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Windisch-Vräh) Alfred Candid 9 Windisch-Grütz^ Alfred Candid
Schule für junge Ofsiciiere, und aus den
Reihen des Ofsicierscorps unter dem
dreizehnjährigen Commando des Fürsten
gingen hervor: 4 Feldmarschall, 3 Ge>
nerale der Cavallerie, 7 Feldmarschall-
Lieutenants und 3 Generalmajore. Der
Fürst lebte in stetem engen Verkehre mit
seinen Officieren, die ohne Unterschied
des Ranges als Gäste zu seinem Tisch
und Theilnehmer zu Jagden auf seinen
Gütern geladen waren. I m Spätherbste
1826 rückte er in seiner Rangstour zum
Generalmajor Vor und übernahm die
Grenadierbrigade in Prag, deren Haupt-
köcper die drei aus den Divisionen der
neun böhmischen Infanterie-Regimenter
zusammengesetzten Bataillone bildeten,
eine Truppe, die bestimmt war, von
diesem Tage an bis zur Stunde seiner
Abberufung von der Armee in Ungarn
15549 unter seiner Führung als Vriqa
dier, Divisionär. ^'ommandirender und
Armeecommandant zu stehen. Mit (5rnst
und 5irafr trat er an seine neue Auf-
gäbe, sorgte für gleist und Ordnung und
hielt auf den steten dienstlichen l^ontact
der Ol'ßciere mit iluer Mannschaft, so
daß diese drei t^rcinidier-Batalllone, wie
es sl<d auch in entscheidenden Momenten
erwies, den gegründete!! Rw einer ^lite-
truvpe eUan.Uon. Da es kür die takti-
scden Uedunget? eitler Brigade zu jener
Zeit an näher besmmnten Normen fehlte,
schuf nch der l^cncral eigene Vorschriften,
hielin ähnlichc Anncdtea wie ji-'ue Na<
d e, y k y'ö vertretend. Vernachlässigte
Truppen draäne el auf eineü besseren
Stand« millder geeignete, aber sonst brave
Omciele cntiern:e er im ^ntereste des
Dienstes in sSoneuder Weise und suchte
talentvolle und Aaratteneste Officiere
au^'alle Art ;u derördel:?. Als tKM die
Cholera ausbc.u'r, kcbne er von seinen
. Urlaube, den er eben angetreten, eilends auf seinen Posten zurück/kam taglich in
die theilweise im höchsten Grade inficieren
Spitäler und Kasernen, suchte der um»
sichgreifenden Verstimmung zu steuern
und setzte es mit äußerster Energie durch,
daß ein in besonders ungesunder Ka-
serne untergebrachtes Bataillon binnen
24 Stunden auf dem Lande einquartiert
wurde, und mit einem Male hörten die
Verluste dieser Truppe, die sich auf?
zulösen drohte, nicht ohne Vortheil für
die Bevölkerung gänzlich auf. Diese
Sorgfalt gewann dem Brigadier auch
die vollkommenste Anhänglichkeit der
GKnadiere, in deren Reihen selbst im
ferneren Verlaufe der Jahre eine tradi-
tionelle Hingebung für ihn herrschte. In
jener Zeit bildete sich gegen die Regie-
rung eine heftige Opposition der böh.
miscken Stände, welche'sich durch ver°
schiedene Normalien und Einführungen
der kaiserlichen Behörden in ihren Rechten
gekränkt fühlten. Fürst W indisch»
G r ä h , der es mit seiner militärischen
Stellung unvereinbar hielt, sich selbst an
den Debatten des Landtages zu bethet
ligen, wurde sowohl von Seite des
j Oberstburggrafen als auch der Oppo»
- nenten angegangen, die vorliegenden
j Streitfragen persönlich mit Seiner Ma>
jestät dem Kaiser zu verhandeln, wozu
er sich, wenn die ah. Erlaubniß erfolgte,
j bereit erklärte. (?r' reifte nun, mit den
! nöthigen Docummten versehen, im Früh-
> jähre l K2ti nach Wien und führte, un»
- geachtet aller bureaukratischen Ränke, in
i einer persönlichen Besprechung mit dem
! Monarchen bei dessen bekanntem strengen
! Gerechtigkeitssinne seine Aufgabe zur
i Beruhigung beider Parteien durch.
zum Ritter des goldenen Vließes ernannt,
erhielt er 1832, noch als Brigadier, was
', als besonderes Zeichen kaiserlicher Gnade
! gelten konnte, die zweite Inhaberstelle
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon