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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
Seite - 74 -
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Miclnigcr, Albert Wiefinger, Albert Jesu" von Renan eine Aufregung in allen kreisen hervorbrachte, welche weit jene übertraf, die seinerzeit das „Leben Jesu" von Strauß hervorgerufen — war dock dieses nur für wissenschaftliche kreise berechnet, jenes aber für das Volk geschrieben — und als, um es unter das Volk zu bringen, eine Uebersetzung des Werkes die andere jagte, schrieb Wiesinger in seiner „Kirchen-Zeitung" eine Folge von Artikeln, die er später ergänzte und als Ganzes in einem Suche unter dem Titel: „Aphorismen gcgen Ncnlln'5 Abrn Ir5n" (Wien l864, Mayer, 8".j herausgab. Im März 1863 begann er seinem oben ausgesprochenen Pro- gramm getreu die Veröffentlichung seiner „Ghetto-Geschichten". Er leitete die- selben mit der Erklärung ein, daß er sie nur als eine Nothwehr gegen die steten Angriffe von jüdischer Seite herausgebe. Diese „Ghetto-Geschichten" erregten in den getroffenen Kreisen eine peinliche Stimmung. Aber er fuhr in der Ver- öffentlichung derselben unbehindert auch im Jahre 4866 fort, als eben die preußische Armee nicht mehr zu fern von Wien stand. Die Aufregung war eine ungeheuere, und die Israeliten drückte b.'i der bedenklichen Situation die Sorge, daß bei einer zu befürchtenden Störung der öffentlichen Ruhe sich der durch die „Ghetto-Geschichten" nicht zu ihren Gun- sten gestimmte Pöbel gegen .sie richten konnte. Die Sache stand mit einem Male so, daß, wie Wiesinger selbst be- richtet, er eines Tages zur Staats- anwaltschaft gebeten wurde, welche ihm mittheilte, die Wiener Iudengemeinde habe sich an den Iustizminifter gewendet mit der Bitte, derselbe möge in diesen gefährlichen Zeiten aufWiesinger ein- wirken, daß er mit seinen „Ghetto- Geschichten" nicht weiter fortfahre, denn die Juden seien besorgt, es könnte etwa die Ruhe in irgend einer Weise gestört werden. I n Hinsicht auf die augenblick« liche Situation stellte auch der Autor die Fortsetzung seiner „Ghetto-Geschichten" ein. Unter dem Bürgerministerium, in welchem Dr. Giskra und l)r. Berger saßen, schien sich die Situation für W i e» singer bedenklicher zu gestalten, und dies umsomehr, da beide Minister als frühere Aovocaten in den oberwähnten Preßproceffen ihm als.Gegner gegenüber gestanden. Da wollte sich denn Wiesln» ger in Anbetracht der ministeriellen Machtsphäre nicht in die Defensive ver- setzt sehen und ergriff in ziemlich wirk' samer Weise die Offensive, wie er dies in dem wiederholt, citirten „Ueberblick" aus» führlich erzahlt. I n der Zeit, als unter Giskra die berühmten Edicte gegen den Clerus erlassen wurden und diesen als praktische Illustration die Einsperrung manches Priesters folgte, ward er als Fasteuprediger bei St. Peter angestellt. Am 6. März 186? hielt er seinen ersten Fastenvortrag, und schon in den nächsten I Tagen begann aufs Neue der Kampf der i Journalistik gegen den „Kanzeljourna- listen", wie er genannt wurde, und dieser Kampf dauerte an, so lange Wiesinger seine Vorträge fortsetzte — bis l87l. Die illustrirten Wiener Witz- und Spott- blätter „Kikeriki", „Bombe", vor allen aber „Der Floh", brachten eine Fratze um die andere, in welcher I>. Wiesin» ger in allen nur denkbaren Gestalten und Attitüden abkonterfeit war. Es war ein ungleicher Kampf: Alle gegen Einen, und ein solcher alles Maß übersteigender, daß selbst ein Journalist, der nicht zum Anhange Wiefinger's zählt, Don Spavento, in seinen unten citirten „Typen und Silhouetten" denselben gegen dessen Widersacher — und das isi
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wiedemann-Windisch, Band 56
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Wiedemann-Windisch
Band
56
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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