschaften, namentlich der theologischen
und kirchengefchichtlicken, fehle, richtete
Abt Andreas sein besonderes Augen»
merk auf die wissenschaftliche Richtung
und Ausbildung feiner Capitularen, und ^
treffen w!r in der Zeit, in welcher er seine'
abtliche Würde trug, unter denselben:
den Orientalisten Andreas Oberleit-
ner, den gelehrten Theologen Paul
Hofmann, die Kirchenhistoriker Ber-
nard Wagner und Leander König,
den gediegenen Schulmann Meinrad
31ch 5 enste iner, den Naturforscher und
Mathematiker Ernest Kuschel, den Pä-
dagogen und Philologen Berthold Seng-
s ch m i d t , den Homileten Adrian
Grätsch, den Patristiker Lambert
Mick und den Humanisten Maximilian Rumelsberger, welcher der Erste
roar, der in Wien zu Gunsten der Armen
die Neujahr-Enthebungskarten einführte.
Dabei behielt er fest im Auge ebenso die
Aufrechthaltung der klösterlichen Ord-
mmg, wie die ökonomischen Verhältnisse
des Stiftes, die unter seiner Oberleitung
laugsam, aber stetig gediehen. Die Stifts«
kirche zu den Schotten in Wien bewahrte
ihre Anziehungskraft für die christliche
Bevölkerung, wozu das würdevolle echt
priesterliche Verhalten der Capitularen
in nicht geringer Weise beitrug, sowie
auch in allen übrigen Verhältnissen des
Stiftes ein gesundes Gedeihen sich kund»
gab. Noch eins war dem Prälaten be'
schieden, Entwurf und Beginn des
Baues im großen Schottenhofe und die
Aufführung des neuen Conventgebäudes,
womit sich derselbe ein dauerndes Denk«
mal selbst gesetzt hat. Am 6. April 183 l
fand die Grundsteinlegung zu dem neuen
Schottenstifte durch den damaligen Krön-
Prinzen König Ferdinand V. in Ge-
genwart der Erzherzoge Franz Kar l ,
Kar l , Anton Victor und Ludwig
in feierlichster Weiser. Weise statt, doch
die Vollendung der von ihm begonnenen
großen Bauunternehmung sollte der Abt
nicht mehr erleben. Im Spätherbst 183 l,
an der Schwelle seines fünfzigjährigen
Priesterjubiläums stehend, beschloß er
seine irdische Laufbahn, das Andenken
eines würdigen Vorstandes seiner Abtei,
die er durch nahezu ein Vierterjahr-
hundert und in schweren Zeitläuften ge«
leitet, hinterlassend.
Pietznigg (Zran;). Mittheilungen aus Wien,
Zeitgemälde des Neuesten und Wissens
würdigsten u. s. w. (W en 1832. I. P. Sol<
linder. 8".) Bd. II (!833) S. to(): „Andreas
Wenzel. Abt des Stiftes Schotten". —
Oesterreichi sches Archiv für Geschichte,
Erdbeschreibung u s. w. (Wien, 4".) t8^l.
Nr. j44, S. 370: „Wehmüthige Erinnerung".
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon