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Mindisch-Grätz) Alfred Caiidid 22 Windisch-GräH) Alfred Candid
Angriffe ertheilt, und nach mehrstündigem
heißen Kampfe war die ganze Vorstadt
Landstraße und der Rennweg mit stür-
mender Hand in Besitz genommen, Nach»
mittags rückte die Truppe bis zum Inva>
lidenhause vor, welches nebst dem Zoll
gebäude, dem Münzhause und der Vete
rmarschule besetzt wurde. Ebenso nach
vielleicht noch heftigeren Kämpfen gegen
den kriegserfahrenen polnischen Ex-Gene
ral Böm war die Leopoldstadt und
Iägerzeile dem Gegner entrissen worden.
Gegen Abend erhielt der Feldmarschall
die Meldung dieser siegreichen Gefechte.
Nunmehr galt es, die Emporer abzu
halten, daß sie der anrückenden unga-
rischen Rebellenarmee die Hand reichen,
und dieselbe zurückzudrängen. Die Stärke
der Magyaren ward auf 30.000 Mann
mit etwa 70 Geschützen angegeben. Dem
Banus von Croatien fiel die Aufgabe zu,
,eine Stellung an dem mit sumpfigen
Ufern umgebenen Schwechatflufse zu
nehmen. Der Sieg des 28. October war
nicht ohne Wirkung auf die Wiener Auf-
rührer geblieben, denn schon am 29.
langte im Hauptquartier eine Deputa»
tion der Nationalgarde und des Ge>
meinderathes mit Cavitulationsanträgen
an. Doch der Fürst verlangte von Re-
bellen nur unbedingte Unterwerfung,
worauf in der folgenden Nacht der Act
der Unterwerfung auch wirklich von einer
neuen Deputation nach Hetzendorf ge>
bracht wurde. Am Morgen des 30.,
wahrend mit den Wiener "Abgesandten
die näheren Modalitäten der Unter»
werfung besprochen wurden, begannen
gegen ti Uhr Früh die ungarischen Re»
bellen ihren Vormarsch gegen die Stel-
lung der kaiserlichen Truppen und eröff»
neten den Kampf bei Manswirth, Schwe-
chat und Neukettenhof. Die kaiserliche
Infanterie hielt das linke Ufer der Schwecbat fest. Als nach mehrstündigem
Kampfe, der sich meist auf Geschützfeuer
beschränkte, sich der tzeldmarschall 'per»
sönlich an Ort und Stelle von dem
Stande des Gefechtes überzeugen und
sich eben zu Pferde setzen wollte, lief von
allen Punkten der Cernirungslinie die
Meldung ein, daß die Wiener Rebellen
die geschloffen« Kapitulation verratherisch
gebrochen und die kaiserlichen Truppen
in deren Stellung erneuert angegriffen
hätten. Indessen hatten im Kampfe mit
den Ungarn unsere Geschütze die Artil»
lerie des Feindes zum Schweigen, dessen
Fußvolk zum Weichen gebracht, und. die
ungarische Insurgentenarmee trat unter
dem Schutze ihrer Artillerie und Caval-
lerie den Rückzug an. Das Resultat des
Treffens bei Schwechat war in seiner
moralischen Wirkung bedeutsam. Der
Fürst'Marschall hatte seine schwierige
Anfgabe gelost, seine beiden Gegner, die
sich zu vereinigen strebten, auseinander
gehalten und mit der Verjagung des
einen das sichere Mittel zur sofortigen
gänzlichen Unterwerfung des anderen ge«
funden. Auf den Treubruch der Wiener
olgte ein Bombardement, namentlich
auf die feindseligsten Vorstädte Gumpen'
dorf, Mariahilf und Wieden, doch ließ
der Fürst die Bomben ohne Brandsatz
werfen. Nach dem Siege von Schwechat
hatte er eine Kundmachung an die Be»
wohner Wiens erlassen, in wekcher er
hnen die Niederlage des ungarischen
Rebellenheeres verkündete. Eine Depu»
tation des Gemeinoerathes erschien, um
dessen Machtlosigkeit gegenüber der
Schreckensherrschaft darzustellen und so,
rückfichtlich der Folgen für Personen
und Eigenthum, den tzeldmarschall zum
raschesten Handeln aufzufordern. Nun
befahl der Feldmarfchall sofort den An.
ss auf die widerspenstige Vorstad
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon