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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
Seite - 52 -
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Seite - 52 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56

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Mieser, Johann er, Iuhnnn Criminalgefängniß, allein sie blieben dort nicht lange und trieben nach wenigen Wochen ihr altes Handwerk fort. All« gemein wurde erzählt: die Kreis- und Criminalbeamten ließen sich Colonial» waaren, Zucker und Kaffee durch die Verhafteten über die sächsische Grenze schmuggeln. Die Bande zeigte sich immer kühner und übermüthiger. Sie war mili- tarisch organisirt, ihr Chef hieß General' sie hatte ihre Stabsofficiere, Hauptleute, Lieutenants, hielt Disciplin, und Jeder, der ihre Gesetze übertrat, ward ohne Nachsicht bestraft. Indessen nahmen die Greuel zu, Hirten, Dienstleute wurden ermordet, selbst die Geistlichkeit fand keine Schonung, und der unglückliche Pftkrrer von Lubenz, des Nachts in seinem mitten im Orte gelegenen Pfarrhof über- fallen, endete im Beisein seines weib» lichen Gesindes unter furchtbaren Mar» tern durch Mord. Der nächste Geistliche, den ein ahnliches Schicksal erreichte, war der Pfarrer von Dekau, der, mit glühen- den Eisen gebrannt, mit eisernen Zangen gezwickt, zu Tode gepeinigt wurde. Und dies Alles, während Schrecken in der ganzen Gegend herrschte, ließen die Staatsbehörden geschehen. Endlich, als auch aus diesem Anlasse eigens geschaf- fene Behörden und Gerichte sich als machtlos erwiesen hatten, kam Hilfe von unerwarteter Seite. Im Städtchen Rudig tag der oberwähnte Oberlieute- nant Johann Wieser von Klenau- Chevaurlegerä in Garnison. Der ging aus eigener Machtvollkommenheit daran, diesem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken zu bereiten. (Kr befahl seinen Leuten, in der ganzen Gegend umherzustreifen und alles verdächtige Gesindel einzufangen. Seine Vorgesetzten ließen es nicht nur geschehen, sondern unterstützten das ungesetzliche Verfahren, sobald sie die im Ganzen heilsamen Folgen desselben wahrnahmen. Nun hielt Oberlieutenant Wieser auf dem Platze zu Rudig auf offener Straße blu- tiges Gericht, welchem er selbst prasidirte. Die Verhafteten, Männer und Weiber, wurden nackt ausgezogen, und*Ieder, auf dem der geringste Verdacht haftete, bekam von sechs Mann, drei auf jeder Seite, Stockstreiche, bis er gestand. Man be» rechnete, berichtet unsere Quelle, die ! Schläge öfters auf Tausende. Drei der ! berüchtigtsten Gauner, darunter die be- ! kannten Räuber Grün und Engel, ! fanden dabei ihren Tod. Doch verfielen mitunter Unschuldige der barbarischen ! Strafe. Der Wirth von Wiedhostitz er- hielt 304 Schlage, bloß weil er aus Furcht sich hatte verleiten lassen, diä Rauberbande während einer Nacht in seinem Wirthshause aufzunehmen. Ein armer Bursche wollte durchaus nichts gestehen, kein Wort war aus ihm heraus» ! zubringen. Er wurde fortgeprügelt, bis ! er maustodt dalag; erst nach der Hand ! erfuhr man, der Unglückliche sei taub- , stumm gewesen! Das Gerücht verbreitete sich, der Vorsteher des Schreckenstribu» nals, Oberlieutenant Wieser, stehe in unmittelbarer Verbindung mit dem Wiener Hofe, erhalte beinahe taglich einen Courier aus der kaiserlichen Resi> denz. Begreiflicherweise erschien dieser unerhörte Vorgang den Leuten höchst räthselhaft. Wieser aber war schlau genug, die sich immer mehr verbreitende Meinung, als sei er von höherem Orte zu dieser Handlungsweise autorisirt, auf- recht zu erhalten und das Volk darin zu bestärken. Endlich wurde auch der „Ge- neral" der Bande, der reiche Wirth von Lubenz, von den Soldaten gefangen, mußte aber, nachdem er indeß wohl einige hundert Stockprügel bekommen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wiedemann-Windisch, Band 56
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Wiedemann-Windisch
Band
56
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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