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Minterstelirr, Rupcrl Rupert
Dorfes war, so rächten sie ihre schweren ^ schlimmeren kaum auszuweisen hat. Wie
Verluste, ganz gegen die Gesetze des
Kriegsbrauches unter gesitteten Völkern,
dadurch, daß sie nun in Kirchdorf plün»
derten, sengten, die Hänser niederbrann-
ten, Kinder und Weiber ermordeten und
auf W inte r stell er's Kopf einen Preis
von hundert Ducaten setzten. Der ge«
richtlich erhobene Schaden, den die Be»
wohner Kirchdorfs an diesem Tage
erlitten, bezifferte sich auf 447.306 fi.,
von welcher Summe unseren Winter«
steller allein der Betrag von 46.A50 ft. ^
traf. Siebzehn seiner Gebäude mit den
gut besetzten Stallen und Speichern wur-
den ein Raub der Flammen. Aber alle
diese Verluste beugten seinen Muth nicht,
und als sprechender Charakterzng sei be»
merkt, daß es ihn namenlos freute, als
er die große Trommel gerettet wußte,
welche sein Großvater im Jahre 1703
den Bayern abgenommen hatte. Daß
wir im Vorstehenden nicht übertreiben,
dafür gibt der Feind selbst ein beredtes
Zeugniß. General Wrede, über die
verübten Greuel seiner Soldatesca ent-
setzt, schrieb in seinem au5 Ellenau vom
!2. Mai datirten Tagesbefehle: „Ich
habe heute und gestern Grausamkeiten,
Mordthaten, Plünderungen und Mord«
brennereien sehen müffen, die das In°
nerste meiner Seele ergreifen. Wer hat
euch das Recht eingeräumt, selbst die Un»
bewaffneten zu morden, die Häuser und
Hütten zu plündern und Feuer in Hau«
sern und Dörfern anzulegen? Soldaten!
ich frage euch, wie tief sind heute und
gestern eure Gefühle von Menschlichkeit
gesunken? Blickt selbst auf den Weg von
Lofer. Hieher, auf die Brandstätten, auf
die geplünderten Dörfer, auf jene Leichen,
die ohne Waffen in der Hand ermordet
worden sind" u. s. w. Es war ein Raub- weniq Wirkung aber diese Mahnung des
humanen Feldherrn be.i der entfesselten
Soldatesca hatte, nachdem dieselbe ein»
mal Blut gekostet, dafür zeugt das
Schicksal, das in den nächsten Tagen die
Tiroler Gemeinden Scbwaz, Vomp,
Schlitters und Reich traf. Der hart mit-
genommene Wintersteller sollte aber
bald Gelegenheit finden, den Bayern
ihre Unthat blutig zu vergelten. Am
HO. September 1809 rückte er mit sieben
Compagnien aus den Gerichten Kitzbühel
^ und Kufstein und aus den Gemeinden
bei Innsbruck nach Unken und griff am
16. um fünf Uhr Früh die Bayern mit
einer durch die erlittenen Unbilden cze«
nährten Erbitterung an. Um den Fried'
Hof in Unken war der Kampf auf das
heftigste entbrannt, mehrmals ward der
Punkt genommen und immer wieder ver-
loren. Schon hatte eine feindlicbe Com-
pagnie den Versuch gemacht, jenseits der
Brücke sich aufzustellen und unterstützt
von zwei Kanonen die für die vordrän-
genden Tiroler drohende Stellung fest-
zuhalten. Da rief Winter st eller Frei'
willige auf, und ehe die Kanonen noch
gerichtet werden konnten, stürmten die
Kitzbüheler und Kirchdorfer heran und
mit umgekehrten Gewehren über dis
Brücke, während ihnen gleichfalls stül>
mend eine ganze Schützen Compagnie
folgte. Ohne einen Schuß zu thun,
streckten die angegriffenen Bayern die
Waffen, und die Kanonen wurden ge-
nommen. I n und um Unken wogte in«
dessen der Kampf fort. Winter st eller
errang überall Vortheile und endlich den
vollständigen Sieg. Die völlige Nieder»
läge des Feindes aber verhinderte nur
die einbrechende Nacht. Jedoch am nach«
sten Tage wurde der Kampf fortgesetzt,
zug, wie der dreißigjährige Krieg einen ! und unter Mitwirkung Speckbacher's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon