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Wildauer Ritter vcm Wildhausen 1 39 Wildauer Ritter uon Mildhausen
ferat über das „Centrale" des Unter«
richtsministeriums, ebenso war er Bericht»
erstatter über eines der confessionellen
Gesetze, nämlich jenes über die Anerken»
nung von Religionsgesellschaften, sowie
über die Regierungsvorlage, betreffend
die Errichtung der Universität Czernowitz.
Zu beiden Vorlagen stellte er in den Aus-
schüssen wesentliche Verbesserungsvor»
schlage, welche von beiden Häusern des
Reichsrathes angenommen wurden. Als
Redner sprach er öfter in Angelegenheiten
der Schule, namentlich bei Berathung
der Schulnovelle, dann gegen das
Gebäudesteuergesetz im Ganzen und
manche Bestimmungen desselben im Ein-
zelnen, ferner gegen die Bestimmungen
des Zolltarifes, betreffend den Getreide-
zoll, gegen den Antrag Ciani über Ab»
änderung der Reichsrathswahlordnung
für den adeligen großen Grundbesitz in
Tirol. Insbesondere ist noch hervorzu»
heben seine in weitesten Kreisen freudig
begrüßte Rede über Verbesserung des
P en si 0 n s n 0 r m a l e s für Staats»
beamte und namentlich die Versorgungs»
gebühren ihrer Witwen und Waisen.
Mit Wärme und Kraft nahm er sich auch
in mehreren Reden der Universität Inns-
bruck und ihrer sachlichen Bedürfnisse an,
bis endlich der Neubau wenigstens des
anatomischen Institutes beschlossen und
ein Credit für denselben in den Staats»
Voranschlag eingestellt wurde. Gine her-
vorragende Rolle spielte er im Vereins-
leben seiner Heimatstadt. Er war einer,
der Gründer, Ausschußmitglied und durch
viele Jahre Obmann des „Constitu»
tionellenVereines in Innsbruck",
dieses Centralpunktes der liberal'politi»
schen Bestrebungen Nordtirols, dann der
Gründer und erster Obmann der Inns>
brucker Ortsgruppe des deutschen
Schulvereines. Außerhalb des poli» tischen und nationalen Gebietes liegt
seine Thätigkeit als Ausschußmitglied und
Curator des tirolischen Museum Fer^
dinandeum. Auch in der Presse wirkte
er im Sinne einer besonnenen fortschritt-
lichen Entwickelung. Zahlreiche an die
Zeitverhaltnisse anknüpfende Aufsätze,
dann Wahlaufrufe, Streitschriften und
andere Kundgebungen der Partei, des
„Constinitionellen Vereines", des ver»
faffungstreuen Landtagsclubs stammen
aus seiner Feder. Von den bekannteren
nennen wir: „Zwölf Artikel. Zur Tiroler
Landesverfassung" 1860 (Schützenzei.
tung), in welchen er die damals geplante
mechanische Rückkehr zu den alten vier
Ständen bekämpfte; — „Ein confessio»
nelles Ausnahmsgesetz für Tirol. Worte
der Verständigung" 1861 s Separat-
abdruck aus dem „Tiroler Boten"); —
„Die römische Curie und das Recht
Oesterreichs" 1868; — „Die Wahlen in
den Innsbrucker Bürgerausschuß" 1868;
— „Der Austritt der sechs Deutsch«
tiroler Abgeordneten aus dem Reichs-
rathe" 1870, letztere drei Schriften vom
„Constitutionellen Vereine" herausgege»
ben. Vor dem Ausbruch und wahrend
des Krieges 1866 schrieb er eine große
Zahl patriotischer Artikel in ein großes
Wiener Blatt und in die Ausgburger
„Allgemeine Zeitung". Zum Schlüsse
werfen wir noch einen kurzen Blick auf
Wildauer's mit seiner lehramtlichen
Stellung in Verbindung stehende wissen-
schaftliche Thätigkeit. Von seinen schrift»
stellerischen Arbeiten nach dieser Richtung
nennen wir: „Eine Abhandlung über
Schopenhauer", abgedruckt im litera»
rischen Theile der „Wiener Zeitung"
Mai 1838, welche Schopenhauer
selbst als einen höchst interessanten Auf-
satz über seine Philosophie bezeichnete
und dem Besten zurechnete, was über
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon