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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Band 58
Seite - 65 -
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Seite - 65 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Band 58

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Molkenjiein, Oswald Oswald und zwar von einer Seite über ihn, von welcher er cs wohl am wenigsten erwarten durfte. Er hatte gegen die Familie Jäger wegen Herausgabe des Schlosses Hauenstein, in dessen Besitz diese wider Fug und Recht sich gesetzt, einen Proceß eingeleitet und mit der ihm eigenen Zähigkeit betrieben. Alü ihm jedoch eine Einladung zum Vergleich zugeschickt wurde, folgte er derselben. Dies war aber nur eine von seiner einst angebeteten Sa- bine angewendete Kriegslist. Denn kaum halte er sich eingefunden, als er auch über« fallen und in Ketten gelegt wurde, in denen er so lange schmachtete, bis er sich den ihm aufgedrungenen Bedingungen fügte. „Erleich' tert vom Baargeld. als halber Krüppel", schreibt sein Biograph, „ward er wieder ent< lassen". Aber damit hatte sein Ungemach noch immer kein Ende. Er ge-rieth zugleich mit seinen Brüdern Michael und Lienhard in Fehde mit Herzog Friedrich (zubenannt mit der leeren Tasche). Sie boten dem Her» zöge offen Troh und blutige Gegenwehr, und Oswald dichtete auf denselben ein Spottlied, wie ein ähnliches seit den Tagen d»ö Nibelungenliedes nicht gehört worden. Später — Ende 4426 oder Anfangs 1427 — gerieth er docl, in des Herzogs Gefangen- schaft, wo cs ihm auf Schloß Wellenberg, das unter der Obhut des kaiserlichen Pfle« gers Blasiuü Ritter von Holz stand, „elend und ignobel" erging, er saß mit beiden Füßen in Cisen; dann ward er nach Innsbruck ge» schleppt, mir elendem Gesindel unritlerlich zusammengesperrt und mußte mit demselben „das Brod in gleiche Brühe tauchen". Doch fand er gute Vertheidiger, und Herzog Fried» rick, der zuletzt selber meinte, „daß ein solcher Mann nicht auf Bäumen geboren wird", ließ ihn aus dem Gefängnisse an seinen Hof „zum Gesänge bitten", wo er ihm 1427 endlich seine Freiheit verkündete. Oswalds erstes Wort aber, als er die Freiheit erlangt hatte, war, daß er für einen Ritter um Frei» beit bat, der schon neunthalb Jahre gefangen saß, und diese Fürbitte ward ihm auch gc« währt. „Ein großherziger Zug von Os< w a l d S Seite", bemerkt sein Biograph I>r. Ho l land, „der manchen Flecken seines Charakters vergessen läßt". Nachdem O s' wa ld , frei geworden, noch manche Fahrt unternommen, so 1430 gegen Ungarn, in den Türkenkrieg, darauf in den Hussitenkrieg, von dort auf den Reichstag zu Nörnberg. dann sich 1431 bei einem neuerlichen Angriff! v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I.VIII. sGedr. gegen die Hussiten cinaefunden. endlich den König Sig ismund auf der Krönungsreise nach Nom begleitet hatte, war er bei seiner Rückkehr 67 Jahre alt. und nun setzte er sich zur Ruhe an Seite seiner treuen Marga- rethe, und als er da saß und die Nichtig« keit des Lrbens mit allen srinm Freuden und Leiden, die er vollauf genossen, über. blickte, wendete sich sein Gemüth der Selbst, schau zu. er suchte den Geist der Religion zu erfassen und in den Formen seiner poeti» schen Kunst auszuprägen. Und in diesen Ge- dichten welche Johannes Schrott unter dem Titel „Gedichte Oswald von Wol» kenß ein'ö. des letzten Minnesängers. Zum ersten Male in den Versmaßen des Originals übersetzt, ausgewählt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen" (Stuttgart 1886. Cotta. XXXI und 214 S.. 80.) herausgegeben hat. eikennt der Uebersetzer „den Höhepunkt von O s w a l d s dichterischem Schaffen". Oswald von Wolkenstein erreichte un» geachtet emes stürmischen und nichts weniger als immer behaglichen Lebens das Alter von 78 Jahren. Er hattte sich Zweimal verheiratet, zuerst mic Anmi Gräsin von hahcnems, dann mit Margarethe von Zchwangau. Aus beiden Ehen waren Kinder vorhanden, und sein gleichnamiger Sohn aus erster Ehe pflanzte die Rodenegg er Linie fort. Schrott's Ausgabe der Gedichte deS Wolkensteiners ist keine vollständige, rr hat sich in derselben darauf beschränkt, was ihm bei seiner Siel» lung als Priester der Aufnahme würdig er« schien. Aber darin hat er es verstanden, uns den Dichter mit Beibehaltung der demselben eigenen Kunstart in Strophen und Reimbau neu mundgerecht zu machen. Die Ausgabe uon des Wolkensteiners Schwanken. Bauern-, Tanzliedern u. d. m., in denen sich eine zum Volksliede überführende Kühnheit und draüe Keckheit ausspricht, und welche durch Beigabe der von dem Dichter selbst erfundenen und in der vorhandenen Handschrift seiner Dichtungen befindlichen Melodie noch einen besonderen Werth erhalten würden, muß einem Anderen vorbehalten bleiben. Wir schließen vorstehende Skizze mit Angabe der über den Minnesänger vorhandenen Lite» ratur in welcher kaum etwach was Bedeu» tungyat, fehlen dürfte. — I. Zur Biographie und literarischen Charakteristik Oswalds von Wolkenstein. A l l g e m e i n e Ze i tung (Augsburg. Cotta. 4") 26. Februar 187!. Beil. Nr. 37, S. 966 und 20. April N?Z, 10. Mai 1889,1 I
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wolf-Wurmbrand, Band 58
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Wolf-Wurmbrand
Band
58
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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