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Mittola 17? Mittola
schädigte ihn die Kaiserin 1774 durch die
Pfarre zu Probstdorf nächst Wien, welche
er bis an seinen Tod versah; auch machte
sie ihn zum Affeffor bei der.Büchercensur.
Als in der Zwischenzeit, 1777, unter den
mährischen Bauern eine religiöse Bewe-
gung ausbrach und eine beträchtliche
Anzahl derselben öffentlich zum luthe-
rischen Glauben sich bekannte, wurde er
zugleich mit dem Königgrätzer Bischof
Johann Leopold Hay sBand VII I ,
S. 103^ und Freiherrn Kressel von
Gualtenberg M . X I l l , S.20l^ ab-
gesendet, um die Bauern zu beruhigen.
Nachdem er diesen Auftrag zur Zufrieden»
heit der Kaiserin ausgeführt, ernannte
ihn dieselbe zum Titularpropst der szur
Zeit nicht mehr bestehenden) Propstei von
Bienko in Ungarn. Doch sein ferneres
Auftreten in geistlichen Angelegenheiten
machte ihn der Gnade der Kaiserin ver-
lustig, der Cardinal Bischof von Paffau
nahm ihm die Rathsstelle, und wenige
Monate vor Mar ia There siens Tode
verlor er den Censorposten, die Pfarre
aber konnte ihm nicht entzogen werden,
und so beschloß er als Pfarrer und
Titularpropst seine Lebenstage. Wie sehr
auch sein Verhalten in einzelnen Punkten
des katholischen Glaubens das Aerger'
niß der strenggläubigen Katholiken und
ihrer Priester erregte — so war er ein
Erzfeind aller Ordensgeistlichen, vor-
nehmlich der Jesuiten, bestritt das Dogma
der unbefleckten Empfängniß auf das
entschiedenste, wie er überhaupt den
ganzen Marienglauben stark beanstän»
dete, verwarf alle Wallfahrten und
nannte die drei berühmten Wallfahrts»
orte Maria Zell, Maria Taferl und
Sonntagberg immer- Tunis, Tripolis
und Algier, drei Raubnester, erhob ener»
gischen Widerspruch gegen die sogenannte
Herz IesU'Andacht u. s. w. — bezüglich
v. Wurzbach. biogr. Lerikon. I.VII. seines sittlichen Lebenswandels war-nur
eine Stimme, und in einem Visitations-
protokoll der Pfarre Probstdorf heißt es
von ihm: „er ist untadelhaft, nüchtern,
keusch, bescheiden, wohlthätig gegen
Arme und Kranke, denen er Hilfe leistet,
und barmherzig, deshalb ihn auch die
Armen lieben". Gewiß ist es, daß er in
seinen Schriften ganz als Reformer im
Iosephinischen Geiste auftrat^ daß er in
seinem Aufklärungseifer die Worte nicht
wählte und in zuweilen wenig priester-
licher Weise grob und unanständig wurde
und durch sein maßloses Gebaren die
Verfolgungen und Angriffe seiner Gegner
geradezu heraufbeschwor-, daß er in seinen
kritischen Schriften katholischer Werke
mit schonungslosem Gifer, mit einer Rück'
sichtslosigkeit, die nicht immer am Platze
war, vorging, wodurch es denn geschah,
daß, wie er in den Wald hineinschrie, es
ihm daraus auch herausscholl. Wir lassen
hier eine Uebersicht der Werke Wit»
tola's, sowohl seiner Uebersetzungen,
als seiner selbständigen Schriften folgen:
„Geistlicher Oeinig5englllth tiir dir, welche Keinen
eigenen hüben" (Wien 1771, 8".), Ueber-
setzung des Werkes des Abb6 Sim. Mich.
Treuvö: „I^e äirootOur spirituei pour
«6ux Hui il'on out point") das zuerst
1690 in Paris erschien und dann oft
wieder gedruckt wurde; — „RurMfazste
Geschichte des alten GestamenteL ?animt Grklk-
rnngen", 40 Theile (Wien 1771 u. f.,
gr. 8^.). auch eine Uebersetzung aus dem
Französischen des M e s e n g u y ; —
llrali A'ndlüU nun Nastignac, Grzbischot'z
zu Toms, lMlichrr 'Unterricht uun der christlichen
Gerechtigkeit" (Salzburg 1772, 8".)', —
Betrachtungen nlier die Kirchengeschichte lle5
Herrn Abtes Flenrq mit der Urchttertignnß
derselben; ans dm FrllnsllFischen", 3 Bände
lebd. 1772, gr. 8^.); — „Nas nene TeZW
ment unseres Herrn IeZn Ghristi wit Inmerkun>
. 2. Jan. 1889.) ^2
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon