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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
Seite - 106 -
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Milbrandt 106 Milbrandt äußerst selten vorkam. Er verfolgte bei der Leitung seines Kunstinstitutes keine selbstsüchtigen Zwecke, es wäre denn. daß er demselben seinen poetischen Genius nicht opfern wollte. Aber als er erkannte, die Bühne energisch leiten und zugleich der Poesie huldigen, sei unvereinbar, da war auch sein Entschluß gefaßt, und wenn er auch Opfer brachte, er war mit sich selbst einig, und ker Director mußte dem Poeten weichen. Als ersterer hatte er wahrend der sechsthalbjährigen Leitung 33 Novitäten, 32 Neueinftudirungen und 120 Reprisen gebracht. Unter den Novi- täten finden wir Werke der heimischen Dichter Nissel, Greif und Keim, dann Werke von Hcyse, (5aro, Blu- menthal, Nötel , Wildenbrucd, Doczy und Tr i esch. Von seinen eigenen Dichtungen führte er uns nur „Afsunta Leoni", „Johann Ohlerich" und „Kriem- hild" und von seinen Bearbeitungen Calderon's „Dame Kobold", „Der Arzt seiner Ehre" und „Der Richter von Zalamea" vor. Die neuere dramatische Literatur des Auslandes ist durch die Franzosen P a i l l e r o n , S a r d o u, Ohnet, die Russen Turgenjew und Gogol und den Norweger Björnson vertreten. Von den Classikern der alten und der neuen Literatur brachte er Sophokles' „Elektra", „König Oedi- pus" und „Oedipus in Kolonos" und Goethe's Fausttrilogie. Die Aufsah- rung dieser letzteren, wie der Labdakiden- tragödien und der Stücke Calderon's, an welchen er nicht bloß als Director, sondern auch als Dichter mitthätig ge- wesen, leuchtet in seiner dramaturgisch- directorialen Wirksamkeit besonders her- vor. Unter den Bühnenkräften, die er neu gewann — eine Aufgabe, bei der in unseren Tagen völliger Kunsthinfalligkeit und überwuchernder Virtuosenschablone große Schwierigkeiten zu überwinden sind, ohne jene weiblichen Bühnengenies zu rechnen, welche, nachdem sie im Leben Gretchen gespielt, nun, um auf der Bühne erste Heroinen zu tragiren, einem Di» rector officiel aufoctroyirt werden — sind die Damen Barsescu und Dumont zu nennen. So stellt sich denn aus dieser allgemeinen Uebersicht heraus, daß Wi l' brandt weder die heimischen Autoren, noch jenc vom Reiche draußen, noch auch das französische classische Repertoire ver- nachlässigt, ja daß er sogar dem modernen Pariser Sittenbilde, nachdem dasselbe durch den Brand des Stadttheaters seine Stätte verloren, Einlaß an der Hof- bühne gewahrte, und dieser flüchtige Um- riß genügt für den Nachweis, daß es das Bestreben Wilbi;andt's war: dem Burgtheater, als der ersten deutschen Bühne, die höchsten künstlerischen Auf« gaben zu stellen und mit der lebendigen zeitgenössischen dramatischen Production Fühlung zu unterhalten, so weit dies eben der vornehm umschriebene Gesichts- kreis des altberühmten Kunstinstituts zu- läßt. Auszeichnungen sind dem Dichter als solchem mehrere zutheil geworden: für sein Trauerspiel „Gracchus der Volks» tribun" wurde ihm 1873 der Grillparzer« preis zuerkannt; für seine Gesammt» leistungen als dramatischer Dichter er» hielt er 1878 vom deutschen Kaiser den großen Schillerpreis, und König Lud- wig I I . von Bayern verlieh ihm mit dem Maximilianorden für Kunst und Wissen- schaft 1884 den persönlichen Adel. Nun folgt die Uebersicht der Schriften Wil» b randt's, welche sich in literarhistorische und poetische, diese letzteren in lyrische, dramatische und erzählende gliedern. I. Uebersicht der Werke W ttbrandi'g. k) Literar« geschichtliches und Biographisches. Hein« richoon Kleist, Eine literar-historische Mo»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wiedemann-Windisch, Band 56
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Wiedemann-Windisch
Band
56
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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