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Molter, Charlotte 89 Molter, Charlotte
auch diese Rolle zu den Glanzrollen der
Künstlerin, die ihr wohl keine Zweite
nachspielt', ist sie doch, seit sie dem Burg-
theater angehört, 39mal in derselben
aufgetreten. Als sie der treffliche Director
des Hamburger Stadttheaters, Mau-
rice, im Winter 4860/6t als Her
mione in Berlin spielen gesehen, enga-
girre er sie sofort. In der Hansestadt
trat sie am 19. August !86l als
Adrienne Lecouvreur auf. Sie ge-
fiel wieder außerordentlich, und Laube,
der sie fest im Auge behalten hatte,
stellte ihr nun Gastspielanträge, welchen
sie am ^. Juni 1862 nachkam, und trug
ihr zuletzt festes Engagement an, das sie
auch — freilich nach vielen Schwierig-
keiten, da sie Mau rice nicht ziehen
lassen wollte — annahm, worauf sie am
13. Juni 1862 als festes Mitglied des
Wiener Burgtheaters in der Rolle der
Iphigenie debutirte. Aber ihr Auf»
treten wurde von der Presse nicht ohne
Widersprüche beurtheilt. Während von
einer Seite ihr rückhaltlos Beifall mit
der Anerkennung ihrer vollen Bedeuten«
heit gezollt ward, gab es Andere, die in
ihr auch nicht einen Funken Talent er»
blickten; der Referent in der „Ost.
deutschen Post"
strengte sich
sogar zu der
Aeußerung an, daß sie vor fünf Jahren
(t8»7) ganz ungenügend war, jetzt aber
eine Tragödin sei, die
sich
für eine zweite
Bühne eigne; man sprach ihr Fleiß,
Ernst und Bildung ab. So ging es in
verschiedenen Tonarten fort. Die Kunst»
lerin aber schritt unbeirrt ihren Weg
weiter, an Laube einen Lehrmeister sin»
dend, der ihre glänzende Begabung ganz
erkannte und ihr in Zutheilung von Rollen
Gelegenheit gab, das zu zeigen, was sie
leisten konnte. Die auf S. 9l unter I. mit-
getheilte Uebersicht ihrer 1l4 Rollen, in
denen sie während 28 Jahre eintausend». siebenhundertvierundsechzigmal aufgetre»
ten, überhebt uns jeder weiteren Dar-
legung nach dieser Seite hin. Von den
zahlreichen von ihr geschaffenen Roller:
nennen wir insbesondere die Eglan»
tine in Mautner's gleichnamigem
Stücke, die Kriemhilde in Hebbel's
„Nibelungen", die Else in „Andreas
Hofer", die Conradine in „Deutsche
Komödianten" und die Ieanne Rey
in „Die Eine weint, die Andere lacht",
die Deborah in Mosenthal's, die
E d d a in Weile n's gleichnamigem
Stücke und die Camilla in „Die vor-
nehme Ehe", Sappho in Grillpar-
I z er's gleichnamigem Stücke, welche Rolle
i sie auch zu ihrer Iubiläumfeier wählte,
! Racine's „Phaedra", als welche sie
> über die eben damals in Wim gastirmde-
! Sarah Bernhard einen glänzenden
! Triumph errang, die Lady Macbeth
^ in Shakespeare's Macbeth", die
Magdalena Werner in „Aus der
Gesellschaft", die Lucretia in Lind'
ner's , Brutus und Collatinus", die
BegumSomru in Pachter»Halm's-
gleichnamigem Stücke, und die Draho»
mira in Weilen's- gleichnamigem
Drama, die Isabella Orsini m
Mosenthal's gleichnamigem Stücks
die Clara in Hebbel's „Maria Mag<
dalena" und die Frau uon Bassano-
in „Die Umkehr", die Titelrolle in Les-
sing's „Miß Sarah Samson", die Me»
dea in Grillparzer's gleichnamigem
Stücke, die Rachel in Grillparzer's
„Die Jüdin von Toledo", die Marga-
retha in Shakespeare's „Hein-
rich IV.", die Messalina in Wil>
brandt'S „Arria und Messalina", eine
Leistung, in welcher sie Makar t's
farbenreicher Pinsel auf die Leinwand
zauberte, die Poppäa in W i l-
brand t's „Nero"; die Kleopatra
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon