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Mittels höfer 166 Mittels höfer
keilen zu überwinden, bevor der damalige
Commandant von Wien die Concession
ertheilte; weitere Schwierigkeiten bildete
der Mangel an Mitarbeitern, Lesern und
Abonnenten; die Aerzte in Wien und in
den Provinzen kannten noch nicht das
Bedürfniß einer regelmäßigen Lectüre
von medicinischen Wochenblättern, und
Wit te ls höfer konnte nur schrittweise
sich ein Leftpublicum und Theilnahme
unter seinen Collegen erwerben. Seitdem
hat die Zahl der medicinischen Wochen-
blätter ungemein zugenommen; in Wien
allein wurden seit der Gründung der
Wiener medinischen Wochenschrift" etwa
30 derartige Blätter ins Leben gerufen,
von welchen viele allerdings schon wieder
vom Schauplatze verschwunden sind;
aber nicht nur in Wien, auch in allen
Provinzhauptstädten Oesterreichs und in
sämmtlichen Universitätsstädten Deutsch«
lands, Rußlands, Frankreichs, der Tür«
kei, Walachei, Schwedens und anderer
Länder sind medicinische Wochenschriften
der Wiener in Form, Aussehen und Ein»
theilung nachgebildet erschienen und er»
scbeinen deren noch immer. Mit tels-
höfer verdankte der freisinnigen Rich>
tung, welche er seiner Wochenschrift in
allen Fragen des Unterrichts» und Sani-
tätswesens gab, einen außerordentlichen
Erfolg. Die sich treubleibende Haltung
im liberalen Sinne, dte Unerschrockenheit
und Unparteilichkeit nach jeder Richtung
hin gewannen ihm einen großen Kreis
der hervorragendsten Mitarbeiter in
Oesterreich und Deutschland, wie das aus
Anlaß des 28jährigen Jubiläums des
Blattes i873 erschienene Autorenver-
zeichniß nachweist. Diese Tendenz der
Wochenschrift, die freisinnige BeHand,
lung der wichtigsten Fragen des Unter»
richts-, Sanitäts-, Administrationswesens,
zog dem Redacteur Wittels höfer Zar vielerlei Unannehmlichkeiten zu; sein
Blatt wurde etwa 30mal confiscirt, er
selbst stand wiederholt vor Gericht wegen
Preßvergehen. Seine erste Anklägerin
war die Gemeinde Wien; zweimal trat
die Staatsanwaltschaft im Dienste der j
clericalen Partei und einmal für das
Kriegsministerium gegen ihn auf, und
einmal ward er von einem Privatkläger
vor Gericht gezogen. Er wurde stets ver»
urtheilt, aber immer wieder amnefrirt,
> und er hat nur die eine Genugthuung,
»daß alle von ihm angegriffenen Maß»
regeln und Einrichtungen, um derent»
willen er verurtheilt ward, bald in seinem
Sinne und nach seinen Vorschlägen ab»
geändert wurden. Als Journalist erfreut
er sich sowohl bei seinen arztlichen als
journalistischen Collegen großer Beliebt-
heit, wie er auch im Publicum große
Popularität genießt. Im Jahre 48?»
wurde er mit der Erbauung und Einrich-
tung des Sanitätspavillons auf dem
Wiener Weltausstellungsplatze betraut. ?
Der Pavillon war mehr auf Wunsch
der deutschen Kaiserin Augusta, als
den Leitern der Weltausstellung ent»
sprechend, ins Werk geseht. Mittels»
höfer erhielt keinerlei Unterstützung von
irgend einer einflußreichen Seite, er
unternahm, gestützt auf die ihm ertheilte
Vollmacht, den Bau des Pavillons nach
eigenem Plane, setzte sich mit den Militär»
Sanitätsbehörden im In° und Auslande
in Verbindung, bewog die Fabricantm
chirurgischer Apparate und aller mög-
lichen Behelfe für Verwundetentrans»
porte zur Theilnahme, trat in Verkehr
mit den Hilfsvereinen in Frankreich,
Italien, Rußland und Deutschland; stellte
Gisenbahnzüge zum Transporte verwun-
deter Krieger auf und arrangirte im Ver-
eine mit den Professoren B i l l r o th nnd
Baron Mundy einen Congreß a.ä koo^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon