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Zierotin, Franz Joseph ^
fühtte, l83l zu ihrem Generaldirector.
Im Jahre l827 auch zum Director der
mährisch'schlesischen Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur-
und Landeskunde gewählt, versah er
diese Stellen bis zu seinem Tode. Auch
der wissenschaftlichen Förderung wendete
der Graf sein Augenmerk zu und be>
reicherte das Landesmuseum und andere
Anstalten mit mehreren hundert Büchern
und Flugschriften, welche sich vornehmlich
auf die neueste Zeitgeschichte bezogen.
Ueber das edle humane Wesen des
Grafen spricht sich sein Nekrolog in
höchst bezeichnender Weise aus: „Aus
allen seinen Handlungen strahlte nur
Wohlthun gegen Arme, Unterthanen
und Diener, besonders waren Letztere
nach seinem Wunsche stets so gestellt,
daß Nahrungssorgen auch bei der zahl'
reichsten Familie nie drückten; Witwen,
elternlose Kinder fanden in ihm ihren
Beschützer und V^rsorger. Alle liefen
ihm mit Freude entgegen, ergriffen unter
Freudenthränen küfsend seine Hände,
umklammerten knieend seine Füße —
wie hob er sie dann freundlich auf,
tröstete und unterstützte Jeden nach Be»
dürfniß. In dieser Situation aber mußte
man diesen edlen Beschützer nur sehen!
Freude, Wehmuth, mit einer Thräne im
Auge, verklärten ihn stets zu einem
himmlischen Gesandten der hilfsbedürf»
tigen Menschen, sowohl der Würdigen
als Undankbaren." Der Monarch wür«
dkgte auch die Verdienste dieses Edel»
mannes in des Wortes voller Bedeu>
tung, und nachdem der Graf 4833
preußischerseits den rothen Adlerorden
erhalten hatte, verlieh ihm der Kaiser
von Oesterreich im nämlichen Jahre die
geheime Rathswürde und im folgenden
das Ritterkreuz des Leopoldordens. Graf
Franz Joseph war seit 3. September j. Zierotin (Genealogie)
4804 mit Ernestine geborenen Freiin
Skrbensk^- von Hrzistie vermalt,
und entstammten dieser Ehe vier Söhne
und zwei Töchter. Von Ersteren starben
die Zwillinge Joseph und Ludwig
noch im Jahre ihrer Geburt 1805, Gu-
stav Ernst als Jüngling von 21 Jahren,
während Zdenko den Stamm fort«
pflanzte. Von den Töchtern vermalte sich
Gräsin Mathi lde mit Emanue l
Grafen Dubsky von Trzebomyslic
und Ernestine mit Alois Grafen S ^
rönyi von Kis'Seränye.
Wolny (Gregor). Taschenbuch der Geschichte
Mährens und Schlesiens (Brunn. Traßler.
<2°.) I. Jahr. (l826) S. i38. — d'ElveFt
(Christian Ritter von). Geschichte der k. k.
mäbrisch'schlesischen Gesellschaft zur Beförde»
rung des Ackerbaues, der Natur und Landes»
künde u. s. w. (Vrünn 1870, Rohrer, gr. 8".)
S. 202. 244, 247, 40 l. — Moraoia. l846,
Seite 97.
I. <3ur Genealogie der Grafen von Zierotin
Freiherren von Lilgenau. Die Zierot in,
die auch ^ i ro t in , sogar Scherotin ge<
schrieben vorkommen, zählen zu den ältesten
und edelsten Geschlechtern des österreichischen
Kaiserstaates. Väterlicherseits leiten sie ihre
Abstammung von einem russischen Groß»
fürsten Wladimir, der 1003 gestorben,
weiblicherseits von einer kaiserlichen Prin»
zessin byzantinischen Geblütes ab. da eine
solche die Gemalin Wlad imi rs sgewesenl
Ihr Ursprung läßt sich bis ins n . Jahr»
hundert zurück verfolgen, in welchem Sdis-
law, ein Urenkel obigen Wladimirs , mit
dem Herzog Boleslaw von Polen, dem
Bischofsmörder, nach Mähren kam und unter
Herzog Wrat is law in dessen Kriegen mit
großer Tapferkeit kämpfte. Seine Söhne
Vudisch und Iemislaus pflanzten das
Geschlecht fort. das sich in mehrere Aeste und
Zweige spaltete, welche nach ihren Besitzun«
aen
sich
zu nennen pflegten. Vorab unterscheiden
wir eine böhmische, eine mährische und
schlesische Hauptlinie. Die böhmische,
von Bübisch (Budis law) gestiftet, weist
in den Trägern des Namens HNichta eine
Reihe von ritterlichen Recken und Helden
auf und erlosch mit Plichta Vl l l . , der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon