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Mindisch-Gräh, Alfred Candid ^
die Mehrzahl der Generale, waren dem
nsuen Projecte entschieden, meist sogar
leidenschaftlich entgegen,, so daß Fürst
Windisch^Gratz schon in der zweiten
Sitzung anf eine genauere Richtigstellung
in den Protokollen dringen mußte, damit
die streitigen Ansichten in ihrer vollen
Motivirung zur Borlage an den Kaiser
gelangen könnten. Der Fürst und Ge»
neralmajor Graf Clam»Martinitz be-
handelten alle taktischen Fragen über
Ausbildung und Verwendung der ver«
schiedenen Waffengattungen in erschöpfen-
der Weise. Man konnte über einzelne
wichtige Fragen nicht einig werden, so
daß die beiderseitigen Vota der Beschluß»
fassung des Monarchen unterbreitet wur»
den. Dieser war aber für die Darlegun»
gen der Minorität so entschieden ein»
genommen, daß er verfügte, Fürst Win-
d i sch»G r ä h solle im kommenden Herbste
4834 den Truppenübungen Radetzky's
in Italien beiwohnen und ihm sodann
darüber berichten, worauf die Commis»
sion ihre Arbeiten weiter fortsetzen und
qründlich zu Ende führen könne. Um
den Grafen Radetzky als einen an
Rang und Alter hoch über ihm stehenden
General nicht zu verletzen, bat der Fürst
den Monarchen, diesen Bericht in
eine mit dem Generaladjutanten Baron
Appel zu führende Correspondenz um»
wandeln und deren Inhalt Radetzky
mittheilen zu dürfen, was auch geneh.
migt wurde. Der Fürst reiste nach Ita-
lien, wo R ad eh ky ihm, dem so zweckent-
sprechend eingreifenden Vorkämpfer in der
von ihm angeregten Gedankenreiheauf das
zuvorkommendste entgegenkam. Im Jahre
483!> wurden die Sitzungen wieder auf»
genommen, aus welchen nach heftigen
Debatten und mit Hilft einiger Com«
promisse schließlich die bekannte Manövrir.
instruction hervorging, welche sonach !. Mindisch-Gräb) Alfred Cundid
vornehmlich dem entschiedenen Auftreten
des Fürsten Windisch-Grätz zu ver»
danken war. Am 2. März 4835 starb
Kaiser Franz, der kurz vor seinem
T M dem Fürsten statt des 4. Kürassier«
Regimentes das 4. Chevaurlegers'Regi'
ment <früher Vincent) verliehen hatte,
welches seitdem den Namen des nun-
mehrigen Inhabers fortführen sollte.
Im Spätsommer 1837 begab sich der
Fürst, einer Einladung des Kaisers Ni'
colaus folgend, welche dieser im Vor»
jähre bei der ersten Zusammenkunft mit
Kaiser Ferdinand zu Priesen in Böh.
men an den Fürsten gerichtet hatte, in
das russische Uebungslager bei Wozno-
sensk, wo die größte Cavalleriemasse, bei
40 000 Pferde, die je im neueren Europa
gesammelt gesehen wurde, zum Manöver
concentrirt war. Im Sommer 4840
wurde der Fürst zum commandirenden
General in Böhmen ernannt, welche
Stellung er bis zum Herbste 4848 beklei-
dete. Was er in derselben leistete, wie er
den Geist der Mannschaft hob, Officiere
und Generale im Interesse des allerh.
Dienstes in Erfüllung ihrer Pflichten an»
eiferte und überwachte, wie er den ge-
meinen Mann, wie dessen Vorgesetzten
gegen jede Unbilde, woher sie kommen
mochte, schützte, wie er die Schlagfertig»
keit der Truppen steigerte, die Ofsiciere
aus schablonenmäßiger Nachässung zum
Selbstdenken und zu reiflich überlegtem
Vorgehen in unerwartet eingetretenen
Situationen allmälig heranbildete, kurz
wie er ein bis dahin als Automat be»
handeltes Corps zu einem Körper voll
bewußten Lebens unter gleichzeitiger
Weckung patriotischen und edlen Standes-
gefühls hob, dies Alles im Einzelnen
darzustellen, müssen wir uns versagen
und können eben nur die Thatsache und
den Erfolg andeuten. Er hatte soge>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon