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Mimmer, Peter 239 Mimmer, (Zimmermeister)
gen über Anatomie zu halten. 1780 wurde er
Professor der theoretischen und praktischen
Chirurgie am damaligen Graher Lyceum und
trua als solcher auf das thätigste zur Errich»
tung eines allgemeinen Krankenhauses bei.
Nachdem er noch 1789 das Doctorat der Chi»
rurgie erlangt hatte, blieb er bis 1808 im
Lehrfache unter gleichzeitiger chirurgischer
Spitalbesorgung thätig, dann trat er in dcn
Ruhestand, in welchem er im Mer von
82 Jahren starb. Im Druck ist von ihm nur
die Schrift: „Krankheits< und Heilungs»
geschichte einer merkwürdigen Speckgeschwulst
am Halse" (Gratz 1794. mit 1 Kupf.) er<
schienen. ^O esterrrichische National»
Encyklopädie von Gräffer und Czi«
kann (Wien 1836. 3«.) Bd. VI, S. 154.)
— 10 Iustinian»8ÄuctoV1»3io Wimmer
(Priester der frommen Schulen, geb. in Wien
1738. gest. 17. Jänner 1793). Er trat in jungen
Jahren zu Wien in den Orden der frommen
Schulen, in welchem er den Ordensregeln
gemäß viele Jahre in den unteren Classen
den Unterricht ertheilte. Dann wurde er
Rector der Ordensschule im Stadtcollegium
zum h. Ivo und blieb es. bis dasselbe von
Kaiser Joseph I I . aufgehoben wurde. In
diesem Institute trug er lange Zeit hindurch
die sogenannte doppelte Buchhaltung
vor, eine mathematische Disciplin. Rechnungen
zu führen in einer Art. daß man jederzeit
Gewinn und Schaden eines Geschäftes sowohl
im Ganzen, als aus jedem Theile desselben
sicher und genau berechnen könne. Diese Vor»
träge faßte er dann zusammen und gab sie
in den zwei folgenden Werken im Druck
beraus: „Erklärung zu der Gerhabschaft und
den Pupillarrcchnungen" (Wien 1783, 8".);
— „Grundsähe der Rechnungswissenschaft in
doppelten Posten zum Gebrauche der öffent«
lichen Vorlesungen" (Wien 1785). ^ o -
inlu ß
1809, t^viä rsFias Hinv6r5iiHti5 krmF»-
«025, 8«.) ?2?L I I , p. 830. — 11. Peter
Wimmer diente in der k. k. Armee und
war 1843 der älteste Capitänlieutenant im
Ottochaner 2. Grcnz. Infanterie «Regimente.
Die Feldzüge der Jahre 1848 und 1849
machte er in Ungarn und Italien als Major
im Regimente mit und erhielt für sein aus«
gezeichnetes Verhalten in denselben den
Orden der eisemen Krone dritter Classe.
ITHürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch«
ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880,
K. Prochaska. gr. 8") Bd. I, S. 569. Jahr
1848 und 1849.) — 12. Wolfgang Wirw
mer ssiehe Flor ian N immer . S. 214).
der bei seinem Eintritt in den Benedictiner«
orden den Taufnamen Wolf gang mit dem
Klosternamen Flor ian vertauschte. — 13. Ein
Wimmer, dessen Taufnameu wir nirgends
verzeichnet finden, war ein schlichter Zimmer«
meister in Preßburg, der im vorigen Jahr«
Hunderte, und zwar in der zweiten Hälfte des<
selben zur Zeit Kaiser Josephs I I . lebte,
und dem ein Blatt in der Geschichte der
Kunstmär ty rer gebührt. Von früher
Jugend erlernte das Zimmermannshandwerk
— vielleicht war es seines Vaters Geschäft
— dem er trotz ungewöhnlicher künstlerischer
Begabung, durch drückenden Mangel sich zu
erheben unvermögend, Zeit seines Lebens ver»
fallen blieb. Trotz alledem aber und bei oöl<
ligem Mangel an höherer Bildung fühlte er
sich zu Leistungen gedrängt, die allgemeine
Bewunderung erregten. So ist unter Anderem
der Dachstuhl der evangelischen Kirche in
Preßburg sein Werk. Dieser, von einer sel«
tenen Kunstfertigkeit, wird von Architekten
als eine Merkwürdigkeit bewundert, so leicht
und luftig, so alles Eisens bar ist er errichtet.
Auch erbaute W i m m e r die kunstreiche
Wasserleitung auf dem Schloßberge, und das
Modell einer
stehenden Brücke über die Donau
in Preßburg, welches er ausgeführt, erregte
die Aufmerksamkeit des Kaisers Joseph, der
es nach Wien bringen und in einem Saale
der Hofburg aufstellen ließ. Das filigran»
artige schlanke dünne Modell besaß in seiner
ungemein sinnreichen Zusammensetzung doch
solche Festigkeit, daß ein Kürassier in Wehr
und Waffen darüber ritt. ohne daß es zu»
sammenbrach. Der Kaiser beschenkte den ge«
schickten Zimmermeister mit hundert Ducaten.
und auch die Ausführung im Großen ward
festgesetzt, unterblieb aber aus unbekannten
Ursachen. Doch Wimmer, der aus dieser
Arbeit die Befreiung aus den beengenden
Fesseln seiner Armut erhoffte, gerieth darüber
in Schwermuth, dir ihn nicht mehr verließ.
Noch construirte er in diesem traurigen Zu»
stände, in welchem er auf die unfruchtbarsten
Gedanken verfiel, ein ?oi-vstuuin uiodil«.
Alle freie Zeit, die ihm von der Arbeit an
den Zimmerplätzen, welche er verrichtete, um
nothdürftig sein Leben zu fristen, übrig blieb,
verwendete er zu diesem Mechanismus und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon