Seite - 24 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Band 58
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Wolfegg und Waldsee 24 Molfegg und Maldsee
Grafen Maximil ian Mar ia und der
Marie Ernestine geborenen Gräsin
Thun, erhielt er eine sorgfältige Erzie-
hung, und um sich für die übliche Ca-
valierstour vorzubereiten, Unterricht in
Sprachen. So bereiste er Holland,
Frankreich, Italien, England, Deutsch-
land, und zwar zu öfteren Malen, und
gerieth, wie sein Biograph bemerkt, dabei
in die sonderbarsten Situationen, und
um seiner Familie durch die Kosten seiner
großen Reisen nicht zur Last zu fallen
und doch seinen Reisedrang zu befriedi-
gen, ließ er sich die auffallendsten Ent>
behrungen und Aufopferungen gefallen.
Als er dann eine Dompräbende zu
Augsburg erhalten hatte und sein
Wandertrieb noch immer lebendig war,
verkaufte er dieselbe wieder, um nur
reisen zu können. Endlich legte sich diese
Reiseluft, der Kurfürst von Bayern er»
nannte ihn 4761 zum Ritter des Georgi-
ordens, 1769 zum Comthur desselben
und 1784 zum Großcomthur. Inzwischen
war ihm auch am 2ö. August 1762 eine
Domherrenpräbende zu Salzburg ver»
liehen worden, er ließ sich aber erst im
49. Lebensjahre, im October 4778, die
Priesterweihe ertheilen. Später vom
Erzbischof Hieronymuszu deffen Hof«
kammerpräsidenten ernannt, nahm er in
dieser Eigenschaft seinen bleibenden Auf»
enthalt in Salzburg, wo infolge seiner
Wohlthätigkeit sein Andenken fortlebt.
Ein großer Freund der schönen Natur,
trug er viel zur Verschönerung dieser
Stadt bei. Er kaufte den dem Neu» oder
Siegmundsthore nahe gelegenen Hor»
ner'schen Garten, welchen er zu einer
wahren Zierde Salzburgs um schuf, auch
legte er vom Neuthor bis zu seinem
Garten die schöne Pappelallee an. Dann
erstand er einen Theil von Aigen, eben
jenen, wo der Park sich befindet, den er angelegt und später der Raaber Bischof
Ernst Fürst Schwarzenberg weiter
ausgebildet und vervollkommnet hat. In
Betreff des oberwähnten vor dem Neu-
thore befindlichen Gartens erweckte es all-
gemeines Befremden, daß Graf Wolf-
egg denselben fast alle Jahre neu an.
legen ließ. Dies geschah aber aus ver»
schiedenen Gründen; nicht nur weil er,
der sich auf seinen weiten Reisen in der
Gartenkunst trefflich ausgebildet hatte,
bei diesen immer wieder stattfindenden
Veränderungen durch Hervorzauberung
stets neuer Reize seinem Schönheits» und
Kunstsinne genügen wollte, er hatte
dabei noch einen weit edleren Zweck im
Auge, nämlich: die Gewerbsleute und
Arbeiter immerfort zu beschäftigen und
ihnen dadurch eine beständige Erwerbs'
quelle zu eröffnen. So trieb er es durch
30 Jahre fort, bis ihm sein Gärtner
starb. Nun in Betrübniß über diesen
Verlust und da er bei seinem vorgerückten
Alter nicht leicht einen Mann, wie der
Vorgänger es war, sich heranbilden
konnte, verkaufte er 18 l4 den großen
Garten und machte mit dem ganzen
Erlös aus demselben dem Stadtarmen-
fonde ein Geschenk, so daß der Garten
auch fortan noch wohlthuend wirkte.
Was der Graf für die Armen Alles that,
kam nie zur allgemeinen Kenntniß. In
seiner Vorliebe für das Land, in welchem
er seine zweite Heimat gefunden, ging er
so weit, daß er nur immer Salzburger
Gewerbsleute beschäftigte, und wenn der
Eine oder Andere den Aufträgen sick
nicht gewachsen zeigte, so unterwies er
ihn selbst darin und schaffte ihm die
allenfalls nöthigen neuen Werkzeuge an.
Auch ließ er mehrere arme Knaben ein
Handwerk oder ein Gewerbe auf seine
Kosten erlernen. Dabei übte er Wohl-
thaten im Stillen, und zwar in aus«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon