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Wiesberg 38 Wiesberg
1870 ward er bei dem Wiener Witz-
blatte „Floh", für das er jedoch schon
seit mehreren Jahren Beitrage geliefert
hatte, als ständiger Mitarbeiter aufge-
nommen, und er blieb bei demselben bis
zum Jahre des „Krachs" 1873, in wel-
chem er zur Redaction der „Humoristi-
schen Blätter" von Kl iä übertrat. Einer
Verringerung der Arbeitskräfte, welche
letzteres Blatt vornahm, fiel auch er im
September 1874 zum Opfer, und nun
stand er vorab ohne Aussicht auf baldiges
Engagement aussichtslos da. Schon
vorher aber hatte er in verschiedenen Ge»
selligkeitsvereinen öfter als Couplet-
sänger mitgewirkt, und waren seine Vor-
träge gewöhnlich sehr beifallig aufge»
nommen worden. Unter diesen Umstän»
den sprang er schnell entschlossen vom
„Pegasus" auf das „Brettl" und trat
am 23. October 1874 zum ersten Male
als Volkssänger beim „goldenen Widder"
in der Leopoldstadt im Vereine mit
Schiefert und Porkert auf. Schon
im März des folgenden Jahres wurde er
dann von Amon fĂĽr dessen Singspiel
halle als Hausdichter und Coupletsänger
l'auch Komödienspieler) mit einer Tages»
gage von vier und spater von fĂĽnf Gul>
den engagirt. I n dieser Stellung lieferte
er innerhalb vier Jahre eine stattliche
Reihe von Couplets, Duetten, Solo-
stenen und die nicht minder ansehnliche
Zahl von 72 Originalpofsen. 1879 vei>
band er sich
mit dem Volkssänger Seidl ,
und nun traten Beide als selbständige
Darsteller am l3. März genannten
Jahres zum ersten Male in dem bekann-
ten Gasthause zum „grünen Thor" auf.
Der Erfolg ĂĽbertraf alle Erwartungen,
und mit dem ersten Duett im Costum
„Uns hab'n s b'halten", welches sie
im Mai vortrugen, war ihr Unternehmen
gesichert. Von den Früchten dieser Ver- bindung sind bis jetzt in Krämer's
Musicalienhandlung in Wien !00 Cou-
plets (in zehn Bänden) und 80 Duette
(in acht Bänden) als Auslese erschienen.
Auch hat der im Verlage von Wiener
dramatischen Arbeiten aller Richtungen
äußerst regsame Wiener Buchhändler
3. Rosner Wieäberg's ausgewählte
Arbeiten unter dem Titel: „Mein' Vater»
stadt in Lied und Wort. Eine Samm«
lung von komischen Scenen, Inter-
mezzos, Couplets :c," 1883 heraus«
zugeben begonnen, wovon bisher fĂĽnf
Hefte erschienen sind, welche unter den
größeren Nummern die folgenden ent>
halten: „Der Polsterltanz. Posse mit
Gesang"; — „Dämon Rausch. Komische
Duoscene"; — „Die drei Verliebten.
Schwank mit Gesang"; — „Frau Wie-
nerisch und ihre zwei Zimmerherren. Zeit'
bild mit Gesang in 1 Act"; — „Vor
der Lotterie. Schwank in 1 Act"; —
„Wien vor hundert Jahren. Genrebild
aus Wiens Vergangenheit". Die darin
vorkommenden Vorträge sind von allen
Zoten frei, in durchaus anständigem Tone
gehalten, aber voll Witz, Humor und echt
wienerischer GemĂĽthlichkeit, eben jener
GemĂĽthlichkeit, welche den eingeborenen
nicht durch Kreuzung entarteten Wiener,
den sogenannten „Urwiener", zum Lieb-
linge Aller machen, die mit ihm in nähe«
ren Verkehr treten. AuĂźerdem arbeitet
Wiesberg seit einer Reihe von Jahren
im „Wiener Extrablatt" mit und hat in
demselben zahlreiche Feuilletons, in wel«
chen er das Wiener Leben mit lebendigen
Farben schildert, veröffentlicht. Auch
finden wir ihn als Mitarbeiter im ersten
Jahrgange der illustrirten „Wiener Spe«
cialitäten", welche wienerische Zeitung
Mitte 1883 unter Redaction von
August ParreyĂź zu erscheinen begann.
Wenn wir W i e s b e r g's Schaffen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon