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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
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Werner. Zacharias 90 Werner^ Zacharias und Trostreicheres als das Gleichniß vom verlorenen Sohne. — Was ist das ganze Menschenleben wohl anders, als ein Sp ie l der ewigen Liebe? — Die Ehre ist oft mehr als das Leben, weil Gott selbst, der edel und groß, die Ehre, die wahre Ehre ist. — Die bereuete Sünde ist das beste Opfer, das wir Gott bringen können. — Alle Philo« sophie kann nur die Räume angeben, innerhalb welcher das mc.ischlichc Denken gleichsam cinlogirt ist. Die gcsammte Weltweisheit vermag nur di? Grrn;en festzusetzen, über welche das menschliche Denken nicht hinüber kann. Das wissen die wahrhaft Gebildeten. — Das Gedichr Salomonis ist ein Gedicht, dessen Erklärung vielleicht einem anderen besseren, glücklicheren Zeitalter als unserem zerstreuten und verderbten, vorbehalten ist. — Die erste Thräne des reuigen Sünders, sie ist auch zugleich ein Blick ins Paradies. — Das Christenthum ist ein auf alle mensch» lichen Leiber passender dichter, warmer Kittel, der. je nachdem man ihn trägt, zum herr- lichsten Purpurmantel werden kann. — Poesie ist der Versuch, dasjenige, was die philoso- phische Prosa nicht zu aeben vermag, durch ein Bild in das Gemüth des Menschen zu werfen. Durch Poesie sind schon Tausende bekehrt worden. — Der Ochse liegt vor dem Lukas, wie Hermeneutik liegt vor der Offenbarung. — Wie kann man am besten das Wort Wehmuth erklären? Wehmuch ist Muth im Wehe. im Schmerz. — Das Christenthum üdcr die Theologie begreift in sich: l . das Heldenthum. 2. die Physik, 3. die Geschichte. 4. die Philosophie und 5. die Poesie. — Die tiefsten religiösen An« sichten in späteren Jahren sind oft nur Re> fultate dcr ersten mütterlichen Erziehung. — Golgatha, das ist das wahre Lilienfeld, wo die Lilie Gottes. Jesus Christus, ewig« Blü» tcn getragen hat. — Der Mensch ist eine Blume des ewigen Lebrns. — Der Papst ist der Stelloertretkr nicht des dreieinigen Gottes, sondern ist der Stellvertreter des Gottmenschen Jesus Christus hier auf Erden. — Es gibt eine dreifache geistige Anschauung Gottes: i. die Anstauung des kindlichen Glaubens, 2. der schmerzvollen Hoffnung und 3. der siegenden Liebe. — Der Körper des Menschen ist das Meisterwerk alles Sicht« baren, das Meisterstück der Schöpfung. — Der Glaube ist das Licht, die Vernunft das Auge. Und so wie das Auge ohne Licht nicht sehen kann. so kann auch die Vernunft des Menschen nichts erkennen, nichts ahnen ohne den Glauben. IX. Werner's Mutter. Auf den Poeten übte unbedingt seine Mutter großen und nachhal» tigen — ja wir geben es gern zu — geradezu unheimlichen Einfluß. Er scheint von ihr die Anlage zu allem Ungestüm, allrr Kraft, all' den Gegensätzen, die sich in seinem Lebens» laufe kundgeben, aller ungelösten Verwir- rung, die sich in den Werken dieses großen Geistes ausspricht, empfangen zu haben. Nach dem Tode seines Vaters blieb er bis zu seinem 22. Jahre unter der Obhut seiner Mutter. Diese war die Nichte eines nicht unbegabten Poeten, Valentin Pietsch (geb. 1690. gest. 1733). eines geborenen Königs« bergerS. der zwar seine Muse in hohen Namenstags» und Festgesängen verzettelte, aber ein unleugbares poetisches Talent besaß, wie es seine von I . G. Bock <?40 heraus« gegebenen „Gebundenen Schriften" an vielen Stellen bezeugen. Werner selbst nannte seine Mutter, der er übrigens manchen Kummer und manche schwere Sorge bereitet haben mag. eine reine heilige Kunstseele und Martyrin; Hippel. der Dichter der „Lebens, läufe in aufsteigender Linie", sagte von ihr, daß sie jeden Gegenstand mit Aolerblicken durchschaute, und auch Hoffmann, der Verfasser dcr „Serapionsbrüder", gibt ihr das Zeugniß, daß sie mit Geist und Phan« tasie hochbegabt gewesen. Daß ihr übrigens der Sohn manchen und wohl schweren Kummer bereitete, ersehen wir aus seinen eigenen Bekenntnissen, So schreibt er !t!04, bald nach dem Tode der Mutter, an seinen Freund: „Wie schwer liegen meine jugend» lichen Vergehungen auf mir'. Wie viel gäbe ich darum, sie noch eine Woche zu erwecken und mein gepreßtes Herz in Reuethränen zu entladen. Mein geliebter Freund! mache Deinen Eltern keinen Kummer! Ach, keine irdische Stimme weckt die Todten mehr. Gott und El tern, das ist das Evste, alles Andere ist weniger!" In ihrem besten Alter verfiel aber Werner's Mutter in eine schwärmerische Gemüthskrankheit, von der sie nie genas, und in der sick der Wahn in ihr ciusbildete, sie sei die Jungfrau Maria und ihr Sohn der Heiland der Wrlt. Diese Ge« müthsart, diese geistige Verwirrung der Mutter blieb sicher auf den Sohn nicht ohne Einfluß, wenn sich derselbe auch nicht vlö zum Irrsinn zuspitzte. In dem philosophisch
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Weninger-Wied, Band 55
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Weninger-Wied
Band
55
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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