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Mindisch-GräH) Alfred Candid 20 Mindisch-Grätz) Alfred Candid
vorzubereiten. Wir übergehen, da es in
den Bereich des Taktikers gehört, das
Detail der vom Fürsten mit großer Um-
ficht getroffenen Maßnahmen, die Be-
setzung der Bahnstationen, die Heran-
ziehung von Streitkräften, die Vorsichts-
maßregeln bei der Vorrückung durch
Gegenden, in denen die Umfturzpartei
ihre Thätigkeit durch Aufruf zum Land
stürm und Aufwiegelung der Volksmaffen
zu entfalten begann, und die allmälige
Vorrückung gegen Wien. Es standen bei
diesem Marsche dem Feldherrn vor Allem
zwei Momente vor Augen: erstens die
möglichste Schnelligkeit, um der Re»
volte so wenig als möglich Zeit zur
Drganisirung zu geben; und dann ein
möglichst concentrirtes Hinabrücken der
Truppen, um bis zu dem wesentlichen
Momente des Donauüberganges vor
jedem Zusammenstoß durch einen Ueber-
gang der ungarischen Insurgenten über
die March bewahrt zu sein. Die Wiener
Garnison, bestehend aus 72/g Batail'
lons, 6 Escadrons und t8 bespannten
Geschützen, besetzte unmittelbar nach den
Ereignissen des 6. October den fürstlich
Schwarzenberg'schen Garten und das
Belvedere; am 10. October vereinigte
sich der über Brück an der Leitha mit
26.000 Mann anrückende Banus von
Croatien I e l l a ö i ä mit der Wiener
Garnison, und am 12. nahmen beide
Heeresabtheilungen behufs gemeinsamer
Operation gegen dle anrückenden Ma>
gyaren eine Stellung am Wiener Berge
ein; wenige Tage später zog das Truppen»
corps des Feldmarschall » Lieutenants
Grafen Auersperg mehrere Verstär-
kungen aus dem Innern an sich, und
diese Armee bildete nun ein Ganzes
von 37 Bataillons, 39 Escadrons und
180 Geschützen. Am 19. October langte
der Feldmarschall mit seinem Haupt quartiere in Lundenburg an, erließ Tags
darauf eine Proclamation an die Be«
wohner Wiens, erklärte diese Stadt und
ihre Umgebung in Belagerungszustand
und forderte alle Gutgesinnten auf, ihren
Einfluß für die gute Sache anzuwenden.
Am 21. wurde das Armee-Hauptquartier
nach Stammersdorf verlegt und zunächst
der schleunigste Uebergsmg über die
Donau ins Auge gefaßt. Zwei Abge«
sandte des deutschen Parlaments zu
Frankfurt boten ihre Vermittlung an
zwischen der insurgirten Residenz und
ihrem Monarchen. Der Feldmarschall
gab den Bescheid: „daß Oesterreich der
Paulskirche nicht bedürfe und den Kampf
um sein Bestehen allein durchfechten
werde". Am 22. kam eine Deputation
der Nationalgarde und der Studenten»
legion Wiens ins Hauptquartier mit
dem Begehren eines friedlichen Aus-
gleiches. Der Feldmarschall entließ sie
mit der Antwort, daß auch er gerne eine
friedliche Lösung der Dinge wünsche, daß
er aber unerschütterlich auf der unbe«
dingten Unterwerfung der Stadt bestehe,
und verwies sie auf seine Proclamation
vom 20., welche er der Deputation in
vielen Exemplaren zur Verbreitung mit-
gab. Am 22. wurde aus dem Armee«
Hauptquartier Stammersdorf eine Dis'
Position ausgegeben, welche die vor Wien
versammelten Truppen in drei Armee«
corps, eine Reservedivision und eine
selbständige Brigade unter General«
major von Wyß eintheilte und jeder
dieser Heeresabtheilungen bestimmte Stel-
lungen und diesen entsprechende Gefechts»
aufgaben zuwies. An 70.000 Mann
hatte der Feldmarschall um die Mauern
der Residenz zusammengezogen, um die
Schmach von sechs Monaten zu sühnen
und durch die Besiegung der aus allen
Theilen Europas in diesem Augenblicke
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon