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Wolf) Adolf 260 Wolf/Adolf
Wolf, Adolf (Literarhistoriker,
geb. in Wien W. Juni 5826, gest. da
selbst 16. October 1873). Ein Sohn
des gelehrten Romanisten Ferdinand
Wolf ssehe diesen S. 273^j, der an der
kaiserlichen Hofbibliothek bedi.enstet war.
genoß er eine sorgfältige Erziehung, be<
suchte das Gymnasium und trat, nachdem
er die philosophischen Studien an der
.Hochschule in Wien beendet hatte, unter
der Aegioe seines Vaters in den Dienst
der kaiserlichen Hofbibliothek ein, an
welcher er stufenweise vom Amanuensis
zum Custos vorrückte und in letztere
Stellung sein Leben beschloß. Er zählte
in der Schriftstellerwelt zu jenen „Stillen
im Lande", die, aller Reclame abhold,
abseits von den gewöhnlichen Wegen des
großen Haufens ihren Pfad dahin wan-
deln, und nichts weniger als um den
Beifall der Welt buhlend, fleißig im
dunklen und tiefen Schachte der Wiffeii'
sckaft graben und schaufeln und manches
kostbare Gebilde ans Licht fördern. Er
gehörte keiner Coterie an, daher auch
die sogenannten Schriftsteller nur wenig
Notiz von ihm nahmen. Sein Lebens»
gang war ein sehr einfacher und schlichter.
Als er in seinem Dienste zu einer Ge«
Haltsstufe vorrückte, die es ihm ermög-
lichte, sich seinen eigenen Herd zu grün»
den, heiratete er, und zwar — der k. k.
Hofbeamte — eine Protestantin. Die
Zeit seines ehelichen Glückes — ein
solches war es in des Wortes vollster
Bedeutung — dauerte nicht ein ganzes
Jahr, Der Augenblick, der ihm die Selig»
keit des Vatergefühls gab, entriß ihm die
geliebte Gattin, die wenige Stunden
nach der Geburt eines Töchterleins an
den Folgen der üb erstandenen Entöln»
düng starb. Die nächste Zeit war für den
jungen Gelehrten eine trostlose, und es
währte lange, bis er sich in seine Ver- lassenheit hineinfand, in der er sich nun
ganz der Erziehung seiner Tochter und
dem Dienste widmete; nur der Verkehr
mit ein paar Freunden, dem Archivs-
beamten im Ministerium des Innern
Reuter er und mit seinem Collegen in
der Hofbibliothek Dr. Faust Pachler,
verschönte mit dem sanften Lichte der
Freundschaft sein einsames Dasein. Diesen
seinen Freunden verdanke ich das Wesent'
liche über das Leben und Schaffen
Wolf's. I n seinem Dienste an der Hof-
bibliothek war er nach dem einmüthigen
Urtheile seiner Collegen die personificirte
Gewissenhaftigkeit. Die Muße, welche
ihm sein Amt ließ, widmete er in erster
Linie der Erziehung seines Kindes, in
weiter der literarischen Thätigkeit, die
aber nicht in blendenden Büchern, welche
etwa seinen Namen trugen, sondern meist
in kleineren Essais, die oft nicht einmal
mit einer Chiffre, sondern, um ja nicht
auf die Spur des Autors zu führen, mit
einem beliebigen Buchstaben bezeichnet
waren, zum Ausdrucke kam. Gleich
seinem Vater wendete er sich mit Vor-
liebe der romanischen Literatur zu, über
welche er vornehmlich in der „Wiener
samtlichen) Zeitung", im Abendblatt
derselben, in der „Katholischen Literatur'
Zeitung", in der „Germania" und in
den (Berliner) „Jahrbüchern für roma«
Nische und englische Literatur" bald klei»
nere, bald größere effaiartige Aufsätze
veröffentlichte. Wir lassen von seinen
ziemlich zahlreichen und zerstreut ge°
druckten Arbeiten eine Auswahl solcher
olgen, welche noch einem späteren For»
'cher auf diesem Gebiete ersprießliche
Dienste leisten können. Wir benutzen
u eine mit peinlicher Genauigkeit und
nit der Liebe eines Freundes von
Dr. Faust Pachler ausgeführte Zu»
ammenstellung, welche uns derselbe
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon