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Franz 283 Molf, Franz
zeit an der PrÀger k. k. Normalhaupt-
schule die PrĂŒfung fĂŒr das Katecheten-
amt und Directorat einer solchen Anstalt
glÀnzend bestanden hatte, wurde er am
27. JĂ€nner 1798 zum Katecheten und
Director der Reichenberger Hauptschule
und zugleich zum Inspector aller auf
den deutschen Clam» Gal las'schen
Herrschaften bestehenden Landschulen er«
nannt. Am 3. Juni 18 l 3 erhielt er von
Christian Christoph Grafen C l a m-
G a l l a s die Reichenberger Dechantei
und bekleidete dieselbe durch 37 Jahre,
bis 1. JĂ€nner 1830, an welchem Tage
er freiwillig auf
sie resignirte. Im April
1814 wurde er VicariatssecretÀr, 1819
Schuldistrictsaufseher des Reichenberger
Bezirkes, noch im nÀmlichen Jahre Con°
sistorialrath, 1820 bischöflicher Bezirks»
uicar, was er bis l831 blieb, 1822
Ehrendomherr der Leitmeritzer Kathe-
drale, 1837 Erzdechant und Archidiakon
des Bunzlauer Kreises und anlĂ€Ălich
seiner Secundizfeier 1841 EhrenbĂŒrger
der Stadt Reichenberg. Was er als
Priester seiner Gemeinde gewirkt, fand in
den vorerwÀhnten Ehren bereits ver»
diente Anerkennung; aber auch als
Schulmann war er in unvergeĂlicher
Weise thÀtig. Er wurde am 6. Februar
1798 ins Directorat eingefĂŒhrt. Sein
erstes Streben zielte auf Erweiterung
des Unterrichts, und zwar zunÀchst darauf,
die bisherige Reichenberger Trivialschule
in eine Hauptschule umzugestalten, was
er auch mit Bewilligung des k. Kreis-
amtes von Iungbunzlau vom 4. Juni
1809 erreichte. Dann fĂŒhrte er eine
Reihe ungemein förderlicher Reformen
ein: Befreiung armer SchĂŒler vom
Schulgelde, EinfĂŒhrung des Ehren» und
Schandbuches, des Schulverordnungs»
buches, des Schultagebuches; nahm auf
den Unterricht wesentlich guten EinfluĂ, so unter Anderem durch Beseitigung
aberglÀubischer BrÀuche und Gewöhn«
heiten. Besondere Sorgfalt verwendete
er auf Heranbildung junger Lehrer im
PrÀparandencurse, und unter seiner Lei»
tung leisteten die Lehrer auch in musica>
lischer Beziehung Ausgezeichnetes. Aber
noch eine andere Aufgabe hatte er sich
gestellt: nÀmlich den Bau eines neuen
Schulgebaudes, da die Nothwendigkeit
eines solchen sich immer dringender er»
wies. War dies schon 178! erkannt wor-
den, so schleppte sich doch die Sache bis
zum Jahre 1810, in welchem am 20. Sep-
tember die Grundlegung auf dem !798
aufgelassenen Decanalkirchhofe erfolgte,
worauf der vollendete Bau am 3. Octo>
ber 1812 eingeweiht wurde. War auch
der Bau des Schulhauses â damals des
gröĂten in Böhmen fĂŒr eine SchĂŒlerzahl
von 1400 Kindern â zunĂ€chst durch die
von dem Grafen Christian Christoph
Clam-Gallas als Patron und von
der Gemeinde geleisteten BeitrÀge aus»
gefĂŒhrt worden, der moralische Urheber
und Föderer dieser Angelegenheit war
p. Franz Wolf, welcher den ganzen
Bau eingeleitet hatte und ĂŒberwachte.
Noch drei Jahre nach der freiwilligen
Resignation auf seine Dechantei verlebte
er im Ruhestande, bis er, 88 Jahre alt,
sanft entschlief. 66 Priester waren aus
der NĂ€he und Ferne zur Bestattung
herbeigeeilt. Sein Grab auf dem Reichen«
berger Friedhofe ziert ein einfaches Kreuz
mit der Inschrift: âWer fĂŒr die Ewig-
keit sÀet, erntet Unsterblichkeit! Hier
ruhet in der Mitte seiner glÀubigen
Heerde der treue Seelenhirt ^. Franz
Wolf, x. t. Erzdechant, verdient
um Schule, Staat, 'Kirche und
Menschheit."
Hoff mann (Anton p ). Geschichte der Haupt«
und MĂ€dchenschule in Reichmderg (Reichen-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon