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Wismowski, Theophil 132 ^ Sigurt
mehrere wurden verwundet, aber auch
aus der Bevölkerung trugen einige Mew
schen Wunden davon. Von den Rebellen
ward bei dem Kampfe, der bei Nacht
stattfand, keiner ergriffen, doch gelang
es, einen großen Theil derselben zu er»
Mitteln und es wurden 32 Personen,
darunter auch Wisniowski, verhaftet,
des Hochverrathes schuldig erkannt und
zum Tode verurtheilt. Ginunddreißig be-
gnadigte das Gericht zu zeitlicher Strafe,
nur Wisniowski, den zweiunddreißig'
sten, nicht, welcher dem Henker verfiel.
Er hatte sich, nachdem die Rebellen zer-
sprengt worden, verkleidet nach Majanöw
im Zwczüwer Kreise geflüchtet und da»
selbst verborgen. Den Bauern gegenüber
gab er sich für einen aus Volhynien ent>
ftohenen katholischen Geistlichen, Namens
Benediet Lewinski, aus, wurde aber
erkannt und der Behörde ausgeliefert.
Aus den gerichtlichen Erhebungen stellte
es sich heraus, daß er, als er 1838 sich
aus Galizien geflüchtet, zunächst nach
Frankreich gegangen und noch im näm»
lichen Jahre zu Straßburg in die dortige
Section der demokratisch-polnischen Ge»
sellschaft, im Jahre 1841 in die leitende
Behörde derselben, in die sogenannte
Centralisation, eingetreten und als Se»
ccetär derselben bis zu seiner 1844 er»
folgten Abreise aus Frankreich thätig ge«
wesen sei. Seine weiteren Umtriebe in
Galizien wurden im Vorstehenden erzählt.
Wisniowski war einer der verwegen«
sten Verschwörer und hatte unter den
verschiedensten Namen, als: Karl Du»
val, Winnicki, D^browski, Za<
gorski, Vorbereitungen zum Aufstande
gemacht und Theilnehmer geworben. Als
Haupturheber der Bewogung, als Theil»
nehmer an derselben und als nächste Ur-
sache des Todes mehrerer bei der Unter-
drückung des Aufstandes Kampfenden! und sich Vertheidigenden wurde er zum
Tode durch den Strang verurttzeilt, das
Urtheil bestätigt und am 31. Juli 1847
in Lemberg öffentlich vollzogen. Zur
selben Zeit mit ihm verfiel der Strenge
des Gesetzes Ios. Kapuszi i iski , eben-
falls ob Umsturzversuchen, zugleich aber
wegen Ermordung des Bürgermeisters
von Pilsen, Caspar Mark l , welche er
in scheußlichster Weise ausgeführt hatte.
Seine Hinrichtung erfolgte zugleich mit
jener W i s n i o w s k i's. Herausgeber
dieses Lexikons war Augenzeuge des
Schauspiels, als Beide, die nicht bloß
politische Verbrecher, sondern gemeine
Mörder waren, zum Hochgericht geführt
! wurden. Sämmtliche Straßen Lembergs,
! durch welche der Todeszug seinen Weg
! nahm, waren mit Tausenden von Men-
! schen angefüllt. Auf allen Balconen
demonstrirten die polnischen Frauen in
schwarzen Gewändern! Es bot ein ebenso
grauenerregendes als empörendes Schau»
spiel, denn die Polen sahen in den Ver»
urtheilten nur die politischen Märtyrer,
vergessend, daß es gewöhnliche Mörder
waren, welche ohne Rücksicht auf die Ge°
böte der Menschlichkeit das Blut jener
vergossen, die nur ihre Pflicht gethan.
Von allen Theilnehmem an dieser Re-
bellion, welche von den Gerichten zur
Verantwortung gezogen wurden, litten
nur diese beiden, weil sie mit dem Vei>
brechen des Hochverrathes auch jenes ge°
meinen Mordes begangen hatten, den
Tod durch Henkershand.
Wisnillwski, Sigurt (Reisender,
geb. in Galizien 184<). Ob er ein
Sohn des durch den Strang Hingerich'
teten Theophil ssiehe diesen S. 130^
wissen wir nicht, die Möglichkeit ist
immerhin vorhanden. Sigur t vollendete
seine Vorstudien in Lemberg, wo er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon