Seite - 139 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
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yi, Nicolaus ^Vater) 139 Wesselonyi, Nicolaus sVater)
Tollheiten ein jähes Ende. I n Zsib<>'s
3tähe bewohnte ein Graf, man nennt
einen Hal l er von Halle rke<>, seinen
Herrensitz. Nun bestand zwischen den
beiden Magnaten, die zwei ganz ent>
gegengesetzte Naturen waren, ohnehin
kein freundschaftliches Einvernehmen, so
spitzte sich das Verhältniß durch Vorfälle,
wie sie bei Nachbarn gar leicbt vor-
kommen, nur noch feindlicher zu. Es kam
zuletzt so weit, daß Nesselnnyi, als
zwei seiner Bediensteten, die sick auf
dem Besitze des Grafen Ungehörigkeiten
zu Schulden kommen ließen, von dem-
selben in Haft genommen wurden, an
seinen Nachbar einen Herold mit der Er>
klärung absandte: Der Freiherr sei es
müde, die Neckereien des Grafen ferner
zu ertragen, und habe daher beschlossen,
dessen Gebiet mit Krieg zu überziehen,
das Schloß zu stürmen und der Erde
gleich zu machen. Dieser Kriegserklärung
folgte die That auf dem Fuße. Wesse-
lönyi erschien an der Spitze seines gan»
zen Hausgesindes, Jäger, Kutscher, Trei-
ber, zahlreiche Bauern, alle bis an die
Zähne bewaffnet, mit dem Geschütz»
parke des Wessel^nyi'schen Scdlofses
vor dem Herrenhause des Grafen, der,
wenn er auch seinen Nachbar kannte,
doch sich einer solchen Gewaltthat nicht
versah und gar keine Anstalten zur Ver-
theidigung getroffen hatte. Nessels»
nyi ließ das Geschütz gegen das Ge»
mäu?r des Grafenhauses spielen. Als
der Graf sah, daß die Sache ernst werde,
übergab er seinem Jäger das Commando
und verließ das Schloß, um sofort nach
Wien zu reisen und Anzeige von dem
Vorfalle zu erstatten. Der gräfliche Jäger
mußte alsbald capituliren, aber der aus
seinein Eigenthum mit Gewalt vertrie-
bene Graf brachte in Wien seine Klage
vor den Kaiser Joseph. Dieser wollte eine solcbe unerhörte Gewaltthätigkeit
entsprechend strafen und erließ an das
siebenbürgiscke Generalcommando sofort
den strengen Befehl, sicb Wessel^nyi's
zu bemächtigen und ihn todt oder lebendig
nacb Wien zu scbaffen. Der Freiherr, der
von diesem Befeble Kunde echielt, ver»
suckte N'^ durcb die Flucht zu retten,
irrte auch einige Zeit in den Wäldern
umher, suchte dann Schutz bei Ver«
wandten, wurde aber doch eines Tages
bei denselben gefunden, nacb verzwei-
felter Gegenwehr überwältigt und ge>
fesselt nack Wien gebracht und dort auf
Befehl des Kaisers ins Gefängniß gesetzt.
Gesetzlich abgeurtheilt, erhielt er zur
Verbüßung seiner Haft die Festung Kuf'
stein angewiesen. Allf derselben aber be-
nahm sich der Freiherr wie ein wildes
Thier. Er begriff es gar nicht, daß der
freie Ungar, dem nacb seinen Rechts»
begriffen Alles gestattet war, für Un-
thaten auch gefangen gehalten werden
dürfe. Als dann einmal der Kerkermeister
sich eine unbedachte Aeußerung ent»
scblüpfen ließ und Wesselenyi, er»
grimmt darüber, denselben packte und
über die Treppe hinunterwarf, wo der
Unglückliche dann vom Hausgesinde
spater mit zerschlagenen Gliedern ge-
funden wurde, verbesserte sich die Lage
des Freiherren nicht, da das neue Nr»
theil über diese Gewaltthat eine Verlän»
gerung der Haft aussprach. So hatte
Nesselönyi vier Jahre in Kufstein
verbüßt, als es den Bitten und Thränen
seiner Gattin gelang, seme zahlreichen
Feinde zu versöhnen und an höckster
Stelle seine Entlassung aus der Haft zu
bewirken. Sie selbst eilte nach Kufstem
und brachte -den Gatten aus den dumpfen
Kerkermauern in das Schloß seiner Väter
zurück. Es begann daselbst das frühere
Treiben, bis die politischen Vorgänge
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon