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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
Seite - 81 -
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Merner, Zacharias j die Farbe wechselte, mag aus einer geisti« gen Unruhe abzuleiten sein, die in ererbten Anlagen wurzelte. Der allge- meinste Ausdruck, den er für sein Ziel brauchte, war E r w ä r m u n g der Menschheit, vermittels einer von ihm willkürlich gesetzten Dreieinigkeit von Kunst, Rel igion und Liebe, und die Wege, auf denen er es anfänglich zu erreichen hoffte, waren Poesie und Mau> rerei; nächstdem eine freie gesellige Ver« bindung edler Freunde zu diesem höchsten Zwecke. Als er aber gewahr wurde, wie wenig selbst ein mit hohem Beifall auf- genommenes dichterisches Werk, wie ,Die Söhne des Thales", das er seinen Freun- den zuerst in der Handschrift mittheilte, eine Umschaffung der Ansichten, auch nur dieser in seinem Sinne, hervorzubringen vermochte, vorzüglich aber überall an» stieß an den Hauptwall, den der Pro» teftantismus aufgeworfen gegM den Sturmlauf der Religionsschwarmerei, in dem freien Vernunftgebrauch, schalt er diesen seinen angeborenen Glauben einen in seinen Grundsätzen zwar ehr- würdigen, aber dem Menschengeschlechte nicht angemessenen Drang eines durch keine Phantasie begrenzten Criticismus, der nur durch einen mittels der Maurerei geläuterten Katholicismus, durch eine neue Religion, durch Apostel im moder- nen Geschmack und Proselyten über- wunden werden könne. Aber auch die Maurerei ließ ihn im Stiche, und nun warf er sich, ein Jahrzehnt spater,'nach» dem er sich seinem Freunde gegenüber brieflich ausgesprochen und wie es scheint, der Idee entsagend, den Katholicismus zu läutern, gläubig in die Arme der auf dem ewigen Felsen begründeten Kirche, es als ein unverdientes hohes Glück be» trachtend, in dieselbe aufgenommen zu werden. Bei diesem Glaubenswechsel v. Wurzbach, biogr. Lerikon. QV. IMdr. 8 1 Werner. Zacharias war von einem persönlichen Vortheil nicht die Rede, er wechselte die Religion nicht, wie es etwa Juden zu thun pfte- gen, welche Protestanten oder Katholiken oder confessionslos werden, aber immer Juden bleiben, jedoch bei ihrem <5onfes» sionswechsel eine praktische Absicht ver« folgen; davon war bei Werner nicht die Rede; er wechselte den Glauben, weil er in dem neuen ethisch das zu finden hoffte, was ihm der verlassene nicht gewählte; er wurde .Katholik aus Ueberzeugung und um diese Ueberzeu» gung Anderen beizubringen, Prediger aus innerstem Dränge seiner Seele. Wie er als Poet durch seine Dramen, die ihm, wie er selbst gesteht, nur als Vehikel dienten, seine religiösen Anschauungen ins Volk zu werfen, als Maurer in der unwandelbaren Eigenschaft des fleißigsten Logenredners, als Freund endlich durch einen mit seinen Freunden unterhaltenen lebhaften, aber immer auf sein Ziel los> steuernden Briefwechsel zu wirken strebte, so trat er durch eine innere Nöthigung, ohne von außen dazu eine Aufforderung zu erhalten, nach seinem Uebectritt zum Katholicismus sofort als Prediger auf, um von der Kanzel herab seinem Sehnen Luft zu machen und es offen abzu- sprechen, welch ein Heil ihm widerfahren, und die Gemüther seiner Zuhörer für das Reich zu gewinnen, das nicht hier, sondern im Jenseits zu suchen. Werner als Prediger ist verschiedentlich beurtheilt worden. Es fehlt nicht an Pamphleten, die aus Werner eine Caricatur mach» ten. Gewiß aber ist es, daß er trotz seiner inneren Gläubigkeit, trotz seiner Begeiste- rung für eine heilige Sache, doch sich öfter zu weit hinreißen ließ nnd dadurch seinen Gegnern die Ruthe in die Hand drückte, womit sie ihn schlugen. Provo> cirte er vielleicht mit Absicht diese . März 1887.) ll
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Weninger-Wied, Band 55
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Weninger-Wied
Band
55
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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