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^ Ferdinand Joseph 274 Wolf, Ferdinand Joseph
Literaturen in Deutschland zu verbreiten.
Die bisherigen Anthologien schlössen spä-
testens mit dem Ende des achtzehnten
Jahrhunderts und lieferten auch für das-
selbe nur dürftiges Material. Mit seiner
fremd, und bewarb er sich M 6 um einen
von dem Verleger des Taschenbuches
„Urania" ausgesetzten Preis, den Ernst
Schulze mit seinem Gedichte „Die be-
zauberte Rose" davontrug, während
Wolf ein Accessit zuerkannt wurde.
Was mit dieser Dichtung, die nie ge>
druckt worden, geschehen ist, wissen wir
nicht, die Schick'sche „Wiener Zeit-
schrift" brachte aber in den Jahrgänger
j8!9 bis i8Ai einzelne Gedichte aus
Wolf's Feder. Seine Biographen er
zählen uns, wie durch die französische
Revolution, welche uns überhaupt mit
dem Wesen und Denken des Westens
bekannt gemacht, zunächst seine Auf
merksamkeit auf die reiche und eigen»
artige Literatur desselben gelenkt wurde,
wie er sich alltnälig in deren Geschichte
vertiefte und bei diesem Studium mit
Vorliebe bei jenen Perioden verweilte,
in denen die literarische Unabhängigkeit
der Völker, die Eigenthümlichkeit ihres
geistigen Lebens in hervorragender Weise
zu Tage tritt. Vornehmlich war es die
spanische Literatur, mit welcher sich der
Gelehrte zeitlebens mit Vorliebe beschäf-
tigte, doch wandte er sich auch in der-
selben am liebsten jenen Perioden und
Gattungen zu, in welchen der natio»
nale Geist Castiliens am entschiedensten
selbstschöpferisch auftritt, nämlich der
Periode des Mittelalters, der Romanzen-
dichtung und dem Drama. Neben der
spanischen Literatur war es dann die
Port u giesi sche und die fran z ösisch e,
der er seine forschende Thätigkeit wid-
mete, aber ebenso wie bei der spanischen
der eigentlich nationalen Periode, der des
Mittelalters, feine volle Aufmerksamkeit
zuwendend. Auf diesen Gebieten, vor-
nehmlich in kritischen Besprechungen
fremder Arbeiten schriftstellerisch thätig,
suchte er zunächst die Kenntniß dieser lanil.«" wollte er diese Lücke ausfüllen
und brachte aus der spanischen Kunst-
dichtung eine Blütenlese dar, welche
als eine Fortsetzung von Bö hl de Fa»
ber's „^lorLstg. <Ie riuiii6 Änti^un,«"
angesehen werden kann. Nun wollte er
aber auch die andere Richtung der spa-
nischen Poesie, die Volksdichtung,
in den Bereich seiner Forschung ziehen,
weil auch in derselben wenig und na-
mentlich in Spanien selbst so gut wie
gar nichts geleistet worden war. Wohl
lagen ein paar Sammlungen spanischer
Volksdichtung, eine von Jacob Grimm
(811 vg. <1ä roiQ^li«u8 vi6ij<)8), die zweite
von Depping (R.c'Mnncm'o «n,.8tM«.nft)
vor, aber eine eigentlich wissenschaftliche
Erforschung dieser Schöpfungen des spa-
nischen Nationalgeistes war erst unserem
Wolf vorbehalten, und so gab er die
als dritten Band zum
von Depping heraus, an welche sich die
mehrere Jahre später in Gemeinschaft
mit Konrad Hofmann veröffentlichte
l'ilNHVLril. )' Ü0r slü rom^uos«" an»
schließt. Diesen Arbeiten folgten Proben
portugiesischer und catalonischer Volkö-
romanzen, Forschungen über die älteste
Periode der portugiesischen Poesie und
andere über die neuesten Leistungen der
Franzosen für die Herausgabe ihrer
Heldengedichte, insbesondere aus der
frankisch-karolingischen Sagenzeit. Die
S. 276 u.f. folgende Uebersicht der Schrif-
ten unseres Gelehrten gibt ein reiches Bild
seiner literarischen Thätigkeit auf Ge-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon