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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Band 58
Seite - 125 -
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Seite - 125 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Band 58

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Mayischek 123 Worzischek Nun gingen dem Mönche erst die Augen auf, und er übergab seinen Platz vor der Orgel sofort dem jungen Künstler, der auch mit der ganzen Unbefangenheit, die ihm eigen war, die ihm völlig unbekannte Messe durchspielte. Als Worzischek zehn Jahre zählte, gewann der Vater die Neberzeugung, daß der Sohn daheim kaum mehr etwas erlernen werde, und er brachte ihn daher nach Prag in das Haus seiner Gutsherrschaft Wamberg, der verwitweten Gräfin Kolowrat« Ziebfteinsk^, welche den Knaben in großmüthiger Weise aufnahm und unter» stützte. Doch sollte derselbe diese Wohl- that nicht lange genießen, denn schon in zwei Jahren ward ihm die edle Wohl« thäterin durch den Tod entrissen, und er mußte sich, während er das Gymnasium und den philosophischen Curs besuchte, durch Unterricht im Clavier seinen Lebens» unterhalt verdienen. Eilf Jahre hielt er sich bereits in Prag auf, ohne daß sein damals schon bedeutendes Talent irgend Iemands Aufmerksamkeit erweckt hätte. Dann lernte er den zu jener Zeit im Dienste des Grafen Bucquoy stehenden trefflichen Musiker Wenzel Tomaschek kennen, der sich bald des talentvollen Jünglings annahm und ihm unentgelt» lichen Unterricht im Generalbasse e:> theilte. Aber auch dieser hielt nicht lange vor. „Wir kamen leider nur bis zum SeptimeN'Accorde", äußerts sich Worzi ' schek in späteren Jahren öfter, wenn von Tomaschek die Rede war. So blieb er denn auch im Punkte der Komposition auf sich selbst und auf das Studium der Werke musicalischer Classiker und der vorzüglichsten Lehrbücher angewiesen. Den größten Nutzen zog er bei diesen Studien aus den Fugen und Präludien es großen Bach, deren Durchspielen er immer wieder vornahm, so daß er die' selben später ganz aus dem Gedächtniß vorzutragen im Stande war. Während seiner Studienjahre besuchte er in. den Ferienmonaten die Heimat, und wenn er auf seinen Ausflügen in eine Kirche kam, so geschah es nicht selten, daß er dann bei verschlossenen Kirchenthüren sich ganz in sein Orgelspiel versenkte. So waren die Jahre seiner wissenschaftlichen Ausbil» düng dahingegangen, ohne daß man auf den gediegenen Clavkerspieler und Orga' nisten, der er damals bereits war, aufmerk- sam geworden wäre. Erst als er anläßlich eines Wohlthätigkeitsconcertes zur Mit- wirkung eingeladen, eine ganz neue große Sonate von Dussek (1^ 6 retour 6.6 karis) mit aller Meisterschaft spielte, erstaunte man nicht nur über das junge, bisher unbeachtet gebliebene große Ta- lent, sondern auch das Tonstück fand solchen Beifall, daß es sozusagen in Mode kam und in Kürze die ganze Auflage desselben vergriffen wurde. Noch lebte er in Prag in ziemlich kümmerlichen Ver- hältnissen, bis ihm 1813 der Professor der Statistik, I)r. Ioh. Nep. Zizius, ein geborener Chrudimer, als derselbe fein Vaterland besuchte, in Prag kennen lernte. Zizius, ein ebenso tüchtigerMusik- kenner als großer Musikfreund, entdeckte sofort in Worzischek den elementaren Genius, dem nur Gelegenheit geboten werden mußte, die gebundenen Schwin» gen zu losen und zu entfalten, und for> derte den Künstler auf, nach Wien zu kommen und dort seine Studien fort' zusetzen. Worzischek erkannte wohl die Wahrheit dieses Rathes, und ohne die Schwierigkeiten zu bedenken, die sich bei Ausführung desselben ihm entgegen- stellen würden, begab er sich 1843, da> mals 22 Jahre alt, nach Wien. War schon der Kampf ums Dasein in Prag kein geringer, in Wien verminderte sich
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wolf-Wurmbrand, Band 58
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Wolf-Wurmbrand
Band
58
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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