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Mürzner 261 WürMer
einen mehrmonatlichen Urlaub, den er in
der französischen Schweiz verlebte, um
sich mit dem mündlichen Gebrauch des
Französischen vertraut zu machen, dann
legte er 4878 die Lehramtsprüfung aus
der französischen und englischen Sprache
ab und begab sich nun mit einem Reise»
stipendium nach Paris und London. Nach
seiner Rückkehr wurde er zunächst wirk-
licher Lehrer an der k. k. Realschule in
Steyr. 4889 erweiterte er feine Lehr»
befähigung durch Ablegung der Lehr«
amtsprufung aus der deutschen Sprache
für Oberrealschulen und kam 4881 an
die StaatsDberrealschule zu Sechshaus
bei Wien. Infolge von Ueberanstrengung
leidend, nahm er einen längeren Urlaub,
den er in Südtirol und Italien ver-
brachte, wo er sich zugleich mit italieni-
schen Sprachstudien beschäftigte. Nach
seiner Rückkehr erlangte er 4884 ander
Wiener Hochschule das Doctorat der
Philosophie und wurde zunächst Pro»
fessor an der k. k. Staatsrealschule auf
dem Neubau, welche Stellung er 4888
mit einer gleichen an der k. k. Staats»
realschule auf der Landstraße in Wien
vertauschte. Würzner ist in seinem
Fache auch schriftstellerisch thätig. Im
Schulprogramm zu Steyr 4879 und zu
Wien 4887 erschienen seine Wissenschaft»
lichen Abhandlungen: „Ueber Chau»
cer's lyrische Gedichte" und „Ueber die
Orthographie der ersten Quartausgaben
von Shakespeare's „Venus und
Adonis" und „Lucrece". Zur Methodik
des fremdsprachigen Unterrichts an Real-
schulen veröffentlichte er in der „Oejter»
reichischen Zeitschrift für das Realschul-
wefen" folgende Abhandlungen: 4879:
„Wer soll Deutsch an der Oberreal»
schule lehren?"; — 4880: „Verwer.
thung der historischen Grammatik des
Englischen im Unterrichte" und 4883: „Verwerthung der Phonetik im Unter-
richte der Aussprache des Französischen
und Englischen". Außerdem hat er für
die genannte Zeitschrift und für folgdndä
deutsche Fachblätter: „Englische Stu-
dien". „Zeitschrift für vergleichende Lite-
Naturgeschichte", „Phonetische Studien"
und „Anglia" zahlreiche Recensionen über
verschiedene in das Gebiet der neueren
Sprache einschlägige Werke geschrieben
und im Verein mit Prof. De. G. Na der
herausgegeben: „GngliZchez Rebbach tnr
hährre Khrangtalw" (Wien 4886, Alfr.
Holder) und „Nehrbnch der englischen spräche,
l. Theil: Glemenwbnch" (ebd. 5889). Bei
dem Umschwünge in der Methodik des
Unterrichts moderner Sprachen
ist es am Platze, den Standpunkt zu be-
zeichnen, auf welchem Würzner als
Lehrer steht. Der obligate Unterricht in
den modernen Sprachen ist an den öfter»
reichifchen Realschulen erst 4870, und
zwar vorwiegend mit humanistischer Ten»
denz eingeführt worden. Das Franzö»
sische und Englische sollte an der Real»
schule das vertreten, was Latein und
Griechisch von jeher an den Gymnasien
war. Dies führte zu einer Methode im
Unterricht der modernen Sprachen, der
dem der antiken Sprachen zu sehr nach«
gebildet war. Zu der grammatistrenden
Methode des Unterrichts kam noch die
einseitige Ausbildung der Lehramts«
candidaten, die ihr Schwergewicht in
theoretisch.philologische Schulung ver>
legie und in Bezug auf Fertigkeit im
Gebrauche einer lebenden Sprache, na»
mentlich im mündlichen Verkehr, sehr viel
zu wünschen übrig ließ. Allein eine
lebende Sprache kann und soll nicht wie
eine todte betrieben werden. Und selbst
bei dieser erscheint uns die übliche Me»
thode als nichts weniger denn eine rich«
tige. Die Folge jenes Sprachbetriebes/
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon